Markus Rehm

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Markus Rehm


Rehm bei den Deutschen Meisterschaften 2014 in Ulm

Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 22. August 1988 (35 Jahre)
Geburtsort GöppingenDeutschland
Größe 185[1] cm
Gewicht 75[1] kg
Beruf Orthopädietechniker-Meister
Karriere
Disziplin 100-Meter-Lauf, 200-Meter-Lauf,
4-mal-100-Meter-Staffel, Weitsprung
Bestleistung 100 m: 11,46 s; Weitsprung: 8,72 m (WR)
Verein TSV Bayer 04 Leverkusen (seit 2008)
Trainer Steffi Nerius
Status aktiv
Medaillenspiegel
Paralympische Spiele 4 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
IPC-Weltmeisterschaften 6 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
IPC-Europameisterschaften 5 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
IWAS World Junior Games 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Deutsche Hallenmeisterschaften 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Paralympische Spiele
Gold 2012 London Weitsprung
Bronze 2012 London 4 × 100 m
Gold 2016 Rio de Janeiro 4 × 100 m
Gold 2016 Rio de Janeiro Weitsprung
Gold 2020 Tokio Weitsprung
Weltmeisterschaften der Behinderten
Gold 2011 Christchurch Weitsprung
Gold 2013 Lyon Weitsprung
Gold 2015 Doha 4 × 100 m
Gold 2015 Doha Weitsprung
Gold 2017 London 4 × 100 m
Gold 2017 London Weitsprung
Gold 2019 Dubai Weitsprung
IPC-Europameisterschaften
Gold 2012 Stadskanaal 100 m
Gold 2012 Stadskanaal Weitsprung
Gold 2014 Swansea Weitsprung
Bronze 2014 Swansea 100 m
Gold 2018 Berlin 4 × 100 m
Gold 2018 Berlin Weitsprung
IWAS World Junior Games
Gold 2009 Bangalore 4 × 100 m
Gold 2009 Bangalore Weitsprung
Logo des DLV Deutsche Meisterschaften
Gold 2014 Ulm Weitsprung
Logo des DLV Deutsche Hallenmeisterschaften
Gold 2018 Dortmund Weitsprung T64
letzte Änderung: 7. September 2020

Markus Rehm (* 22. August 1988 in Göppingen, Baden-Württemberg) ist ein deutscher Leichtathlet im Behindertensport (ehem. der Startklasse T/F44, seit 1. Januar 2018 Klasse T64). Er ist auf den Weitsprung und die Sprintstrecken spezialisiert.

Berufsweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markus Rehm ist Orthopädietechniker-Meister.[2]

Sportliche Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 14-jähriger Wakeboarder verlor er bei einem Unfall im Rahmen eines Wakeboard-Trainings (August 2003) sein rechtes Bein unterhalb des Knies.[2] Dennoch kehrte er schnell wieder zum Sport zurück und wurde 2005 deutscher Vizejugendmeister im Wakeboarden.[3] Danach widmete er sich vermehrt der Leichtathletik und startete zunächst für die TG Reichenbach u. R. 2008 wechselte er zum TSV Bayer 04 Leverkusen, wo Steffi Nerius seitdem seine Trainerin ist.

Bei den IWAS World Junior Games 2009 gewann Rehm die Goldmedaille im Weitsprung und wurde Fünfter über 100 und Sechster über 200 Meter.[4] Ein Jahr später wiederholte er den Titelgewinn im Weitsprung und gewann auch Gold über 200 und Silber über 100 Meter. Seit 2009 tritt Rehm bei den Männern an. Beim Paralympic Worldcup wurde er Zweiter im Weitsprung, bei den IWAS-Weltmeisterschaften in Bangalore gewann er mit der Europarekordweite von 6,75 Metern den Titel im Weitsprung, ebenso mit der 4-mal-100-Meter-Staffel. Über 200 Meter verpasste er als Viertplatzierter knapp eine weitere Medaille.

2011 verteidigte Rehm in Christchurch seinen Titel bei den IPC-Weltmeisterschaften mit der Weltrekordweite von 7,09 Metern.[5] Eine weitere Medaille verpasste er als Viertplatzierter knapp mit der 4-mal-100-Meter-Staffel, über 100 Meter wurde er Zehnter.

2012 gewann er zunächst die Titel im Weitsprung und über 100 Meter bei den IPC-Europameisterschaften in Stadskanaal. Höhepunkt der Saison und der Karriere wurden in diesem Jahr die Paralympischen Spiele in London. Im Weitsprung gewann er vor seinem Landsmann Wojtek Czyz und verbesserte seine eigene Rekordweite um 26 Zentimeter auf 7,35 Meter.[6]

2013 konnte Rehm beim Integrativen Sportfest in Leverkusen den Weltrekord im Weitsprung (Behindertensport, Klasse T/F 44) auf 7,54 Meter verbessern.

2010, 2011, 2012 und 2013 holte Rehm die Titel im Weitsprung bei den Deutschen Meisterschaften.

Nach Rehms eigener Aussage ist es sein Ziel wie schon zuvor Oscar Pistorius in offiziellen Wettbewerben gegen „nichtbehinderte“ Athleten antreten zu können. Mit den seit 2012 gezeigten Leistungen wäre ihm dies möglich, so hätte er mit seiner bei den IPC-Weltmeisterschaften am 24. Juli 2013 gesprungenen T44-Weltrekordweite von 7,95 Metern die Qualifikationsnorm für die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2013 von 7,65 Metern erreicht und dort rechnerisch den dritten Platz belegt.[7][8][9]

Am 26. Juli 2014 gewann Rehm mit einer Weite von 8,24 Metern die Deutsche Meisterschaft der nichtbehinderten Sportler. Er schlug dabei den ehemaligen Europameister Christian Reif (8,20 Meter) und verbesserte seinen eigenen Paralympics-Weltrekord dabei um 29 Zentimeter. Das Resultat galt zunächst nur unter Vorbehalt, da geklärt werden sollte, ob seine Prothesen ihm keinen unerlaubten Vorteil verschaffen.[10] Am 30. Juli 2014 entschied der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), dass Rehm nicht an den Leichtathletik-Europameisterschaften 2014 teilnehmen darf. Laut Verbandspräsident Clemens Prokop bestehen „deutliche Zweifel, dass Sprünge mit Beinprothese und mit einem natürlichen Sprunggelenk vergleichbar sind.“[11] Messungen der Biomechaniker hatten ergeben, dass Rehm beim Anlauf kurz vor dem Absprung deutlich langsamer war als andere Männer bei vergleichbaren 8-Meter-Sprüngen und er trotzdem beim Absprung eine höhere Vertikalgeschwindigkeit erreichte als Christian Reif.[12] Rehms Trainerin Steffi Nerius kritisierte, dass die Messungen nicht schon früher durchgeführt worden waren, allerdings konnte Markus Rehm eine vom DLV angebotene Messung drei Wochen vor den Meisterschaften nicht wahrnehmen.[13] Auf rechtliche Schritte gegen die Nichtnominierung verzichtete Rehm. Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, kritisierte die Entscheidung: „Ich hätte es gut gefunden, wenn der DLV ein Statement abgegeben und die Inklusion ernsthaft vorangetrieben hätte.“[14] Im November entschied der DLV, dass Rehm zwar seinen Titel als Weitsprungmeister behalten und auch in Zukunft gemeinsam mit nichtbehinderten Sportlern starten darf, aber getrennt von ihnen gewertet wird. Ein durch die Prothese gegebener Vorteil sei nach den Untersuchungen wahrscheinlich, aber nicht absolut sicher.[15]

2015 wurde Rehm mit der Weltrekordweite von 8,40 m zum dritten Mal Weltmeister.

2016 war er Fahnenträger der deutschen Paralympics-Mannschaft in Rio de Janeiro.[16][17] Wegen seiner überragenden Erfolge (Goldmedaille 4-mal-100-Meter-Staffel, dgl. im Weitsprung) bei den Paralympics 2016 wurde er am 1. November 2016 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.[18]

Im Juli 2017 gewann Rehm mit der 4-mal-100-Meter-Staffel bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Behinderten in London die Goldmedaille, nachdem die US-amerikanische Mannschaft disqualifiziert worden war.[19][20]

2018 holte Rehm im Rahmen der Deutschen Hallenmeisterschaften den Titel beim Weitsprung in der Klasse T64. Bei den IPC-Europameisterschaften in Berlin siegte er im Weitsprung mit Weltrekord von 8,48 m und gewann mit Meisterschaftsrekord von 41,42 s Gold in der 4-mal-100-Meter-Staffel mit Johannes Floors, Phil Grolla und Felix Streng.

Im November 2019 gewann Rehm im Weitsprung sein fünftes WM-Gold in Folge bei den Para Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) mit 8,17 m.[21]

Am 1. Juni 2021 sprang Rehm bei den Para Leichtathletik-Europameisterschaften in Bydgoszcz 8,62 Meter weit. Damit setzte er einen neuen Weltrekord im Weitsprung des Behindertensports und er sprang zudem weiter als alle deutschen Weitspringer vor ihm.[22] Rehm verbesserte mit dem Weitsprung seine persönliche Bestleistung um 14 Zentimeter.[23]

Am 11. Juni 2022 verbesserte Rehm im Rahmen der Golden Roof Challenge in Innsbruck seine eigene Bestmarke im Weitsprung auf 8,66 Meter. Diese wurde jedoch vom IPC nicht als offizieller Weltrekord anerkannt. Einen weiteren offiziellen Weltrekord konnte Rehm am 20. Mai 2023 in Barcelona mit 8,64 Metern setzen. Nur fünf Wochen später am 25. Juni verbesserte Rehm in Rhede den Weltrekord auf 8,72 m.[24]

Markus Rehm ist Markenbotschafter des Prothesenherstellers Össur.[25]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönliche Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Ort Zeit / Weite Datum Anmerkung
60 Meter Erfurt 7,55 s 18. Dezember 2010
100 Meter Dubai 11,46 s 25. Februar 2014
200 Meter Bottrop 24,56 s 13. Juni 2010
4 × 100 Meter Leverkusen 42,79 s 5. Juni 2015 Europarekord T42–T47 (Rehm, Behre, Streng, Floors)
4 × 100 Meter Doha 41,86 s 31. Oktober 2015 Europarekord T42–T47 (Rehm, Behre, Streng, Floors)
4 × 100 Meter Rio de Janeiro 40,82 s 12. September 2016 Europarekord T42–T47 (Rehm, Behre, Streng, Floors)
4 × 100 Meter Leverkusen 40,52 s 1. Juli 2022 Weltrekord T42-47/61-64 (Rehm, Grolla, Streng, Floors)
Weitsprung Ulm 8,24 m 26. Juli 2014 Deutscher Meister 2014 DLV und Weltrekord T44
Weitsprung L’Hospitalet de Llobregat 8,29 m 16. Mai 2015 Weltrekord T44
Weitsprung Nürnberg 8,11 m 24. Juli 2015 Bestweite Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 2015 (außer Konkurrenz)
Weitsprung Doha 8,40 m 23. Oktober 2015 Weltrekord T44
Weitsprung Maebashi 8,47 m 7. Juli 2018 Weltrekord T64
Weitsprung Berlin 8,48 m 25. August 2018 Weltrekord T64
Weitsprung Bydgoszcz 8,62 m 1. Juni 2021 Weltrekord T64
Weitsprung Innsbruck 8,66 m 11. Juni 2022 Persönliche Bestleistung
Weitsprung Barcelona 8,64 m 20. Mai 2023 Weltrekord T64
Weitsprung Rhede 8,72 m 25. Juni 2023 Weltrekord T64

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Markus Rehm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Markus Rehm - Pionier der Paralympics-Athleten In: leichtathletik.de, 19. November 2014, abgerufen am 30. März 2015
  2. a b Felix Lill: Paralympicssieger Markus Rehm: Prothesen für alle! In: Der Spiegel. 1. September 2021 (spiegel.de [abgerufen am 25. Januar 2024]).
  3. DAS! Gast: Markus Rehm. In: ARD. Abgerufen am 25. Januar 2024.
  4. Results book: 2009 IWAS Youth World Games, Nottwill, Switzerland. (PDF) In: worldabilitysport.org. Abgerufen am 25. Januar 2024 (englisch).
  5. Media Guide. (PDF) In: paralympic.org. Abgerufen am 25. Januar 2024.
  6. Paralympics in London: Weltrekord – Markus Rehm holt Gold im Weitsprung. In: Focus Online. 31. August 2012, abgerufen am 24. Juli 2013.
  7. Rehm holt Gold und springt weiter als Reif. In: Freie Presse. 24. Juli 2013, abgerufen am 24. Juli 2013.
  8. Eva Haas: Markus Rehm – Topfavorit auf Gold. In: ARD Sportschau. 18. Juli 2013, abgerufen am 24. Juli 2013.
  9. 113. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften, Ergebnisliste. (PDF; 375 kB) In: www.leichtathletik.de. 7. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juli 2013; abgerufen am 24. Juli 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leichtathletik.de
  10. Rehm sensationell deutscher Meister (Memento des Originals vom 27. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sport1.de, SPORT1.de
  11. DLV nominiert 93 Athleten für EM in Zürich leichtathletik.de
  12. Der Fall Rehm: langsam im Anlauf, schnell beim Sprung. In: fr.de. 16. Januar 2019, abgerufen am 26. Februar 2024.
  13. Fall Rehm geht weiter - DLV-Ehrenpräsident Digel übt Kritik. In: abendblatt.de. 31. Juli 2014, abgerufen am 29. Januar 2024. (31. Juli 2014)
  14. Weitspringer Markus Rehm darf nicht an Leichtathletik-EM teilnehmen zeit.de, 30. Juli 2014
  15. Unterschenkelamputierter Weitspringer: Rehm darf deutschen Meistertitel behalten In: Spiegel Online, 3. November 2014, abgerufen am 30. März 2015
  16. Weitspringer Markus Rehm Fahnenträger des deutschen Paralympics-Teams, auf: welt.de, vom 6. September 2016, abgerufen am 7. September 2016.
  17. "Riesige Ehre" - Markus Rehm trägt deutsche Fahne, auf: sportschau.de, abgerufen am 8. September 2016.
  18. Pressemitteilung des Bundespräsidialamtes vom 1. November 2016: Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes. Abgerufen am 31. März 2017.
  19. Essener Malutedi holt Gold mit der Staffel. In: waz.de. 25. Juli 2017, abgerufen am 25. November 2017.
  20. Para-WM: Sprintstaffel gewinnt Gold nach Disqualifikation der USA. In: freenet.de. 1. Januar 1970, abgerufen am 25. November 2017.
  21. Svenja Sapper: Markus Rehm siegt überlegen. leichtathletik.de, 14. November 2019, abgerufen am 26. November 2019.
  22. Sport1.de: Markus Rehm heizt mit Fabel-Rekord brisante Debatte an. Abgerufen am 2. Juni 2021.
  23. 14 Zentimeter weiter: Rehm springt bei EM Weltrekord. Abgerufen am 2. Juni 2021.
  24. Weltrekord! Rehm überbietet sich selbst. In: sport1.de. SID, 26. Juni 2023, abgerufen am 26. Juni 2023.
  25. Hightech aus Island - Rekordweiten mit Karbon-Prothesen. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 2. April 2024.
  26. Niko Kappel zum "Behindertensportler des Jahres" gewählt. In: leichtathletik.de. 26. November 2017, abgerufen am 26. November 2017.
  27. https://www.teamdeutschland-paralympics.de/wahl#para-sportler