Mgriit

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Mgriit
Bräunlichgraue Mgriit-Aggregat
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1980-100[1]

IMA-Symbol

Mgi[2]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.11-078

2.LA.45
03.04.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Fd3m (Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227
Gitterparameter a = 5,53 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5 (VHN20 = 287–379)[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,9[6]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität spröde[6]
Farbe bräunlichgrau[7]
Strichfarbe dunkelgrau[7]
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Metallglanz[6]

Mgriit (IMA-Symbol Mgi[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Cu3AsSe3[1] oder Cu3[AsSe3][3] in der kristallchemischen Strukturformel nach Strunz. Mgriit ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Arsen-Selenid. Als enge Verwandte der Sulfide werden die Selenide in dieselbe Klasse eingeordnet.

Mgriit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte bisher aber nur in Form derber Mineral-Aggregate gefunden werden. Das Mineral ist undurchsichtig (opak) und zeigt auf den im Auflicht grau mit einem bräunlichen Stich erscheinenden Oberflächen einen metallischen Glanz. Die Strichfarbe von Mgriit ist dunkelgrau.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Institut für Geologische Erkundung, Moskau (Moskovskogo Geologorasvedochnii Institut, MGRI)

Erstmals entdeckt wurde Mgriit im Bergbaurevier Schlema-Alberoda-Hartenstein im sächsischen Erzgebirgskreis (Deutschland). Die Erstbeschreibung erfolgte 1982 durch Yu. M. Dymkov, T. I. Loseva, E. N. Zavyalov, B. I. Ryzhov und L. I. Bochek (russisch: Ю. М. Дымков, Т. И. Лосева, Е. Н. Завьялов, д. чл. Б. И. Рыжов, Л. И. Бочек), die das Mineral nach der Russischen Staatlichen Geologischen Prospektionsuniversität (ehemals „Moskauer Institut für Geologische Erkundung“; englisch Moscow Geological Prospecting Institute, MGRI; russisch Российский государственный геологоразведочный университет) benannten.

Das Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau aufbewahrt.[8][9]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Mgriit erst 1980 als eigenständiges Mineral anerkannt und dies erst 1982 publiziert wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.11-78. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Mgriit zusammen mit Argentotennantit-(Zn), Argentotetraedrit, Chaméanit, Freibergit, Giraudit-(Zn), Goldfieldit, Hakit-(Hg), Tennantit und Tetraedrit sowie den inzwischen diskreditierten Annivit die „Tetraedritgruppe“ bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mgriit dagegen in die Abteilung der „unklassifizierte Sulfosalze“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Blei (Pb) in der Formel, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „ohne Pb“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.LA.45 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mgriit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 03.04.07 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i (A2+)j [ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entsprechend der idealisierten (theoretischen) Zusammensetzung besteht Mgriit (Cu3AsSe3) im Verhältnis aus je drei Teilen Kupfer (Cu) und Selen (Se) sowie einem Teil Arsen (As). Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichts-%) von 37,94 Gew.-% Cu, 14,91 Gew.-% As und 47,15 Gew.-% Se

Die Mikrosondenanalyse an vier Proben des Typmaterials ergab dagegen leicht abweichende Werte von 36,8 bis 37,7 Gew.-% Cu, 14,5 bis 14,9 Gew.-% As und 46,8 bis 47,7 Gew.-% Se sowie in allen Proben einen zusätzlichen Anteil von 1,8 Gew.-% Eisen (Fe). Aus diesen Werten errechnet sich die empirische Formel (Cu2,92Fe0,16)As0,98Se2,96, was zu (Cu,Fe)3AsSe3[4] vereinfacht wurde. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Kupfer und Eisen können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

2019 wurde die chemische Formel für Mgriit und einige andere Minerale von der „Kommission für neue Minerale, Mineralnamen und Klassifikation“ (englisch Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification, CNMNC) in jeweilige Idealformel geändert.[11]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mgriit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd3m (Raumgruppen-Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 mit dem Gitterparameter a = 5,53 Å bei einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mgriit bildet sich in hydrothermalen Ankerit- und Calcit-Gängen. Als Begleitminerale können neben den genannten unter anderem noch Clausthalit, Berzelianit und Umangit auftreten.[6]

An seiner Typlokalität im Bergbaurevier Schlema-Alberoda-Hartenstein in Sachsen, das bisher auch der einzige bekannte Fundort für Mgriit ist,[12] fand sich das Mineral in Paragenese mit weiteren Selenide wie unter anderem Berzelianit, Clausthalit und Umangit,[13] aber auch mit Bukovit, Crookesit, Eskebornit, Eukairit und Permingeatit.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ю. М. Дымков, Т. И. Лосева, Е. Н. Завьялов, д. чл. Б. И. Рыжов, Л. И. Бочек: Мгриит (Cu,Fe)3AsSe3Новый Минерал. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 111, Nr. 2, 1982, S. 215–219 (russisch, rruff.info [PDF; 806 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020] englische Übersetzung: Yu. M. Dymkov, T. I. Loseva, E. N. Zavyalov, B. I. Ryzhov, L. I. Bochek: Mgriite (Cu,Fe)3AsSe3 - New Mineral).
  • Michael Fleischer, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 68, 1983, S. 280–283 (englisch, rruff.info [PDF; 433 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020]).
  • Peter Bayliss: Revised unit cell dimensions, space group, and chemical formula of some metallic minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 28, 1990, S. 751–755 (englisch, rruff.info [PDF; 447 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mgriite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 119 (englisch).
  4. a b Ю. М. Дымков, Т. И. Лосева, Е. Н. Завьялов, д. чл. Б. И. Рыжов, Л. И. Бочек: Мгриит (Cu,Fe)3AsSe3Новый Минерал. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 111, Nr. 2, 1982, S. 215–219 (russisch, rruff.info [PDF; 806 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020] englische Übersetzung: Yu. M. Dymkov, T. I. Loseva, E. N. Zavyalov, B. I. Ryzhov, L. I. Bochek: Mgriite (Cu,Fe)3AsSe3 - New Mineral).
  5. a b Thomas Witzke, Klaus Thalheim, Andreas Massanek: Erzgebirge. Bergbaugeschichte, Mineralienschätze, Fundorte. Bode, Salzhemmendorf 2018, ISBN 978-3-942588-22-5, S. 220.
  6. a b c d e Mgriite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 62 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020]).
  7. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – M. (PDF 124 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  9. The Depositories of Mineral Type Specimens. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2023; abgerufen am 7. Oktober 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cnmnc.main.jp
  11. Ritsuro Miyawaki, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) Newsletter 50. New minerals and nomenclature modifications approved in 2019. Polish-up of the IMA List of Minerals. In: Mineralogical Magazine. Band 83, 2019, S. 615–620, doi:10.1180/mgm.2019.46 (englisch, rruff.info [PDF; 127 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020]).
  12. Fundortliste für Mgriit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  13. Michael Fleischer, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 68, 1983, S. 280–283 (englisch, rruff.info [PDF; 433 kB; abgerufen am 7. Oktober 2020]).