Miglitol

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Strukturformel
Allgemeines
Freiname Miglitol
Andere Namen

(2R,3R,4R,5S)-1-(2-Hydroxyethyl)-2-(hydroxymethyl)piperidin-3,4,5-triol

Summenformel C8H17NO5
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 72432-03-2
EG-Nummer 276-661-6
ECHA-InfoCard 100.069.670
PubChem 441314
DrugBank DB00491
Wikidata Q772735
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A10BF02

Wirkstoffklasse

Antidiabetikum

Wirkmechanismus

α-Glucosidase-Inhibitor Blutzucker

Eigenschaften
Molare Masse 207,22 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

114 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Miglitol ist ein Arzneistoff, der zur medikamentösen Behandlung eines nicht-insulinabhängigen Diabetes mellitus (Typ-2-Diabetes) als Monotherapeutikum oder in Verbindung mit Sulfonylharnstoffen angewendet wurde. Es zählt somit zu den oralen Antidiabetika. Seit Oktober 2015 ist Miglitol aufgrund der mäßigen Wirksamkeit in klinischen Studien in Deutschland außer Handel.

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirkmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Miglitol hemmt im Darm das Enzym α-Glucosidase. Dadurch wird in Abhängigkeit von der Dosis der Abbau von Polysacchariden in Einfachzucker verzögert, und nach einer Mahlzeit steigt der Blutzucker nicht so schnell an. Die Aufnahme von Glucose aus dem Dünndarm wird dabei nicht beeinflusst. Miglitol wirkt ausschließlich im Darm.

Pharmakokinetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Anteil des Wirkstoffes, der nach oraler Einnahme in der Blutbahn erscheint, ist dosisabhängig. Bis 25 mg Miglitol werden nahezu vollständig in die Blutbahn aufgenommen, 50 mg zu 90 %, 100 mg nur noch zu 60 %. Der Wirkstoff verteilt sich überwiegend im Extrazellulärraum. Weniger als 4 % binden an Plasmaproteine. Die Ausscheidung erfolgt unverändert und fast vollständig über die Nieren, lediglich zu weniger als 1 % über die Galle. Die Halbwertzeit beträgt bei gesunden Probanden zwischen zwei und drei Stunden.

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Miglitol alleine kann keine Unterzuckerung auslösen, jedoch die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin und Sulfonylharnstoffen verstärken.

Da Miglitol den Abbau von Kohlenhydraten verzögert, können diese vermehrt unverdaut in den Dickdarm gelangen und sehr häufig Beschwerden in Form von Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, häufig auch Übelkeit und Verstopfung (Dyspepsie) verursachen.

Gegenanzeigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die schwere Niereninsuffizienz ist eine Kontraindikation.

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monopräparate
Diastabol (A, D, CH, EU), Glyset (USA)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Daikeler, Götz Use, Sylke Waibel: Diabetes. Evidenzbasierte Diagnosik und Therapie. 10. Auflage. Kitteltaschenbuch, Sinsheim 2015, ISBN 978-3-00-050903-2, S. 156 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 1067.
  2. a b Datenblatt Miglitol bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 31. Oktober 2016 (PDF).