Mercedes-Benz L 710

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Mercedes-Benz
L 710
L 710
L 710
L 710
Hersteller: Daimler-Benz
Verkaufsbezeichnung: L 710 (ab 1963)
L 323 (bis 1963)
Produktionszeitraum: 1961[1][2]–1970[1]
Vorgängermodell: L 311
Nachfolgemodell: keines
Technische Daten
Bauformen: Kurzhauber mit verschiedenen Aufbauten
sowie Frontlenker
Motoren: OM 312 und OM 352
(beide Diesel,
4580–5675 cm³)
Leistung: 74 kW
Länge: 5445–7875 mm
Breite: 2280–2500 mm
Höhe: 2355–2460 mm
Radstand: 3200–4830 mm
Wendekreis: ø 12,6–17,9 m
Nutzlast: 3,27–4,51 t
zul. Gesamtgewicht: 7,4–7,49 t

Der Mercedes-Benz L 710 ist ein zweiachsiger Kurzhauber-Lastkraftwagen der Marke Mercedes-Benz, der ab 1961 im Mercedes-Benz-Werk Mannheim gebaut wurde. Von 1961 bis 1963 hieß das Fahrzeug L 323. Beim L 710 handelt es sich um den kleinsten Mercedes-Benz-Kurzhauber,[2] der allerdings auch als Frontlenker gebaut wurde. Die erst später eingeführten Allradmodelle wurden von Werk nur als Kipper oder Fahrgestell, nicht jedoch als Pritschen-Lkw ausgeliefert.

Modellübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • L 710: Basismodell, Pritsche, Heckantrieb
  • LK 710: Kipper, Heckantrieb
  • LA 710: Fahrgestell, Allradantrieb
  • LAK 710: Kipper, Allradantrieb
  • LS 710: Zugmaschine, Heckantrieb
  • LP 323: Frontlenker, Heckantrieb
  • LPS 323: Frontlenkerzugmaschine, Heckantrieb

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrwerk und Kraftübertragung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der L 710 ist ein zweiachsiger Lastkraftwagen mit Leiterrahmen und vorderer und hinterer Starrachse. Angeboten wurden vier verschiedene Radstände, von 3200 bis 4830 mm. Die Achsen sind jeweils an zwei Halbelliptikblattfedern aufgehängt, die Hinterachse ist darüber hinaus mit zwei progressiv wirkenden Zusatzfedern versehen, während die Vorderachse zusätzlich Teleskopstoßdämpfer hat. Die Vorderachse ist einfachbereift, die Hinterachse ist mit Zwillingsbereifung ausgestattet. Bei den Rädern handelt es sich um Stahlscheibenräder. Die Reifen der Größe 7,5-20 werden auf geteilte Schrägschulterfelgen der Größe 6,0-20 aufgezogen. Zulieferer für die Bremsanlage waren neben Daimler-Benz selbst die Firmen Bosch und Teves. Bei der Bremsanlage handelt es sich um eine hydraulische Bremsanlage mit Einkammerdruckluftbremshilfe, die Bremskraft wirkt auf Bremstrommeln mit einem Durchmesser von 400 mm an allen vier Rädern. Die Handbremse ist mechanisch und wirkt auf die Bremsen der Hinterräder. Hersteller der Lenkung ist Daimler-Benz, es handelt sich um eine Kugelumlauflenkung mit ungeteilter Spurstange. Alle Fahrzeuge waren sowohl als Links- als auch als Rechtslenker lieferbar.

Die Kraft wird vom Motor über eine Einscheibentrockenkupplung des Typs Fichtel & Sachs H 32 auf das Getriebe übertragen. Das Getriebe ist ein unsynchronisiertes Fünfganggetriebe von Daimler-Benz, das mit dem Motor verblockt ist. Geschaltet wird es mit einem neben dem Fahrersitz befindlichen Schalthebel. Später war nurmehr ein vollsynchronisiertes Getriebe mit ebenfalls fünf Gängen erhältlich. Vom Getriebe wird die Antriebskraft über eine zweiteilige Gelenkwelle auf ein Kegelrad-Achsgetriebe mit Palloidverzahnung übertragen, das die Kraft auf die Hinterachse überträgt. Allradgetriebene Modelle haben als Kraftübertragungselement drei Gelenkwellen.

Motoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

OM 312[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Motor ist in den ersten Fahrzeugen der Mercedes-Benz OM 312, ein stehender Reihen-Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor mit zwei Ventilen, Vorkammereinspritzung und Wasserkühlung. Der Zylinderblock aus legiertem Grauguss und das geteilte Kurbelgehäuse sind aus einem Guss. Bei einer Zylinderbohrung von 90 mm und einem Kolbenhub von 120 mm hat der Motor einen Gesamthubraum von 4580 cm³. In den Zylindern laufen geschmiedete Kolben aus Leichtmetall von Mahle mit jeweils vier Kompressionsringen und zwei Ölabstreifringen. Der erste Kompressionsring ist verchromt. Die Kraft wird über schräggeteilte Pleuel aus Vergütungsstahl mit Doppel-T-Querschnitt auf eine geschmiedete und an den Lagerstellen gehärtete, siebenfach gelagerte Kurbelwelle übertragen. Pleuel und Kurbelwelle haben Bleibronze-Gleitlager mit Stahlstützschalen. Die Kurbelwelle ist mit Schwingungsdämpfern versehen.

Im Kurbelgehäuse läuft eine vierfach in Gleitlagern gelagerte Nockenwelle aus Vergütungsstahl, die über schrägverzahnte Stirnräder angetrieben wird. Sie betätigt über Stoßstangen und Kipphebel die hängenden Ventile. Jeder Zylinder hat ein Ein- und ein Auslassventil. Der alle Zylinder abdeckende Zylinderkopf aus Grauguss hat eine asbesthaltige Zylinderkopfdichtung.

Die Druckumlaufschmierung arbeitet mit Zahnradölpumpe im Ölsumpf und einem Ölfilter im Hauptstrom. Der Kraftstoff wird durch einen Filzrohrfilter gereinigt und mit einer Einspritzpumpe des Typs Bosch PES 6 A70 B 410 RS 64/7 durch Einspritzdüsen des Typs Bosch DNO SD 211 in die Vorkammern eingespritzt. Die Einspritzpumpe hat einen Fliehkraftregler. Die Luft wird mit einem Ölbadluftfilter gereinigt, das Saugrohr wird von oben durch die Zylinderkopfhaube geführt. Gekühlt wird der Motor mit einem Röhrenkühler, dessen warme Abluft ein Ventilator fortbläst.

OM 352[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der OM 312 wurde im Produktionsverlauf durch den OM 352 ersetzt. Der OM 352 ist ebenfalls ein Reihen-Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor mit zwei Ventilen und Wasserkühlung, wesentlicher Unterschied zum OM 312 ist neben dem vergrößerten Hubraum die Direkteinspritzung in die Kolbenmulde. Der Zylinderblock des Motors ist aus Molybdän-Chrom-legiertem Sondergusseisen gegossen, das Kurbelgehäuse ist aus legiertem Sondergrauguss hergestellt. Bei einer Zylinderbohrung von 97 mm und einem Kolbenhub von 128 mm hat der Motor einen Gesamthubraum von 5675 cm³. Die Kolben sind geschmiedete Kolben aus Leichtmetall von Mahle mit jeweils drei Kompressionsringen und zwei Ölabstreifringen. Die Kraft wird über schräggeteilte Pleuel aus Vergütungsstahl mit Doppel-T-Querschnitt auf eine geschmiedete und an den Lagerstellen gehärtete, siebenfach gelagerte Kurbelwelle übertragen. Pleuel und Kurbelwelle haben Dreistofflager mit Stahlstützschalen. Die Kurbelwelle ist mit Gegengewichten und Schwingungsdämpfern versehen.

Im Kurbelgehäuse läuft eine vierfach in Gleitlagern gelagerte Nockenwelle aus gehärtetem Vergütungsstahl, die über schrägverzahnte Stirnräder von der Kurbelwelle angetrieben wird. Sie betätigt über Stoßstangen und Kipphebel die hängenden Ventile. Jeder Zylinder hat ein Ein- und ein Auslassventil. Der alle Zylinder abdeckende Zylinderkopf aus Molybdän-Chrom-legiertem Sondergusseisen ist mit einer asbesthaltigen Zylinderkopfdichtung zum Zylinderblock hin abgedichtet.

Die Druckumlaufschmierung arbeitet mit einer Zahnradölpumpe im Ölsumpf und einem Ölfilter im Hauptstrom sowie einem Ölfilter im Nebenstrom. Der Kraftstoff wird durch einen Filzrohrfilter gereinigt und mit einer Einspritzpumpe des Typs Bosch PES 6 A70 C 410 RS 2085 durch Einspritzdüsen des Typs Bosch DLLA 150 S 187 in die Kolbenmulden einspritzt. Die Einspritzpumpe hat einen Fliehkraftdrehzahlregler. Die Luft wird mit einem Ölbadluftfilter gereinigt. Gekühlt wird der Motor mit einem Röhrenkühler, dessen warme Abluft ein Ventilator fortbläst.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1961[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngrößen L 323 LK 323 LP 323 LPS 323 LS 323
Abmessungen und Gewichte
Radstand (mm) 3600 4200 4830 3600 3200 3600 4200 4830 3200 3600 3200 3600
Länge (mm) 6175 6875 7875 6045 6330 7330 7725 8825 5655 6055 5445 5845
Breite (mm) 2340 2500 2340
Höhe (mm) 2355 2455 2355
Spurweite vorne (mm) 1905
Spurweite hinten (mm) 1705
Bodenfreiheit (mm) 240
Wendekreisdurchmesser (m) 13,6 15,2 16,9 13,6 12,8 13,9 15,5 17,2 12,8 13,9 12,6 13,6
Leergewicht (kg) 3350 3430 3560 3870 3430 3500 Abhängig vom Aufbau 2895 2925 2935 2955
Nutzlast (kg) 4050 3970 3840 3530 3970 3900 4505 4475 4465 4445
Maximal zulässige Gesamtmasse (kg) 7400
Antriebsstrang
Kupplung Einscheibentrockenkupplung
Fichtel & Sachs H 32
Getriebe Manuelles Fünfganggetriebe von Daimler-Benz, nicht synchronisiert
Antrieb auf Hinterräder
Getriebeübersetzungen 1. Gang: 7,37
2. Gang: 4,23
3. Gang: 2,49
4. Gang: 1,56
5. Gang: 1,00
R. Gang: 7,15
Übersetzung vom Getriebe zur Hinterachse 5,72
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 88,7
Wirksame Gesamtbremsfläche (cm²) 2005
Motor
Motortyp Mercedes-Benz OM 312
Motoraufbau Sechszylinder-Reihen-Viertakt-Dieselmotor
Gemischbildung Vorkammereinspritzung
Ventilsteuerung OHV-Ventilsteuerung, zwei Ventile
Kühlung Wasserkühlung
Bohrung × Hub 90 × 120 mm
Hubraum 4580 cm³
Nennleistung nach DIN 70020 100 DIN-PS / 74 kW bei 3000 min−1
Maximales Drehmoment nach DIN 70020 27 kpm / 265 Nm bei 1600 min−1
Mittlere Kolbengeschwindigkeit 12 m/s
Verdichtungsverhältnis 19,8:1
Mittlerer Arbeitsdruck 726 kPa (7,26 bar)
Einspritzdruck 127–137 bar
Zündfolge 1-5-3-6-2-4
Einlassventil öffnet 29° vor oberem Totpunkt
Einlassventil schließt 55,9° nach unterem Totpunkt
Auslassventil öffnet 51,4° vor unterem Totpunkt
Auslassventil schließt 24,3° nach oberem Totpunkt
Motormasse 385 kg
Motorabmessungen (Länge × Breite × Höhe in mm) 927 × 660 × 1048
Ölverbrauch (ml/100 km) 200
Kraftstoffverbrauch nach DIN 70030 (l/100 km) 14,5 Abhängig vom Auflieger
Füllmengen
Füllmenge des Kraftstoffbehälters (l) 100
Füllmenge der Ölwanne (l) 7–9
Füllmenge des Kühlsystems (l) 24 21 24
Füllmenge des Getriebegehäuses (l) 3,7
Elektrische Anlage
Glühkerzen Heizleistung 36 W
Anlasser 12-V-Schubankeranlasser Bosch BNG 4/12 CR 201 (elektromagnetisch betätigt)
Lichtmaschine Bosch LJ/GG 240/12-2400 R1 (12 V, 240 W)
Antrieb über Keilriemen ab Kurbelwellendrehzahl 928 min−1
Batterie 1 × Bleisäureakkumulator 12 V, 135 Ah

1966[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngrößen L 710 LK 710 LA 710 LAK 710 LS 710
Abmessungen und Gewichte
Radstand (mm) 3600 4200 4830 3600 4200 3600
Länge (mm) 6175 6875 7875 6045 6875 6175 6045 5720
Breite (mm) 2340 2380 2280 2250
Höhe (mm) 2355 2460 2400
Spurweite vorne (mm) 1905 1890 1905
Spurweite hinten (mm) 1705
Bodenfreiheit (mm) 240
Wendekreisdurchmesser (m) 13,6 15,2 16,9 13,6 17,9 15,9 13,6
Leergewicht (kg) 3350 3450 3550 3850 3775 3700 4220 2875
Nutzlast (kg) 4140 4040 3940 3640 3715 3790 3270 4510
Maximal zulässige Gesamtmasse (kg) 7490
Antriebsstrang
Kupplung Einscheibentrockenkupplung
Fichtel & Sachs
Getriebe Manuelles Fünfganggetriebe G32 von Daimler-Benz, vollsynchronisiert
Antrieb auf Hinterräder Alle Räder Hinterräder
Getriebeübersetzungen 1. Gang: 8,02
2. Gang: 4,769
3. Gang: 2,754
4. Gang: 1,66
5. Gang: 1,00
R. Gang: 8,29
Übersetzung vom Getriebe zur Hinterachse 5,714 5,74 6,857 5,714
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 85,9 82,1 68,6 85,9
Wirksame Gesamtbremsfläche (cm²) 2005
Motor
Motortyp Mercedes-Benz OM 352
Motoraufbau Sechszylinder-Reihen-Viertakt-Dieselmotor
Gemischbildung Direkteinspritzung
Ventilsteuerung OHV-Ventilsteuerung, zwei Ventile
Kühlung Wasserkühlung
Bohrung × Hub 97 × 128 mm
Hubraum 5675 cm³
Nennleistung nach DIN 70020 100 DIN-PS / 74 kW bei 2900 min−1
Maximales Drehmoment nach DIN 70020 28 kpm / 275 Nm bei 1600 min−1
Mittlere Kolbengeschwindigkeit 12,4 m/s
Verdichtungsverhältnis 17:1
Mittlerer Arbeitsdruck 608 kPa (6,08 bar)
Einspritzdruck 196 bar
Zündfolge 1-5-3-6-2-4
Einlassventil öffnet 29° vor oberem Totpunkt
Einlassventil schließt 55,9° nach unterem Totpunkt
Auslassventil öffnet 54° vor unterem Totpunkt
Auslassventil schließt 20,8° nach oberem Totpunkt
Motormasse 410 kg
Ölverbrauch (ml/100 km) 200
Kraftstoffverbrauch nach DIN 70030 (l/100 km) 12,5 13,7 Abhängig vom Auflieger
Füllmengen
Füllmenge des Kraftstoffbehälters (l) 100
Füllmenge der Ölwanne (l) 7–9
Füllmenge des Kühlsystems (l) 24
Füllmenge des Getriebegehäuses (l) 3,7
Elektrische Anlage
Anlasser 12-V-Schubankeranlasser Bosch 0001401049 (elektromagnetisch betätigt)
Lichtmaschine Bosch LJ/GG 240/12-2400 R16 (12 V, 240 W)
Antrieb über Keilriemen ab Kurbelwellendrehzahl 928 min−1
Batterie 1 × Bleisäureakkumulator 12 V, 143 Ah

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Wheelsage: L 710 (Memento vom 11. Mai 2016 im Internet Archive)
  2. a b Mercedes-Benz: Kurze Haube, langes Leben: Die sogenannten Kurzhauber-Lkw-Modelle von Mercedes-Benz schreiben zwischen 1959 und 1996 Nutzfahrzeug-Geschichte. (Memento des Originals vom 22. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mercedes-benz.com

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mercedes-Benz L 710 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien