Maturationsinhibitor

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Maturationsinhibitoren (Reifungshemmer) sind Arzneistoffe aus der Gruppe der Virustatika.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Maturationsinhibitoren wird schon seit langem geforscht. In der Entwicklung dieser Wirkstoffklasse kam jedoch erst 2005 der entscheidende Durchbruch.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maturationsinhibitoren greifen in einem späten Stadium der Virusvermehrung ein und verhindern den Zusammenbau neuer Viruspartikel innerhalb der Zelle, aus den viralen Bausteinen. Ein Virus-Vorläuferprotein wird durch die Virus-Protease in unterschiedliche Funktions- und Strukturproteine aufgespalten.

Bei HIV binden Maturationsinhibitoren an das Vorläuferprotein (z. B. CA-SP1) und inhibieren die Spaltung durch die HIV-Protease. Dadurch kann keine funktionsfähige Virus-Proteinhülle aufgebaut werden.

Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maturationsinhibitoren werden zur Bekämpfung von Viren eingesetzt. Derzeit werden Wirkstoffe gegen HIV-1 im Rahmen einer ART in klinischer Prüfung getestet.[1] Es gibt also keine zugelassenen Arzneimittel dieser Klasse.

Wirkstoffe bei HIV-1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In klinischer Prüfung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • GSK-2838232: Diese Substanz zählt zu der zweiten Generation an Maturationsinhibitoren.

Entwicklung aufgegeben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • UK-201844
  • Bevirimat (PA-457): Entwicklung wurde 2010 gestoppt, Grund war u. a. die Nichtwirksamkeit bei Vorliegen von „natürlichen“ Gag-Polymorphismen.
  • GSK-3532795 (ehemals BMS-955176): Diese Substanz zählt ebenfalls zur zweiten Generation an Maturationsinhibitoren und zeigte Wirksamkeit unabhängig der meisten bekannten Gag-Polymorphismen. Die Entwicklung wurde aber 2016 vom Pharmaunternehmen ViiV Healthcare wegen des raschen Auftretens von Resistenzen beendet.[1] Zudem verursachte es viele Magen-Darm-Beschwerden.[2]
  • Fipravirimat (GSK-3640254): Fipravirimat wirkt in klinischen Prüfungen unabhängig von Gag-Polymorphismen mit einer Reduktion der Viruslast um bis zu 2 Logstufen.[1] Es ist eine Nachfolgesubstanz von GSK-3532795. 2023 beendete GSK die weitere Entwicklung. Angeführt wurden Bedenken, dass dieser Maturationsinhibitor gegenüber bereits zugelassenen oralen HIV-Medikamenten nicht herausstäche und die Wirksamkeit nach Einnahme nach dem Essen reduziert sei.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alicia Regueiro-Ren et al.: The Discovery of GSK3640254, a Next-Generation Inhibitor of HIV-1 Maturation. In: Journal of Medicinal Chemistry. Band 65, Nr. 18, 22. September 2022, S. 11927–11948, doi:10.1021/acs.jmedchem.2c00879, PMID 36044257 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Christian Hoffmann: ART 2024+: Hinterm Horizont geht’s weiter. In: Jürgen Rockstroh, Christian Hoffmann (Hrsg.): HIV 2022/2023. Medizin Fokus Verlag, Hamburg 2022, ISBN 978-3-941727-28-1, S. 123 (hivbuch.de [PDF]).
  2. Nicholas A. Meanwell: Sub-stoichiometric Modulation of Viral TargetsPotent Antiviral Agents That Exploit Target Vulnerability. In: ACS Medicinal Chemistry Letters. Band 14, Nr. 8, 10. August 2023, S. 1021–1030, doi:10.1021/acsmedchemlett.3c00279 (englisch).
  3. James Waldron: GSK drops one of 2 maturation inhibitors in HIV pipeline. In: Fierce Biotech. 26. April 2023, abgerufen am 6. September 2023 (englisch).