Misogynoir

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Misogynoir (Portmanteau aus Misogynie und noir (frz. „schwarz“)) ist eine Bezeichnung für gegen Schwarze Frauen gerichtete Misogynie. Sie wird insbesondere im Schwarzen Feminismus zur intersektionalen Analyse von Misogynie gegen Schwarze Frauen in Medien und Gesellschaft herangezogen.

Begriffsherkunft und -bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung Misogynoir ist eine Kombination aus Misogynie (Frauenhass) und noir, dem französischen Wort für „schwarz“, das auch mit dem Film Noir und seiner Darstellung von düsteren Themen assoziiert ist.[1] Sie wurde erstmals 2010 von der queeren afroamerikanischen Wissenschaftlerin und Aktivistin Moya Bailey in einem Blogeintrag verwendet. Sie erklärte den Neologismus als „Wort, dass ich erfunden habe, um die spezielle Art des Hasses, der in der amerikanischen visuellen und populären Kultur gegen Schwarze Frauen gerichtet wird, zu beschreiben“. Das Wort wurde insbesondere auf Social-Media-Plattformen schnell von Schwarzen Frauen und Aktivistinnen aufgegriffen. Schwarze Aktivistinnen für die Rechte von trans Menschen haben das Wort als Transmisogynoir aufgegriffen um den besonders gegen Schwarze trans Frauen gerichteten Hass zu beschreiben.[2][3] 2023 wurde das Wort Misogynoir ins Merriam-Webster Dictionary aufgenommen.[4][5]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzept Misogynoir wird innerhalb des Schwarzen Feminismus zur Analyse struktureller und interpersonaler Prozesse herangezogen, durch die Schwarze Frauen herabgewertet werden. Es ist eng verwandt mit dem Konzept Intersektionalität.[2] Moya Bailey nutzt das Konzept beispielsweise, um Bilder Schwarzer Frauen in der US-amerikanischen Geschichte zu untersuchen, die von Darstellungen als animalistisch, stark und unersättlich zu Beginn des Kolonialismus bis zu Darstellungen der „frechen Schwarzen Freundin“ in zeitgenössischen Filmen. Als eins der ersten Beispiele für Misogynoir in den Medien sieht sie das Zurschaustellen des Körpers von Sarah Baartman. Mit der medialen Sichtbarkeit durch Karikaturen und falsche Darstellungen Schwarzer Frauen gehe zugleich eine Unsichtbarkeit in der Politik einher.[1] Als weitere Beispiele für Misogynoir werden die Hypersexualisierung Schwarzer Frauen und Stereotype, die diese als wütend, unvernünftig oder unintelligent darstellen, angeführt.[6] Auch entsprechende Angriffe gegen prominente Schwarze Frauen wie Diane Abbott oder Kamala Harris wurden medial unter der Bezeichnung Misogynoir verhandelt.[7][8] Auch die Online-Belästigung Schwarzer Frauen wird als Misogynoir beschrieben.[9][10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Introduction: What Is Misogynoir? In: Misogynoir Transformed. New York University Press, 2021, ISBN 978-1-4798-0339-2, S. 1–34, doi:10.18574/nyu/9781479803392.003.0004 (degruyter.com [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  2. a b Denise Noble, Lisa Amanda Palmer: Misogynoir: Anti-Blackness, Patriarchy, and Refusing the Wrongness of Black Women. In: The Palgrave Handbook of Critical Race and Gender. Springer International Publishing, Cham 2022, ISBN 978-3-03083946-8, S. 227–245, doi:10.1007/978-3-030-83947-5_12 (springer.com [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  3. Darnell N. Motley, Peter Forberg, Jade Pagkas-Bather, Alida Bouris, John Schneider: From Trauma to Transformation: the Role of the Trauma Surgeon in the Care of Black Transgender Women. In: Current Trauma Reports. Band 9, Nr. 2, 15. Februar 2023, ISSN 2198-6096, S. 66–75, doi:10.1007/s40719-023-00254-8 (springer.com [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  4. Definition of MISOGYNOIR. In: Merriam-Webster Dictionary. 14. September 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023 (englisch).
  5. From the combination of racism and sexism, here is the story of a new word. In: Northwestern Now. 4. Mai 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023 (englisch).
  6. Joseph Kwarteng, Serena Coppolino Perfumi, Tracie Farrell, Aisling Third, Miriam Fernandez: Misogynoir: challenges in detecting intersectional hate. In: Social Network Analysis and Mining. Band 12, Nr. 1, Dezember 2022, ISSN 1869-5450, doi:10.1007/s13278-022-00993-7 (springer.com [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  7. Lisa Amanda Palmer: Diane Abbott, misogynoir and the politics of Black British feminism’s anticolonial imperatives: ‘In Britain too, it’s as if we don’t exist’. In: The Sociological Review. Band 68, Nr. 3, Mai 2020, ISSN 0038-0261, S. 508–523, doi:10.1177/0038026119892404 (sagepub.com [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  8. Maggie Astor: Kamala Harris and the ‘Double Bind’ of Racism and Sexism. In: The New York Times. 9. Oktober 2020, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. Oktober 2023]).
  9. Chelsea Peterson-Salahuddin: Posting Back: Exploring Platformed Black Feminist Communities on Twitter and Instagram. In: Social Media + Society. Band 8, Nr. 1, Januar 2022, ISSN 2056-3051, S. 205630512110690, doi:10.1177/20563051211069051 (sagepub.com [abgerufen am 14. Oktober 2023]).
  10. Brandeis Marshall: Misogynoir – die algorithmische Diskriminierung Schwarzer Frauen in der Content-Moderation. Hrsg.: Heinrich-Böll-Stiftung. Berlin Oktober 2020 (boell.de [PDF; abgerufen am 14. Oktober 2023]).