Mirecourt

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Mirecourt
Mirecourt (Frankreich)
Mirecourt (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Vosges (88)
Arrondissement Épinal
Kanton Mirecourt
Gemeindeverband Mirecourt Dompaire
Koordinaten 48° 18′ N, 6° 8′ OKoordinaten: 48° 18′ N, 6° 8′ O
Höhe 261–378 m
Fläche 12,12 km²
Einwohner 4.782 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 395 Einw./km²
Postleitzahl 88500
INSEE-Code
Website www.mirecourt.fr

Altstadt von Mirecourt am Madon

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Mirecourt [miʁkuʁ] ist eine französische Stadt mit 4782 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Vosges in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Arrondissement Épinal und zum Kanton Mirecourt.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage von Mirecourt im Département Vosges

Die Kleinstadt Mirecourt liegt am Madon, einem Nebenfluss der Mosel, etwa 50 Kilometer südlich von Nancy.

Nachbargemeinden von Mirecourt sind Poussay und Mazirot im Norden, Villers im Osten, Vroville im Südosten, Mattaincourt im Süden, Domèvre-sous-Montfort und Remicourt im Südwesten, Thiraucourt im Westen sowie Domvallier und Ramecourt im Nordwesten. An der nördlichen Gemeindegrenze mündet der Val d’Arol in den Madon.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hôtel de ville (Rathaus)

Die im 18. Jahrhundert aufgekommene lateinische Schreibweise Mercurii curtis soll auf eine römische Kultstätte des Merkur hindeuten, wofür es jedoch keinerlei Belege gibt, Mirecourt wurde stattdessen nach einem Grundbesitzer namens Muricus benannt. Der Ort wurde erstmals in einer Urkunde vom 13. Juni 960 erwähnt, in der König Otto I. der Abtei Bouxières bestätigt: „Urso stiftete ein Grundstück im Muricus-Gut“ (Urso dedit praedium in Murici curte).[1] Später gehörte das Gebiet zum Herrschaftsbereich der Grafen von Toul. Ab 1284 gehörte Mirecourt zum Herzogtum Lothringen, bis dieses im Jahre 1766 nach dem Tod von Stanislaus I. Leszczyński gemäß dem Friedensvertrag von Wien an Frankreich fiel.

Internierungslager Mirecourt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1930er Jahren entstanden Pläne zum Bau eines Krankenhauses für psychisch kranke Menschen in Mirecourt. Die Entscheidung zum Bau der Einrichtung, die heute unter dem Namen Centre Hospitalier Ravenel bekannt ist, fiel am 10. März 1936[2], die Eröffnung war für Mai 1940 geplant.[3]

Diese geplante Entwicklung wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. Die Arbeiten an den Gebäuden wurden gestoppt, und vom 8. September 1939 bis zum 14. Juni 1940 richtete die französische Luftwaffe hier ein Materiallager ein.[3]

Nach dem Sieg der deutschen Wehrmacht im Westfeldzug nutzte diese von Juli 1940 bis April 1941 das Gelände als Lager für gefangengenommene französische Soldaten (Frontstalag 120 in Mirecourt, Département Vosges).[3] Danach ging die Liegenschaft Ravenel in französische Verwaltung über, doch erlaubte die Besatzungsmacht nur einen teilweisen Weiterbau und primär Instandsetzungsarbeiten.[3] Was sich hier in den nächsten zwei Jahren noch abspielte, wird in der Geschichte von Ravenel nicht erwähnt, doch die Webseite Prisonniers et internés civils spricht von einem Internierungslager für ausländische Zivilpersonen, die nicht zu einem Arbeitsdienst herangezogen werden konnten. Mirecourt sei ein Dépôt d'Internés Civils non Prestataires gewesen, ein militärisches Lager für nicht einsatzfähige zivile Internierte.[4] In anderen Quellen werden zudem ohne weiterführende Hinweise Mattaincourt und Villers (Vosges) als Nebenlager von Mirecourt (Annexe de Mirecourt) erwähnt.

Vermutlich 1943 wurde das Krankenhaus Ravenel erneut von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und wurde ab Dezember 1943 durch die Organisation Todt in ein Militärkrankenhaus umgebaut. Zu dessen Fertigstellung kam es jedoch nicht mehr. Im September 1944 nahm die US-Army das Gelände ein und errichtete ein bis 1946 betriebenes Militärhospital. Eine Art Bewährungsprobe musste es während der Ardennenoffensive bestehen. Es kam zu kriegsbedingten Beschädigungen und zu Evakuierungsplänen, die sich jedoch durch die deutsche Niederlage erübrigten. Die Kapazität des Krankenhauses wurde auf über 4.000 Betten erweitert, und bereits im Januar 1945 wurde der 50.000ste Patient behandelt.[3]

Am 1. April 1947 nahm das Centre Hospitalier Ravenel seinen zivilen Betrieb auf. Die ersten Patienten waren Kinder aus einer pädagogischen Einrichtung; ihnen folgten psychisch Kranke, die aus einem anderen Krankenhaus nach hier verlegt wurden. Am 31. Dezember 1947 befanden sich in Ravenel 448 Patienten, darunter 127 Kinder.[3]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 8572 8804 8649 7940 6900 6384 5956 4949

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Regionale Gewerbeparks mit 400 Betrieben
  • Flughafen Épinal-Mirecourt
  • Holzverarbeitung
  • Das Klöppeln von Spitzen hat hier eine lange Tradition.
  • Seit dem 17. Jahrhundert ist die Gegend ein Zentrum für den Geigenbau. 1970 gründete hier der bekannte Geigenbauer Étienne Vatelot eine Schule für angehende Geigenbauer, in Mirecourt ist die École Nationale de Lutherie.
  • Das psychiatrische Zentrum des Départements (Centre hospitalier spécialisé de Ravenel) ist mit etwa 1000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Stadt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Altstadt
  • Geigenbaumuseum „Musée de la Lutherie et de l’Archèterie Françaises“
  • Museum für mechanische Musikinstrumente „Maison de la Musique Mécanique“
  • Hospitalskapelle
  • Kapelle Saint-Vincent
  • Kapelle Oultre
  • Kirche Nativité-de-Notre-Dame (Mariä-Geburt-Kirche) in der dicht bebauten Innenstadt
  • Markthalle vom Anfang des 17. Jahrhunderts, Monument historique

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof im Oktober 2021

Der Bahnhof liegt an der Bahnstrecke Neufchâteau–Épinal, die 1878 von der Compagnie des chemins de fer de l’Est (EST) eröffnet wurde. Von ihr wird in diesem Bereich nur noch der kurze Abschnitt nach Mattaincourt (als Fortsetzung der 1879 in Betrieb genommenen Bahnstrecke Jarville-la-Malgrange–Mirecourt) unterhalten. Der Personenverkehr über Jarville-la-Malgrange nach Nancy endete im Dezember 2016.

Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1969 besteht eine Städtepartnerschaft mit Bonn-Beuel. Ausgangspunkt war die Glocke „St. Michael“, die zu Napoleons Zeit aus dem Beueler Ortsteil Schwarzrheindorf nach Mirecourt geschafft wurde. Sie wurde von Mirecourt in den 1960er Jahren zurückgegeben, dafür erhielt die Stadt als Spende des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen eine neue Glocke.[5]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mirecourt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert Henri Bautier: Les origines de l'Abbaye de Bouxières-aux-Dames au diocèse de Toul. Nancy 1987, Seite 97.
  2. Centre Hospitalier Ravenel: L'HISTORIQUE
  3. a b c d e f Ravenel, de l’origine à l’ouverture de l’hôpital psychiatrique
  4. Courriers de France et de Français durant la Seconde Guerre mondiale: Prisonniers et internés civils
  5. Offizielle Seite des Beueler Partnerschaftskomitees