Marie Le Seur

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Marie Le Seur (* 1. Januarjul. / 13. Januar 1843greg. in Riga; † 15. April 1898 in Gotha)[1] war eine deutsche Theaterschauspielerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als junge Harfenistin wirkte die spätere Theaterschauspielerin in der Spielzeit vom 1. Januar 1868 bis Anfang August 1869 in Riga, nachdem sie von einem Gastauftritt in der russischen Hauptstadt Sankt Petersburg kam.[2] Gelegentlich trat sie auch als Klavierspielerin auf. Zum Theater kam sie über ihre Mutter, Bertha Le Seur, die Liebhaberinnen spielte und kleine Gesangspartien übernahm sowie Mitglied eines Chores von 1837 bis 1845 war.

In Deutschland wurde Fräulein Le Seur als Harfenspielerin aus Petersburg erstmals in Nürnberg beschäftigt.[3] Unter dem Erbauer und Direktor des Victoria-Theaters, Rudolf Cerf, und dem Dramaturgen Julius Lasker zählte Frl. Le Seur Anfang der 1870er Jahre zum Darstellenden Personal dieses Berliner Theaters.[4] Sie wohnte 1871 in der Krausnickstraße 16 in Berlin und gab als Berufsbezeichnung „Schauspielerin“ an.[5] Auch im Jahre 1876 wurde Marie Le Seur im Adressbuch für Berlin mit dem Beruf „Schauspielerin“ erfasst und sie wohnte nach einem Umzug in der Nr. 176 der Alten Jacobstraße.[6] Als Mitglied einer „Reisenden Gesellschaft“ war Marie Le Seur an einem Gastspiel in Brieg 1876 beteiligt.[7] 1880 war ihre Anschrift in Berlin: Alte Jakobstraße 5. Während die Schauspielerin als „Rentiere“ bezeichnet wurde, nannte das Berliner Adressbuch Hubert Le Seur als Betreiber eines Restaurants im Souterrain des Hauses Mauerstraße 37.[8] Anschließend betrieb der so genannte „Restaurateur“[9] eine Gastwirtschaft im Kellergeschoss der Hagelberger Str. 34 in Berlin-Kreuzberg.[10]

Als Marie Le Seurs ältester Sohn Eduard 1891 Schauspieler-Volontär in Berlin war, hatte sie dieselbe Anschrift: Oranienstraße 97 a in der deutschen Reichshauptstadt[11] und ebenso 1889[12] sowie 1891.[13] Im Adressbuch Berlins, Ausgabe 1892, wurde vermerkt, dass M. Le Seur, in der Johanniterstraße 8 – unweit der Berliner Stadtmission, wo ihr jüngster Sohn später arbeitete – eine Wohnung hatte. Während M. Le Seur im Jahre 1893 am Theater in Brieg gastierte, arbeitete ihr Erstgeborener, Eduard, als Schauspieler in Görlitz[14] und hatte bereits im Vorjahr in Brieg gastiert. Am Brieger Stadttheater spielte Marie Le Seur Anstandsdamen und Mütter.[15]

Am Aachener Stadttheater war sie in der Spielzeit vom 15. September 1895 bis Palmsonntag 1896 als Darstellendes Mitglied tätig.[16] Vor ihrem frühen Tod im Alter von 55 Jahren wirkte sie in Hanau am Stadttheater,[17] wo sie schon in der Spielzeit 1. Oktober 1893 bis zum 1. April 1894 tätig war.[18]

Sie gehörte zuletzt zum Ensemble der Herzoglichen Hoftheater des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha. Das Ableben der Herzogliche Hofschauspielerin, Frau Le Seur, teilten diese Theater im Neuen Theater-Almanach landesweit mit.[19]

Marie Le Seur war Mitglied in der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger.[20]

Trauerfeier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr jüngster Sohn Paul hielt die Predigt auf der Beerdigung der Schauspielerin Marie Le Seur, an der „viele Menschen“, darunter die weiteren Söhne Eduard und Walter, Anteil nahmen. In seinem Gedicht Meine erste Predigt beschrieb der Autor und angehende evangelische Pastor Paul Le Seur einfühlsam die Trauerfeier für seine Mutter mit den Schlussversen:

Ich stand im Kerzenglanz vor dem Altare –
und mir zu Füßen lag im engen Schrein,
im Frühlingsblütenschmuck auf schwarzer Bahre
mein totes Mütterlein …

Nahezu zehn Wochen später ist Pauls, Walters und Eduards „Vater nach langem Siechtum heimgerufen worden“.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neuer Theater-Almanach, 10. Jahrgang (1899), S. 169; DNB 012624578
  2. Moritz Rudolph (Hrsg.): Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lexikon nebst Geschichte des Rigaer Theaters und der Musikalischen Gesellschaft, Riga 1890, S. 140 [Nachdruck der Ausgabe von 1890], Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7433-2785-6
  3. Allgemeine Theater-Chronik. Organ für das Gesammtinteresse der deutschen Bühnen und ihrer Mitglieder, Nr. 21/1871, S. 203
  4. Ferdinand Roeder’s Theater-Kalender [auf das Jahr 1871]. Druck und Verlag von Ernst Kühn, Berlin, S. 59
  5. Seur, Le, M. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1872, Teil 1, S. 736 (Spalte 1).
  6. Seur, Le, M. In: Berliner Adreßbuch, 1876, Teil 1, S. 901 (Spalte 3).
  7. Almanach der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, Hrsg. Ernst Gettke, 41. Jahrgang, Berlin 1877, S. 45
  8. Seur, Le, Hubert. In: Berliner Adreßbuch, 1880, Teil 1, S. 924 (Spalte 3).
  9. Heyses Fremdwörterbuch. Hannover/Leipzig 1903, S. 748, Spalte 2
  10. Seur, Le, Hubert. In: Berliner Adreßbuch, 1885, Teil 1, S. 996 (Spalte 2).
  11. Oranienstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1891, Teil 2, S. 373 (Spalte 3).
  12. Seur, Le, M., Rentiere. In: Berliner Adreßbuch, 1889, Teil 1, S. 1116 (Spalte 2).
  13. Seur, Le, M., Rentiere. In: Berliner Adreßbuch, 1891, Teil 1, S. 1240 (Spalte 3).
  14. Le Seur, Ed. wohnte in Görlitz, Grüner Graben 26.
  15. Neuer Theater-Almanach. Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch, Hrsg.: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, 4. Jahrgang (1893), S. 248
  16. Neuer Theater-Almanach 7. Jahrgang (1896), S. 228; sie wohnte in Aachen in der Reihstraße 4
  17. Neuer Theater-Almanach, 6. Jahrgang (1895), S. 396
  18. Neuer Theater-Almanach, 5. Jahrgang (1894), S. 399
  19. Neuer Theater-Almanach, 10. Jahrgang (1899), S. 305
  20. Mitgliedsnummer der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger: 2481 und zuvor als Harfenspielerin, Nr. 1570
  21. Le Seur, Paul: Aus meines Lebens Bilderbuch. 3. Auflage. Kassel 1957, S. 38; DNB 453018351