Menschlicher Schutzschild

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Als menschlichen Schutzschild bezeichnet man das absichtliche Platzieren von Nichtkombattanten innerhalb, in der Nähe oder vor einem militärischen Ziel, um den Gegner so von einem Angriff abzuhalten.[1] Die Verwendung menschlicher Schutzschilde ist nach den Genfer Konventionen illegal.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschliche Schutzschilde werden zum Schutz einsatzbereiter Waffen und Waffenlager eingesetzt.[2] Sie gelten als besonders grausame Art der Kriegführung, da Zivilisten und allgemein Nichtkombattanten einem sehr hohen Risiko ausgesetzt werden. Teilweise wird hierbei auch expliziter Zwang angewendet. So ist es vorgekommen, dass Menschen angekettet wurden. Die Angreifer werden vor die Wahl gestellt, entweder Unschuldige umzubringen oder von einem Angriff auf das militärische Ziel abzusehen – mit den möglichen (militärischen) Folgen.[3]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gazastreifen forderten die islamistischen Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad sowie der Fernsehsender al-Aqsa TV während der Operation Protective Edge 2014 die Zivilbevölkerung mehrfach zur Formierung menschlicher Schutzschilde auf, um bestimmte Gebäude vor der Zerstörung durch die Israelischen Streitkräfte zu schützen.[4] Waffenlager der Hamas befinden sich regelmäßig in zivilen Einrichtungen oder in deren Nähe, und auch der Raketenbeschuss auf Israel wird aus dichtbesiedeltem Gebiet vorgenommen. Auch im Zuge des Terrorangriffs auf Israel 2023 und des daraus folgenden Krieges in Gaza bedient sich die den Gazastreifen beherrschende Organisation systematisch dieser Methode. Dieser Missbrauch der palästinensischen Zivilbevölkerung stellt gemäß der deutsch-schweizerischen Völkerrechtlerin Anne Peters ein Kriegsverbrechen dar.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Glenda Lockwood, Christopher Mowbray: Mein Kind, ein menschlicher Schutzschild. Luebbe, Bergisch Gladbach 1991, ISBN 3-404-61227-2.
  • Thomas Darnstädt: Da gilt Kriegsrecht. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2009 (online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Menschlicher Schutzschild – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: menschlicher Schutzschild – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. für den Rückzug der deutschen Truppen in der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs: Kathrin Janka, Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“: Geraubte Leben. Zwangsarbeiter berichten. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2008, ISBN 978-3-412-20092-3, S. 247
  2. Gregoria Palomo Suárez: Kindersoldaten und Völkerstrafrecht. Die Strafbarkeit der Rekrutierung und Verwendung von Kindersoldaten nach Völkerrecht. BWV Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1651-4, S. 221.
  3. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (Hrsg.:) Internationale Politik. Band 61, 2006, Ausgaben 5–8, S. 30, ISSN 0014-2476.
  4. Bericht über Aufruf zum menschlichen Schutzschild (Memento des Originals vom 23. Januar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.terrorism-info.org.il auf al-Aqsa TV
  5. Heinrich Wefing: Darf man Leid aufrechnen? Recht auf Selbstverteidigung, Mitleid für Gaza – Israels Reaktion auf den Terrorangriff stellt nicht nur die eigene Armee vor grauenhafte Dilemmata. In: Die Zeit, Ausgabe Nr. 44, 19. Oktober 2023, S. 3.