Michaelkirche Voitsberg

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Die Filialkirche im September 2013
Der Altarraum der Kirche

Die Kirche Hl. Michael[1], auch Stadtkirche St. Michael[2] genannt, ist eine römisch-katholische Filialkirche in der Stadtgemeinde Voitsberg in der Weststeiermark. Ihre Geschichte führt bis auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück.

Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche steht südlich des Hauptplatzes in der Stadt Voitsberg, am Michaeliplatz 1.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde erstmals am 21. August 1268 als Filiale der Margarethenkirche urkundlich erwähnt. Erst am 24. Januar 1403 erfolgte die nächste urkundliche Erwähnung als eine größere Stiftung des Pfarrers Hans von Heiligenstatt an den Nikolausaltar in der Kirche erfolgte. Der Nikolausaltar war zu jener Zeit der Sitz einer eigenen Kaplanei. Durch eine im Januar 1445 erfolgte Stiftung durch den Bürger Siegmund Schadeckher gelangte die Michaelkirche in den Besitz eines Bürgerhauses der Stadt Voitsberg. Der Chor wurde während des 14. Jahrhunderts erweitert und umgebaut. Das heutige Langhaus wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet und im frühen 16. Jahrhundert[4] gotisiert. Die westliche Fassade wurde 1893 stark überarbeitet.[2][3] Der Kirchturm wurde 1607 durch den Einschlag eines Blitzes schwer beschädigt und wurde erst ab 1611 durch den Meister Peter wiederhergestellt. Im Jahr 1626 wurde der Innenraum der Kirche neu ausgemalt und es fanden Ausbesserungsarbeiten statt. Das Langhaus wurde 1648 und dann erneut 1772 und der Kirchturm 1656 neu eingedeckt. Im Jahr 1675 wurde der Turm durch einen Sturm erneut beschädigt und wurde erneuert. Bei einer vom Architekten Robert Mikovics geleiteten Gesamtrenovierung der Kirche im Jahr 1892 wurde der Innenraum auf den mittelalterlichen, gotischen Baubestand zurückgeführt und der Polygonchor neu erbaut.[5] In den Jahren 1956 und 1977 fanden weitere Renovierungsarbeiten im Innenraum statt und zwischen 2000 und 2002 wurden die Fenster saniert.[6]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Totenleuchte, welche sich neben der Kirche befindet

Bei der Kirche handelt es sich um eine im Kern spätromanische, dreischiffige und fünfjochige Hallenkirche mit einer gotischen Chorerweiterung und einem mächtigen, viergeschossigen[7] Chorquadratturm. An der Außenseite des Chores befinden sich abgetreppte Strebepfeiler. Das romanische, aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende westliche Rundbogenportal wurde jenem der Stiftskirche Wilhering nachempfunden und wurde im Jahr 1893 stark überarbeitet. Es ist zweifach abgetreppt und weist eine scharfkantige, sonst aber unprofilierte Quaderrahmung sowie ein durchgehendes Kämpferprofil mit Wulst und einer darüber liegenden Platte auf.[2] Das gotische Nordportal ist profiliert und hat einen Schulterbogen. Neben der Kirche steht im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts aufgestellt und in den Jahren 1936 und 1937 stark erneuerte Totenleuchte.[3]

Das dreischiffige und fünfjochige Langhaus wird von einem auf Achteckpfeilern ruhenden Sternrippengewölbe überspannt. Die Wandkonsolen sowie die Schlusssteine im Mittelschiff sind mit Wappenschilden verziert, welche nur zum Teil deutbar sind. Des Heiliggeistloch mit einer Taube befindet sich im mittleren Joch und wird von den vier Wappen, dem der Habsburger, dem von Österreich und der Steiermark sowie dem Stadtwappen von Voitsberg umgeben. Das Turmquadrat ist kreuzrippengewölbt. Der einjochige und ebenfalls kreuzrippengewölbte Chor schließt östlich an das Turmquadrat an und hat einen Fünfachtelschluss. Der Triumphbogen ist stark eingezogen.[7] Sowohl im Turmjoch als auch im Chor befindet sich jeweils ein Schulterbogenportal. Weiters befindet sich im Chor eine Mauernische mit Dreipassbogen. Die mit Kreuzrippen unterwölbte Empore befindet sich im westlichen Teil des Langhauses. Die Maßwerkfenster wurden erneuert und haben neogotische Fensterscheiben aus dem Jahr 1893.[3][4]

Die Kircheneinrichtung ist im Stile der Neogotik gehalten. Auf den nach einem Entwurf von Ludwig von Kurz zum Thurn und Goldenstein nach 1892 aufgestellten, neogotischen Hochaltar stehen mehrere von Jakob Gschiel im Jahr 1891 gefertigte Figuren. Das Tabernakel wurde 1832 aufgestellt.[8] Die Bilder auf den Seitenaltären wurden 1900 von Ludwig von Kurz zum Thurn und Goldenstein gemalt. Weiters hängen in der Kirche eine Kopie des Mariahilfer Gnadenbildes sowie ein Bildnis des heiligen Josef, welche beide 1879 von August Kraus gemalt worden sind. Der Taufstein der Kirche ist spätgotisch gestaltet. Neben dem nördlichen Kirchenportal steht ein auf das Jahr 1523 datiertes, rotmarmornes Weihwasserbecken, welches von Hans Schmit gestiftet wurde, worauf eine Inschrift und ein Wappen mit abgebildeten Salzfass hinweist. Ein weiters Weihwasserbecken am südlichen Seiteneingang weist das mit drei Lilien verzierte Wappenschild des zwischen 1490 und 1505 nachweisbaren Stadtrichters Jörg Egner auf.[3][4][9]

Über die gesamte Kirche verteilt findet man mehrere Wappen- und Grabsteine. So befindet sich etwa am Chorschluss ein aus dem Jahr 1587 stammendes Portraitrelief das Christoff Grabner sowie seine Frau Elisabeth zeigt. Der Grabstein des 1586 verstorbenen Christoph Würtzperger ziert ein Relief des Ehepaares vor einem Kreuz sowie ein Hauszeichen. Das Relief auf dem Grabstein des 1589 gestorbenen Blasius Wolff ist stark zerstört. Weiters befinden sich der Grabstein des 1587 gestorbenen Christoff Prem sowie der von Martin Jakob Pircker, welcher im Rokokostil gehalten ist in der Kirche. Ein Wappenstein der Ragkniz stammt aus der Zeit gegen 1600.[3]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Jahr 1893 erbaute Orgel stammt von der Jägerndorfer Werkstätte Gebrüder Rieger und wurde als Opus 432 mit Kegelladensystem erbaut. Das Werk verfügt über 16 klingende Register und befindet sich im Originalzustand. Eine Renovierung erfolgte im Jahr 2002 durch Orgelbauer Hartinger aus Graz.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 585–586.
  • Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 28–45.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Filialkirche hl. Michael, Voitsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pfarre Voitsberg. www.katholische-kirche-steiermark.at, abgerufen am 21. Mai 2016.
  2. a b c Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 28.
  3. a b c d e f Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 585–586.
  4. a b c Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 32.
  5. Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 33.
  6. Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 34.
  7. a b Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 29.
  8. Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 35.
  9. Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 37.
  10. Andreas Schmidt: Riegerorgel St. Michael Voitsberg. Hrsg.: Orgel Verzeichnis Schmidt. (orgel-verzeichnis.de).

Koordinaten: 47° 2′ 57,4″ N, 15° 8′ 57,8″ O