Michael Jebsen sen.

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Michael Jebsen (* 27. September 1835 in Apenrade; † 30. September 1899 in Berlin) war ein deutscher Kapitän und Reeder, Senator, Reichstagsabgeordneter und Mitglied des Preußischen Landtages und Vorsitzender der Knivsberggesellschaft.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Konfirmation war Michael Jebsen, Sohn eines gleichnamigen Kapitäns aus Apenrade, für kurze Zeit in einer Segelmacherlehre. Er war jedoch fest entschlossen zur See zu fahren. Deshalb heuerte er als 16-Jähriger 1851 auf dem hamburgischen Vollschiff „Georg Heinrich“ als Schiffsjunge an, das unter dem Kommando von Kapitän Closter aus Loit stand. Nach mehreren Schiffsreisen u. a. nach Südamerika musterte er im Frühjahr 1853 als Jungmann in London ab und kehrte nach Hause zurück. Hier besuchte er in den folgenden Monaten die Navigationsschule in Loit-Schauby, die der ehemalige Kapitän Peter Boysen dort unterhielt, und bestand sein Examen im Juli des Jahres mit der Note „bequem“. Nach einer kurzen Zeit als Matrose heuerte Jebsen 1854 als 3. Steuermann auf der Apenrader Bark „Otto“ an. 1856 bekam er als erst 21-Jähriger sein erstes Kommando als Kapitän auf der peruanischen Bark „Joven Emilio“, die er zwei Jahre führte. 1859 bis 1860 war er Erster Offizier auf dem Dampfschiff „Antonius Varas“. Nach einer kurzen Heuer als Kapitän eines Schiffes in Valparaíso/Chile reiste er nach Hamburg, um hier als Kapitän für verschiedene hamburgische Segelschiffs-Reedereien zu arbeiten. 1867 heiratete er während eines Heimaturlaubs die Kapitänstochter Clara Anna Offersen, die ihn auf den folgenden Schiffsreisen begleitete, welche er als Schiffsführer und Eigner der Barken „Ceyphrus“ und „Galathea“ unternahm. im zweiten Halbjahr 1870 mussten Jebsen, seine Frau und die Crew der Galathea wegen des Deutsch-Französischen Krieges eine Zwangspause in Port Townsend (USA) einlegen. Dort wurde am 27. Dezember 1870 Sohn Jacob geboren. Anfang 1871 segelte das Schiff nach Valparaíso und von dort nach Hamburg zurück; dann blieb die junge Familie bis 1873 in Apenrade. Von Frühjahr bis Herbst 1873 war Michael Jebsen Kapitän mit dem hamburgischen Dampfer „Luxor“; dann musterte er im Alter von 38 Jahren ab. Dies war seine letzte Fahrt als Kapitän.

1874 bekam Michael Jebsen eine Anstellung als Leiter der Reederei und Spedition des Industriemagnaten Alfred Krupp, zunächst in Vlissingen, dann in Rotterdam. Nebenher gründete er 1878 seine eigene Dampfschiffreederei, die 1897 nicht weniger als 14 Dampfer besaß, deren Operationsgebiet überwiegend in Ostasien lag. Neben seinen geschäftlichen Unternehmungen war Jebsen auch politisch aktiv. 1883 ließ er sich in Apenrade zum Senator wählen. 1890 bis 1898 saß er für die Nationalliberale Partei im Deutschen Reichstag.[1] 1898 wurde er ins Preußische Abgeordnetenhaus (XIX. Legislaturperiode) gewählt.[2]

Besondere Bedeutung für die Deutsche Minderheit in Nordschleswig hat Michael Jebsens Engagement für den Kauf und die Errichtung der Versammlungsstätte des deutschen Bevölkerungsteils auf dem Knivsberg gehabt. Jebsen gehörte zu den Gründern der 1893 gegründeten Knivsberggesellschaft und war deren erster Vorsitzender. Sein besonderer Einsatz galt der Errichtung des Bismarckturmes, deren Grundstein bereits 1895 gelegt wurde. Dessen Einweihung 1901 erlebte Michael Jebsen nicht mehr: er starb 1899 im Alter von 64 Jahren in Berlin. Sein Sohn Jacob Jebsen wurde 1899 Vorsitzender der Knivsberggesellschaft und sein Nachfolger in der Reederei.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jebsen, Michael. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 9. Band, S. 887.
  • Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 4, 1900, Reimer, Berlin.
  • Hermann Kalkoff (Hrsg.): Nationalliberale Parlamentarier 1867–1917 des Reichstages und der Einzellandtage. Schriftenvertriebsstelle der nationalliberalen Partei Deutschlands, Berlin 1917
  • Emma von Hassel: Michael Jebsen. Das Leben des Schiffsreeders Michael Jebsen und die Chronik seiner Vorfahren. Selbstverlag, Apenrade 1953.
  • Adolf von Hänisch: Jebsen & Co. Hongkong – China-Handel im Wechsel der Zeiten 1895–1945. Selbstverlag, Apenrade 1970.
  • Harboe Kardel: Knivsbergfeste-Knivsbergspiele. 1971.
  • Ernst Hieke: Jebsen, Michael. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 383 (Digitalisat).
  • Nis-Edwin List-Petersen: Jugendhof Knivsberg. Bildungsstätte des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 1982.
  • Bernhard Mann: Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus (1867–1918). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, Band 3).
  • Ole Mørkegaard: Søen, slægten og hjemstavnen. En undersøgelse af livsformer på Åbenråegnen 1700–1900. Etnologisk Forum. Udgivet i samarbejde med Aabenraa Museum. Museum Tusculanums Forlag. Københavns Universitet 1993 (online)
  • 100 Jahre Knivsbergfest. Sonderbeilage. In: Der Nordschleswiger – Die deutsche Tageszeitung in Dänemark, 49. Jahrgang, Nr. 133 vom 11. Juni 1994.
  • Jürgen Ostwald (Hrsg.): Der Knivsberg. 100 Jahre deutsche Versammlungsstätte in Nordschleswig Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co, Heide, 1994.
  • Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 5, Saur, München [u. a.] 1997.
  • Bert Becker: Michael Jebsen 1835–1899. Reeder und Politiker. Verlag Ludwig, Kiel 2013, ISBN 978-3869351742.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 108.
  2. Mann, Bernhard (Bearb.) : Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867-1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Düsseldorf : Droste Verlag, 1988, S. 200 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien : Bd. 3); zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5182-3, S. 463–466.