Maria Dorothea Omeis

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Maria Dorothea Omeis, gebürtig Rost, verwitwet Pilnhuber (* 4. Dezember 1650 in Sanlúcar de Barrameda, Spanien; † 21. September 1738 in Altdorf bei Nürnberg) war eine deutsche Barock-Lyrikerin und Mitglied des Pegnesischen Blumenordens.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Omeis war die Tochter von Wendelin und Anna (geb. Footh) Rost aus Erfurt. Ihr Vater war als Kaufmann in Andalusien tätig. Die aus Deutschland stammenden Eltern sollen bei ihrer Auswanderung nach Spanien heimlich ihrem evangelisch-lutherischen Glauben treu geblieben sein und diesen auch ihrer Tochter weitergegeben haben.[1]

In erster Ehe war sie mit Conrad Pilnhuber aus Altdorf, wahrscheinlich ebenfalls Kaufmann, verheiratet.

1675 reiste Omeis gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Mutter (der Vater war 1662 verstorben) mit dem Schiff zurück nach Deutschland. Die Schiffsreise dauerte insgesamt acht Wochen und gestaltete sich aufgrund eines großen Sturms als beschwerlich und gefährlich. Nachdem das Schiff in Hamburg angelegt hatte, reisten sie weiter nach Altdorf bei Nürnberg. Rund eineinhalb Jahre später, Anfang 1677 verstarb ihr erster Ehemann.[1]

Nach dessen Tod heiratete Omeis am 15. Mai desselben Jahres in zweiter Ehe Magnus Daniel Omeis, Professor der Moral und der Rhetorik in Altdorf. Von 1697 bis zu seinem Tod 1708 stand dieser unter dem Pseudonym Damon II. als Präsident dem Pegnesischen Blumenorden vor.[2]

Es ist überliefert, dass Magnus Daniel Omeis bestrebt war, das literarische Interesse seiner Ehefrau zu fördern. In einem Brief vom 28. Oktober 1679 an Sigmund von Birken gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass seine Frau die Aufnahme in den Orden „zu mehrerer Außübung so wol der Spanischen als Teutschen Sprache solte anspornen“.[3] So veranlasste Omeis nach der Heirat die Aufnahme von Maria Dorothea in die Gesellschaft. Zwei Jahre nach der Heirat, also ab 1679, gehörte auch sie als Diana die Andere bzw. Diana II. dem Blumenorden an.[4] Bei ihrer Einführung in den Orden erhielt sie die Granatenblüte (Blüte des Granatapfels) mit der Beischrift: „Namensverwandt mit Granadillen“[5]. Dies hatte zweierlei Bedeutung: Einerseits war die Passionsblume (die Passionsfrucht wird auch Granadilla genannt), die Blume des gesamten Ordens. So wurde eine Verwandtschaft der ihr zugeteilten Blume mit der des Ordens erzeugt. Andererseits sollte die Blüte des Granatapfels an ihre andalusische Herkunft erinnern.[5] Diese zweite Bedeutung wurde vermutlich durch den Gleichklang von Granadilla und Granada – eine Stadt in Andalusien – hergestellt.

In einem weiteren Schreiben Omeis' vom 21. Januar 1681 heißt es: „Diana höret die Lectiones von der Teutschen Poesie (aber heimlich im cabinet) auch mit an“.[3] Maria Dorothea Omeis hörte also heimlich – Frauen waren damals an Universitäten nicht zugelassen – die Poetikvorlesung ihres Mannes mit.[3] Dies erinnert an die Geschichte der Universalgelehrten Anna Maria van Schurman, die in einem eigens für sie angefertigten hölzernen Verschlag, der mit Stoff verkleidet war, Vorlesungen am Utrechter Gymnasium mitanhörte.[6]

Zudem ist auch dies wiederum Beleg für Omeis' Bestrebungen, seine Frau zur Dichtkunst anzuleiten.

1689 kam das erste und einzige Kind der beiden zur Welt. Der Knabe verstarb jedoch bald nach der Geburt.[7]

Nach 30 Jahren Witwenschaft verstarb Omeis am 21. September 1738 im hohen Alter von 88 Jahren in Altdorf bei Nürnberg.

Asterio II. (wohl Johann Friedrich Stoy) hat im Namen der Gesellschaft eine Trauerode auf sie verfasst.[8]

Werk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Omeis hat eine geistliche Betrachtung im Poetischen Andachtsklang verfasst: Herr/ diese Zeit ist mein und dein (Vom rechten Brauch der Zeit. Erquick-Stund XI. Betrachtung). Gedicht in: Der geistlichen Erquick-Stunden des Doctor Heinrich Müllers. Poetischer Andacht Klang von denen Blumengenossen verfasset. 2. Aufl. Nürnberg: Felsecker, 1691, S. 62–63.[9]
  • Der Joseph sahe dort im Traum den Mond/ die Sonn’. Gedicht in: Die Betrübte Pegnesis. Hrsg. von Martin Limburger. Nürnberg: Fraberg, 1684, S. 108.[10] In Die Betrübte Pegnesis trauern die Pegnitz-Schäferinnen und -Schäfer um ihren verstorbenen Präsidenten Sigmund von Birken (Floridan).[11]
  • Sie reiche mir den Arm und Hand. Gedicht in: Amarantes (= Johann Herdegen). Historische Nachricht von deß löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang. Nürnberg: Riegel, 1744, S. 589f.[12] Gedicht an Dorothea Lang bekannt, als diese – als Doris – selbst auch in den Blumenorden aufgenommen wurde.
  • Hochzeitsschrift für Anna Maria Nützel (Amarillis): ES Nutzt und ziert der Majoran. In: Magnus Daniel Omeis: Der Nützliche Baumgarten an dem Hochfeyerlichen Myrten-Fest Des WolEdel-Preißwürdigen Zelinto und Der gleich-WolEdeln ... Pegnitz-Nymfen Amarillis Altdorf: Meyer, 1681. S. 117–118.[13] Darin ist auch das Begrüßungs- und Aufnahmegedicht von Amarillis durch Maria Dorothea Omeis (Diana) Edel-schöne Amarill enthalten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean M. Woods, Maria Fürstenwald: Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1984, S. 86. ISBN 3-476-00551-8.
  • Hamburgische Berichte von den neuesten Gelehrten Sachen Auf das Jahr 1739, S. 11–13. (online verfügbar via Göttinger Digitalisierungszentrum)
  • Omeis, Maria Dorothea. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 25, Leipzig 1744, Sp. 1413. (online)
  • Johann Herdegen: Historische Nachricht von des löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang biss auf das durch Göttl. Güte erreichte Hunderste Jahr, mit Kupfern geziert, und verfasset von dem Mitglied dieser Gesellschafft Amarantes. Christoph Riegel, 1744, S. 489–491. (online verfügbar via Google Books)
  • Friedrich-Heinrich von der Hagen: Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Alterthumskunde. Plohn, 1848, S. 116. (online verfügbar via Google Books
  • Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der Christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. C. Belser, 1867, S. 505. (online verfügbar via Google Books)
  • Rochus Freiherr von Liliencron, Franz X. von Wegele, Anton Bettelheim: Allgemeine deutsche Biographie. Duncker & Humblot, 1887, S. 349. (online verfügbar via Google Books)
  • Gustav Klemm: Die Frauen. Culturgeschichtliche Schilderungen des Zustandes und Einflusses der Frauen in den verschiedenen Zonen und Zeitaltern. Band 6. Arnoldische Buchhandlung, 1859, S. 289. (online verfügbar via Google Books)
  • Curt von Faber du Faur: German Baroque Literature. A Catalogue of the Col!ection in the Yale University Library. Yale Univ. Press, New Haven 1958.
  • Isabelle Stauffer: Im Dialog – Dichterinnen im Pegnesischen Blumenorden. In: Corinna Dziudzia und Sonja Klimek (Hrsg.): Gelehrte Frauen der Frühaufklärung. Einsame ‚Wunderthiere‘ oder vernetzte Akteurinnen? Springer, Wiesbaden 2022, S. 13–33.
  • Ralf Schuster: Frauen im Pegnesischen Blumenorden des 17. Jahrhunderts. In: Klaus Garber, Hartmut Laufhütte und Johann Anselm Steiger (Hrsg.): Sigmund von Birken (1626–1681). Ein Dichter in Deutschlands Mitte. De Gruyter, Berlin/Munich/Boston 2019, ISBN 978-3-11-059494-2, S. 259–272.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hamburgische Berichte von den neuesten Gelehrten Sachen Auf das Jahr 1739. (uni-goettingen.de [abgerufen am 3. November 2022]).
  2. Rochus Freiherr von Liliencron, Franz X. von Wegele, Anton Bettelheim: Allgemeine deutsche Biographie. Duncker & Humblot, 1887, S. 347–349 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  3. a b c Ralf Schuster: Frauen im Pegnesischen Blumenorden des 17. Jahrhunderts. In: Klaus Garber, Hartmut Laufhütte und Johann Anselm Steiger (Hrsg.): Sigmund von Birken (1626–1681). Ein Dichter in Deutschlands Mitte. De Gruyter, Berlin/Munich/Boston 2019, ISBN 978-3-11-059494-2, S. 259–272.
  4. Gustav Klemm: Die Frauen. Culturgeschichtliche Schilderungen des Zustandes und Einflusses der Frauen in den verschiedenen Zonen und Zeitaltern. Band 6. Arnoldische Buchhandlung, 1859, S. 289 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  5. a b Friedrich-Heinrich von der Hagen: Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Alterthumskunde. Plohn, 1848, S. 116 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  6. Michael Spang: Wenn sie ein Mann wäre. Leben und Werk der Anna Maria van Schurman 1607–1678. Darmstadt 2009, S. 61.
  7. Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der Christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. C. Belser, 1867, S. 505 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  8. Johann Herdegen: Historische Nachricht von des löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang biss auf das durch Göttl. Güte erreichte Hunderste Jahr, mit Kupfern geziert, und verfasset von dem Mitglied dieser Gesellschafft Amarantes. bey Christoph Riegel, 1744, S. 491 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  9. Maria Dorothea Omeis: Der Geistlichen Erquick-Stunden des fürtrefflichen Gottes-Lehrers Herrn Doctor Heinrich Müllers. Poetischer Andacht-Klang. 1691 (digitale-sammlungen.de).
  10. Martin Limburger: Die betrübte Pegnesis, den Leben/ Kunst- und Tugend-Wandel des seelig-edlen Floridans H. Sigm. von Birken durch 24 Sinn-bilder, in Kupfern. Froberg, 1684 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  11. Curt von Faber du Faur: German Baroque Literature: A Catalogue of the Col!ection in the Yale University Library. Yale Univ. Press, New Haven 1958.
  12. Johann Herdegen: Historische Nachricht von des löblichen Hirten- und Blumen-Ordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang biss auf das durch Göttl. Güte erreichte Hunderste Jahr, mit Kupfern geziert, und verfasset von dem Mitglied dieser Gesellschafft Amarantes. bey Christoph Riegel, 1744 (google.ch [abgerufen am 3. November 2022]).
  13. Maria Dorothea Omeis: ES Nutzt und ziert der Majoran. In: Magnus Daniel Omeis (Hrsg.): Der Nützliche Baumgarten an dem Hochfeyerlichen Myrten-Fest Des WolEdel-Preißwürdigen Zelinto und Der gleich-WolEdeln ... Pegnitz-Nymfen Amarillis. Meyer, Altdorf 1681, S. 117–118.