Margarethenkirche Voitsberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Margarethenkirche vor 1890

Die Margarethenkirche war ein römisch-katholisches Kirchengebäude in der Stadtgemeinde Voitsberg in der Weststeiermark. Sie wurde erstmals im Beginn des 12. Jahrhunderts erwähnt und wurde 1890 aufgrund des näher rückenden Bergbaues auf Braunkohle abgetragen. Sie war der Heiligen Margareta von Antiochia geweiht und diente lange Zeit als Pfarrkirche von Voitsberg. Seit 2004 erinnert eine Gedenkstätte an die Kirche.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Standort der ehemaligen Kirche sowie die nähere Umgebung haben sich durch den Bergbau stark verändert. Durch den Katasterplan von 1823 lässt sich aber der Standort heute noch lokalisieren. Sie befand sich an der heutigen Schießplatzstraße in der zu Voitsberg gehörenden Katastralgemeinde Tregist. Laut dem alten Katasterplan umfasste der Kirchengrund die Parzellen Nr. 251–306 der Katastralgemeinde Voitsberg-Vorstadt, wobei sich der Kern der Anlage mit Baufläche und Friedhof auf der Parzelle Nr. 305 befand. Die Pfarrkirche hatte die Baufläche Nr. 79, die Friedhofskapelle die Nr. 80, das Pfarrhaus befand sich auf Nr. 77 und das Nebengebäude beim Pfarrhaus hatte die Baufläche Nr. 78.[1]

Heute befindet sich am ehemaligen Standort der Kirche eine Erinnerungs- und Gedenkstätte.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Margarethenkirche wurde erstmals am 7. Jänner 1103[3] zusammen mit dem Stadelhof Zedernitz, dem ursprünglichen Siedlungskern von Voitsberg, urkundlich erwähnt. Nach der Gründung der Stadt Voitsberg kam es immer wieder zu Streitigkeiten, ob die Margarethenkirche weiterhin als Pfarrkirche genutzt werden sollte. Durch Ablässe erlebte die Kirche in den Jahren 1475, 1500 und 1519 neuen Zulauf. Vermutlich noch im 15. Jahrhundert wurde die Kirche im Osten durch das Anfügen eines Chores erweitert. Im Jahr 1513 wurde die Michaelkirche zur neuen Pfarrkirche ernannt. Das bisherige flachgedeckte Langhaus wurde 1531 mit einem Gewölbe versehen und auch eine neue Eingewölbung im 17. Jahrhundert ist wahrscheinlich. Der Kirchturm wurde im Jahr 1538 an die Kirche angebaut. Ab 1645 diente die Margarethenkirche als Pfarrkirche für die zu Voitsberg gehörigen Landgemeinden, aber der Gottesdienst in dieser Kirche war nur wenig besucht, die Orgel wurde nicht mehr gespielt und auch die Taufen fanden in der Michaelkirche statt. Ein Taufstein wurde aber 1646 aufgestellt. Ein weiterer Ablass im Jahr 1715 sowie in den Jahren 1714, 1753, 1769 und 1783 erfolgte Stiftungen durch Bewohner des Umlandes brachten der Margarethenkirche erneuten Aufschwung und sollten ihren Fortbestand sichern. Die Kirchenfenster wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts barockisiert. Im Zuge des Josephinismus wurde die Kirche 1785 als überflüssiges Gotteshaus angesehen und behördlich geschlossen, aber konnte 1791 wieder eröffnet werden. Die Pfarrrechte gingen schließlich 1812 von der Landpfarre an die Josefskirche. Nach 1823 wurde ein neues Mesnerhaus errichtet.[1][4][5]

Das Gewölbe neben dem Kirchturm wurde 1831 durch einen Blitzschlag stark beschädigt und es mussten vorsorglich im gesamten Langhaus sowie im Chor Eisenschließen eingezogen werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen gab es weiterhin Probleme mit dem Gewölbe, was sogar soweit ging, dass ab dem 23. März 1860 die Kirche aufgrund von Einsturzgefahr durch eine Baukommission aus Graz behördlich gesperrt wurde. Der Stadtpfarrer bemühte sich in den folgenden Jahren um eine Wiederherstellung. Die Firma Edmund Welzig & Anton Sczureck begann im Jahr 1856 mit der Errichtung des St.-Johannes-Nepomuk-Stollens auf dem Kirchengrund mit dem Bergbau auf Braunkohle. Bereits im darauffolgenden Jahr wurde der Stollen von der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft (GKB) übernommen. Der Bergbau setzte der Kirche immer weiter zu als ab 1873 mehrere Kirchengründe von der GKB abgelöst wurden. Als 1876 einer der Stollen auf den Kirchengründen einbrach, forderte der Dechant zunächst auf eine Ablöse und Entschädigung, einigte sich aber mit der GKB aber schließlich auf eine Verpachtung der Gründe. Am 5. Jänner 1880 wurde schließlich die Gesamtablöse durch die GKB rechtskräftig. Diese drängte weiter darauf, dass die gesamten Kirchengründe verkauft werden sollten und führte schließlich auch ein Enteignungsverfahren gegen die Kirche. Der Pfarrer sah sich zum Verkauf des gesamten Kirchengrundes gezwungen. Mit der Eröffnung des neuen Stadtfriedhofes in Tregist wurden zahlreiche der Gräber dorthin übertragen und jene Grabsteine, welche in die Kirchenmauer eingelassen waren, wurden auf Wunsch der Grabinhaber teilweise in den Kreuzgang des Karmeliterklosters überführt. Bis zu Beginn des Jahres 1889 wurden auch die letzten Jahresgottesdienste an die Josefskirche übertragen. Als es klar wurde, dass eine Abtragung der Kirche bevorstand, entschloss sich der Pfarrer im Frühjahr 1889, die Exekrierung der Kirche vorzunehmen. Die Kapseln mit den Reliquien wurden am 29. Mai 1889 aus den Altarmensen entnommen und im Rahmen einer feierlichen Prozession in die Josefskirche überführt. Am 14. Juni 1890 trat die für die Abtragung zuständige Kommission ein letztes Mal in der Kirche zusammen. In den darauf folgenden Tagen wurde mit der kompletten Abtragung des Kirchengebäudes begonnen.[4][6][7][2]

Ausgehend vom Stadtpfarrer Erich Linhardt wurde im Sommer 2004 am ehemaligen Standort der Kirche eine Erinnerungsstätte eröffnet.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Kirche sind nur spärliche Beschreibungen überliefert. Zu ihnen zählt das älteste erhaltene Kircheninventar aus dem Jahr 1811 sowie eine Kirchenbeschreibung durch August Janisch aus dem Jahr 1888. Rund um die Kirche befand sich der Friedhof, welcher wiederum durch eine Mauer mit Zugangstoren umgeben war. Der Grundriss der Kirche war 16 Meter lang sowie 8 Meter breit. Der massive Kirchturm schloss südlich an das vierte Joch des Langhauses an und hatte ein hohes Zeltdach. Im Turm hingen drei Glocken, wobei die größte noch aus dem Mittelalter stammte. Die mittlere der Glocken wurden 1772 von Franz Sales Feltl in Graz gegossen und die kleinste Glocke stammte von Martin Feltl, welcher sie 1719 in Graz goss. Die Sakristei befand sich nördlich angebaut an den Chor.[1][4][7]

Das vierjochige und einschiffige Langhaus war im Kern romanisch und hatte ein auf vorgesetzten Wandpfeilern sitzendes, ursprünglich gotisches Stichkappentonnengewölbe ohne Gewölberippen, welches möglicherweise aus dem 17. Jahrhundert stammte. Zuletzt stammte nur mehr das eigentliche Chorjoch aus der Zeit der Gotik. Der spätgotische Chor hatte einen Dreiachtelpolygonschluss. Am Fronbogen erinnerte eine Inschrift an den Blitzschlag im Jahr 1831. Im Erdgeschoß des Kirchturmes befand sich zuletzt eine Taufkapelle.[4][6][7]

Der Hauptaltar wurde 1727 barockisiert und neu gestaltet. Das kurz vor 1727 entstandene Altarbild befindet sich seit 1958 an einem Seitenaltar in der Josefskirche und zeigt die Heilige Margareta mit Kreuz und flankiert von einem Drachen, welchen sie mit einer Zange im Griff hat. Im Hintergrund des Bildes ist das Martyrium der Heiligen dargestellt. Weiters standen zwei Figuren der Heiligen Barbara und Walburga auf dem Hochaltar, welche sich ebenfalls heute in der Josefskirche befinden. Der Marien- und der Kreuzaltar wurden erstmals 1538 erwähnt. Der Marienaltar hatte ein großes Altarbild, welches die heilige Maria mit dem Jesuskind zeigt, wie sie dem heiligen Dominikus einen Rosenkranz überreicht. Das kleine Altarbild bildete die heilige Dreifaltigkeit ab. Am Altar stand zudem eine Figur des heiligen Nikolaus. Es ist möglich, dass der Marienaltar 1752 umgestaltet wurde. Das große Altarbild des Kreuzaltares zeigte die Kreuzigung Christis und das kleine Bild zeigte eine Darstellung des heiligen Georgs. Eine Figur des heiligen Benedikt stand am Altar. Ein weiterer, dem heiligen Veit geweihter Seitenaltar stammte aus dem Jahr 1682. Zwei neue Seitenaltäre wurden am 21. Mai 1727 den Heiligen Maria und Josef von Nazaret sowie Veit und Georg geweiht. In der Taufkapelle hing ein Bild mit einer Darstellung der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer.[6][7]

An der linken Seite des Fronbogens, und damit zwischen Langhaus und Chor, befand sich die über eine kleine Holzstiege erreichbare Kanzel, welche aus derselben Zeit wie die beiden Seitenaltäre stammte. Die barocken Reliefbilder am Kanzelkorb zeigten die vier Kirchenlehrer. Der Schalldeckel war mit zwei Engelsfiguren sowie vom Heiligen Geist in Taubenform gekrönt. Die Orgel wurde in den Kircheninventaren des 19. Jahrhunderts immer wieder erwähnt, aber nicht näher beschrieben. Sie hatte acht Register und zum Schluss funktionierten nur mehr 40 der hölzernen Orgelpfeifen. Das Sakramentshäuschen aus dem Jahr 1536 stand an der nördlichen Chormauer. Die Kirchenfenster wurden im 18. Jahrhundert barockisiert. Das Gewölbe war im Langhaus sowie im ersten Chorjoch mit Fresken, die an Arbeiten von Joseph Adam von Mölk erinnerten und aus dem späten 18. Jahrhundert stammten, geschmückt. Am Fronbogen zeigten die Fresken das Letzte Abendmahl.[4][6][7]

Die Friedhofskapelle wurde erstmals 1752 als Karner erwähnt und war dem Heiligen Wolfgang von Regensburg geweiht. Vermutlich geht eine 1682 stattgefundene Altarweihe zu Ehren des Heiligen Wolfgang auf eine Umgestaltung dieser Kapelle im 17. Jahrhundert zurück. Das Pfarrhaus befand sich westlich der Kirche und wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts als baufällig beschrieben. Nach 1586 wurde das alte Pfarrhaus durch einen Neubau ersetzt, welcher in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Stil des Spätbarockes umgestaltet wurde.[1]

Erinnerungs- und Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erinnerungs- und Gedenkstätte

Seit dem Sommer 2004 befindet sich am ehemaligen Standort der Kirche eine von Franz Weiss und Michael Gumhold gestaltete Erinnerungs- und Gedenkstätte. Diese besteht aus einem Bildstock und kreuzförmig angelegten Tischen und Bänke, welche als eine Art Markierung dienen. Auf dem Gelände befinden sich zudem mehrere Schaukästen, welche Bilder und Informationen über die alte Kirche zeigen.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Lasnik: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung. Band 3. Stadtgemeinde Voitsberg, Voitsberg 2012, S. 22–27.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 22.
  2. a b c d Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 27.
  3. 900 Jahre Kirche in Voitsberg. www.voitsberg.graz-seckau.at, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  4. a b c d e Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 23.
  5. Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 26.
  6. a b c d Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 24.
  7. a b c d e Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 3. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 25.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Margarethenkirche (Voitsberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 3′ 2,4″ N, 15° 9′ 23,2″ O