Mart-Schmoni-Kirche (Bartella)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Mart-Schmoni-Kirche (arabisch كنيسة مارت شموني; reichsaramäisch ܥܹܕܬܐ ܕܲܒ݂ܢܲܝ̈ ܫܡܘܿܢܝܼ ܒܒܲܪܛܠܹܐ) ist eine Kirche in der großenteils von Christen bewohnten irakischen Stadt Bartella. Sie gehört zum Erzbistum des Mor-Mattai-Klosters der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien. Nach Verwüstung durch den Daesch (IS) 2014 bis 2016 wurde sie als erste Kirche der Ninive-Ebene 2017 wieder aufgebaut.

Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die syrisch-orthodoxe Mart-Schmoni-Kirche steht am östlichen Rand der Altstadt Bartellas, etwa 500 m östlich der syrisch-katholischen St.-Georg-Kirche (Mar Gorgis), die sich am westlichen Rand der Altstadt befindet, auf 337 m Meereshöhe. Nahe bei der Kirche befindet sich ein archäologischer Hügel (Tell). Am südlichen Rand der Altstadt befand sich einst – vor der Errichtung der Mart-Schmoni-Kirche – die Große Mar-Ahudama-Kirche (كنيسة مار أحودامة الكبرى), etwa 300 m westlich der heutigen Mart-Schmoni-Kirche. Fast genau auf halber Strecke zwischen Mart Schmoni und Mar Gorgis gab es zudem eine – ebenfalls untergegangene – Vierzig-Märtyrer-Kirche. Bartella liegt 7 km nördlich von Baghdida, 20 km nordöstlich von Mossul und 60 km nordwestlich von Erbil.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Jahr, wann die syrisch-orthodoxe Mart-Schmoni-Kirche von Bartella errichtet wurde, ist unbekannt, doch war es nach der Zerstörung der rund 300 m westlich gewesenen Mar-Ahūdemmeh-Kirche. 1807 wurde die Mart-Schmoni-Kirche restauriert, verfiel aber wieder und wurde dann 1869 erneuert. Aus dieser Zeit stammen die Inschriften an der Königlichen Tür. Eine weitere Restaurierung gab es 1922.[1]

Im August 2014 wurde Bartella von der islamistischen Terrororganisation Daesch (IS) erobert.[2] Sämtliche Bewohner flohen und kamen mehrheitlich in der überwiegend christlichen Stadt Ankawa im Norden der kurdischen Metropole Erbil unter. Die Islamisten setzten die Mart-Schmoni-Kirche in Brand und zerstörten einen Großteil der von Christen bewohnten Häuser.[3] Mitte Oktober 2016 nahmen die irakischen Streitkräfte die Stadt im Zuge der Schlacht um Mossul wieder ein.[4] Kurz nach der Vertreibung der Islamisten begannen Freiwillige aus der Kirchengemeinde, die Kirche aufzuräumen und provisorisch instand zu setzen. Am 24. Dezember kamen 300 syrisch-orthodoxe Bewohner Bartellas aus Ankawa in die Mart-Schmoni Kirche von Bartella, um am ersten Gottesdienst seit dem Ende der Daesch-Herrschaft zu besuchen.[3] Das mit Unterstützung von Kirche in Not gegründete Ninive-Wiederaufbau-Komitee (Nineveh Reconstruction Committee NRC), dem je zwei Vertreter der Chaldäischen, der Syrisch-Katholischen und der Syrisch-Orthodoxen Kirche angehören,[5] begann 2017 mit der Koordinierung des Wiederaufbaus, so dass Anfang Mai die ersten Baustellen eröffnet wurden.[6] Während der Wiederaufbau der Wohnhäuser die höchste Priorität hatte, wurde die syrisch-orthodoxe Mart-Schmoni-Kirche als erste Kirche der Ninive-Ebene noch im Jahre 2017 vollständig rekonstruiert.[7] So zeigen Bilder von Januar 2018 wieder eine intakte Kirche.[1] Im August 2018 war allerdings auch der Wiederaufbau der syrisch-katholischen St.-Georg-Kirche von Bartella abgeschlossen.[8][9]

Nach einer 2020 erschienenen Studie von Kirche in Not waren 41 % der Syrisch-Orthodoxen bis August 2019 nach Bartella mit seiner wieder aufgebauten Mart-Schmoni-Kirche zurückgekehrt, dagegen nur 18 % der Syrisch-Orthodoxen nach Baghdida, wo die gleichnamige syrisch-orthodoxe Mart-Schmoni-Kirche bis heute nicht rekonstruiert ist. Für die Katholiken (chaldäisch und syrisch) waren die Rückkehrquoten für Bartella 34 % und für Baghdida 49 %.[10]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchenkomplex der syrisch-orthodoxen Mart-Schmoni-Kirche von Bartella ist von einer hohen Mauer umgeben, deren Baustoffe aus verschiedenen Zeiten stammen und mit behauenen Steinen verblendet sind. Rechts vom Eingangstor in dieser Mauer steht ein Glockenturm, und über dem Tor ist ein großes Steinrelief, auf dem der Märtyrertod der Heiligen Schmoni und ihrer sieben Söhne dargestellt ist (2 MakkEU). An der Seite der Mauer zum Innenhof befinden sich rechterhand Arkaden. Gegenüber dem Eingangstor steht die Kirche mit ihren drei Eingängen, von denen der mittlere die Gottestür oder Gnadentür ist, während von den beiden Seitentüren eine für Männer und eine für Frauen ist. Die Kirche ist dreischiffig mit einem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen. Vom Hauptschiff für die reiche Schnitzereien geschmückte Königliche Tür zum Heiligtum (Bêma) im Osten des Gebäudes. Hier steht unter dem Bogen der Apsis der bemalte hölzerne Hochaltar. Von den beiden Seitenschiffen führen kleinere Türen zu den Seitenaltaren. An den Kirchenwänden sind Nischen mit Reliquien und Inschriften in syrischer Sprache. Von der Kirche gelangt man links durch ein Tor zum Friedhof. Ein Gemeindehauskomplex aus der Zeit kurz vor der Daesch-Terrorherrschaft befindet sich rechts außerhalb der Mauern.[1]

Heiligenfest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fest der Heiligen Schmoni und ihrer sieben Söhne wird am 15. Oktober gefeiert.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Pascal Meguesyan: Mart Shmouni Church in Bartella. Mesopotamia Heritage, April 2017.
  2. Rainer Hermann: Massenflucht vor Terror des Islamischen Staats. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. August 2014.
  3. a b Hamza Hendawi: Displaced Iraqi Christians head home for 'wartime' Christmas. Associated Press, 24. Dezember 2016.
  4. Yassin Musharbash und Andrea Böhm: Die Front ist unübersichtlich. Die Zeit, 19. Oktober 2016.
  5. Das Ninive-Wiederaufbau-Komitee. NRC Iraq, ohne Datum, abgerufen am 5. September 2020.
  6. Ninive-Ebene Irak: ACN beginnt den Wiederaufbau mit der Olivenbaum-Zeremonie. NRC Iraq, 9. Mai 2017.
  7. Irak: Neuer Schub für den Wiederaufbau – In Bartella werden Häuser für mehr als 200 Einwohner errichtet. Kirche in Not, 8. Juli 2019.
  8. The bells of the St George church ring again in Nineveh after ISIS. (Memento des Originals vom 8. August 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/alshahidwitness.com Al-Shahid („der Zeuge/Märtyrer“), 8. August 2018.
  9. Church In Bartella Re-Opens After Being Destroyed By ISIS.@1@2Vorlage:Toter Link/alshahidwitness.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Al-Shahid, 13. September 2018.
  10. Andrzej Halemba, Xavier Bisits: Life after ISIS: New challenges to Christianity in Iraq. Results from ACN’s survey of Christians in the liberated Nineveh Plains.. Aid to the Church in Need, Juni 2020. S. 68.

Koordinaten: 36° 21′ 6,7″ N, 43° 22′ 56,8″ O