Martin Mair (Staatsmann)

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Grabstein (um 1480) des herzoglichen Rates Martin Mair in der St.-Martins-Kirche in Landshut

Martin Mair, auch Meyer (* um 1420 in Wimpfen; † 17. November 1480 in Landshut) war ein bayerischer Humanist und Staatsmann.[1]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Mair wurde vermutlich um 1420 in der Reichsstadt Wimpfen geboren. Fassbar wird er erst mit Beginn seines Studiums 1438 an der Universität Heidelberg, zunächst der Theologie, dann der Rechtswissenschaft. Das Studium beendete er 1448 mit dem Grad eines Licentiatus decretorum. Wohl bereits aus dieser Studienzeit verband ihn eine Freundschaft mit Enea Silvio Piccolomini, dem späteren Papst Pius II. 1449 trat er als Stadtschreiber und Jurist in die Dienste der Reichsstadt Nürnberg und führte in deren Auftrag verschiedene diplomatische Missionen durch. Sein erster Versuch einer Promotion zur Erlangung des Doktorgrades im Jahr 1452 scheiterte, erst der zweite Anlauf am 6. Januar 1465 in Heidelberg gelang.

Politisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pläne einer Reichsreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mair stand im Laufe seiner Karriere z. T. gleichzeitig in den Diensten verschiedener Fürsten und Reichsstädte, so z. B. Kaiser Friedrich III. und König Georg Podiebrad von Böhmen. Am 1. August 1455 wurde er zum Kanzler des Erzbischofs von Mainz, Dietrich Schenk von Erbach, ernannt. In dieser Eigenschaft führte er Verhandlungen über eine durchgreifende Reichsreform, die seiner Meinung nach mit dem regierenden Kaiser Friedrich nicht möglich war. Mair versuchte, verschiedene Fürsten als Kandidaten für die Wahl zum Römischen König ins Spiel zu bringen, u. a. Philipp v. Burgund und Pfalzgraf Friedrich, hatte aber keinen Erfolg.

Bayerischer Rat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 1459 nahm Mair das Angebot Herzog Ludwigs IX. (des Reichen) von Bayern-Landshut an, als Rat in seine Dienste zu treten, eine Stellung, die er bereits am 21. Dezember desselben Jahres auf Lebenszeit zuerkannt bekam. Mair zog mit seiner Familie nach Landshut und ließ sich dort ein herrschaftliches Wohnhaus errichten, das heutige „Haus zum Kronprinzen“. Es gelang ihm, ein Bündnis zwischen Ludwig und Georg Podiebrad zu vermitteln, durch welches ersterer dem böhmischen König Unterstützung zur römisch-deutschen Königswahl zusagte. Obwohl Mair weitere deutsche Fürsten für diesen Plan gewinnen konnte, gelang die Umsetzung vor allem aufgrund der Exkommunikation Georg Podiebrads durch Papst Paul II. und der wachsenden Türkengefahr nicht. Bei den Verhandlungen zum Prager Frieden (1463), die den Bayerischen Krieg mit Albrecht Achilles beendeten, war Mair für Herzog Ludwig tätig.[2] In der Folge hatte Mair wesentlichen Anteil an der Annäherung Ludwigs des Reichen und Pfalzgraf Friedrichs an Kaiser Friedrich III.

Geistiges Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftliche Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als sein Jugendfreund Piccolomini 1457 zum Kardinal erhoben wurde, verfasste Mair ein Schreiben, in dem er die angesammelten Beschwerden der Deutschen (Gravamina der deutschen Nation) über die Geldgier der römischen Kurie in Worte fasste. Berühmt wurde das nicht erhaltene Schreiben durch die Antwort Piccolominis, den Traktat „Germania“.[3][4]

1462 hatte Georg von Podiebrad als böhmischer König den Tractatus pacis toti christianitati fiendae erstellen lassen, einen Traktat über einen Bund der europäischen Fürsten zur dauerhaften Sicherung des Friedens. Mair war wohl nicht der alleinige Autor, aber doch der Hauptverfasser.[5]

Ferner ist von Mair ein Traktat überliefert, das er 1464 verfasst hatte, um seine Vorschläge zur Reichsreform darzulegen.[6]

Universitätsgründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herzog Ludwig IX. hatte sich bereits im April 1459 von Papst Pius II. das Stiftungsprivileg für eine bayerische Landesuniversität verleihen lassen. In enger Zusammenarbeit mit dem gelehrten Mair gründete er schließlich am 26. Juni 1472 die Universität Ingolstadt. Mair hielt die Eröffnungsrede in lateinischer Sprache.[7]

Ehe und Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mair heiratete 1452 Katharina († 1480), die Tochter des Michael Imhof aus Donauwörth. Der Ehe entsprangen zwei Töchter und drei Söhne.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bei der Landshuter Fürstenhochzeit wird die Figur des Martin Mair dargestellt, jedoch fälschlicherweise als Kanzler des Herzogs bezeichnet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rainer Hansen: Martin Mair. Ein gelehrter Rat in fürstlichem und städtischem Dienst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Kiel 1992.
  • Claudia Märtl: Herzog Ludwig der Reiche, Dr. Martin Mair und Eneas Silvius Piccolomini, in: Franz Niehoff (Hrsg.): Das goldene Jahrhundert der Reichen Herzöge. Landshut 2014. ISBN 978-3-942626-31-6, S. 41–54.
  • Wolfgang Voss: Dietrich von Erbach, Erzbischof von Mainz (1434–1459). Studien zur Reichs-, Kirchen- und Landespolitik sowie zu den erzbischöflichen Räten. Mainz 2004, zu Martin Mair: S. 347–349.
  • Beatrix Ettelt-Schönewald: Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut (1450–1479) (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 97). C. H. Beck, München (2 Teilbände,1996/99).
  • Irmgard Lackner: Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450–1479). Reichsfürstliche Politik gegenüber Kaiser und Reichsständen. Universität, Regensburg 2010 (uni-regensburg.de [PDF] Dissertation).
  • Johannes Laschinger: Mair, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 712–714 (Digitalisat).
  • Sigmund Ritter von Riezler: Mair, Martin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 113–120.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mair, Martin im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
  • Kupferstich Mair, Martin In: Grafiksammlung des Historischen Vereins von Oberbayern. Stadtarchiv München

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das früher genannte, irrtümliche Todesjahr 1481 wird korrigiert bei: Märtl 2014.
  2. Eberhard Isenmann: Kaiserliche Obrigkeit, Reichsgewalt und ständischer Untertanenverband. Untersuchungen zu Reichsdienst und Reichspolitik der Stände und Städte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Habilitation, Universität zu Köln.(1983) Der Prager Friede vom 23. August 1463 S. 259
  3. Enea Silvio Piccolomini, Germania, Der Brieftraktat an Martin Mayer, übersetzt von A. Schmidt, 1962.
  4. De ritu, situ, moribus et conditione Germaniae descriptio (Beschreibung von Lage, Gebräuchen und vom Zustand Deutschlands), meist nur kurz Germania genannt, bei Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters
  5. Tractatus pacis toti christianitati fiendae von Martin Mair bei Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters
  6. Constantin von Höfler: Bedenken über die Traktaten so uf einem Reichstage der zu Eger gehalten werden sollen fürzubringen gewesen, Über die politische Reformbewegung in Deutschland im XIV. Jahr u. den Anteil Bayerns an derselben. München 1850, S. 37–43
  7. Die LMU wird 540. Ludwig-Maximilians-Universität München, abgerufen am 31. Oktober 2013.
  8. Theo Herzog, Landshuter Häuserchronik, 1957, Hs.Nr. 12
  9. Georg Spitzlberger: Das Herzogtum Bayern-Landshut und seine Residenzstadt 1392–1503. Landshut 1993, S. 107
  10. Beatrix Ettelt-Schönewald: Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut. Band 2. C.H. Beck, München 1999, S. 805.
  11. Kleine Mitteilungen. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 113, JG, 2005, ISSN 2307-2903, doi:10.7767/miog.2005.113.jg.135.