Mościsko

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Mościsko
Faulbrück
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Hilfe zu Wappen
Mościsko Faulbrück (Polen)
Mościsko
Faulbrück (Polen)
Mościsko
Faulbrück
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Dzierżoniowski
Gmina: Dzierżoniów
Geographische Lage: 50° 47′ N, 16° 35′ OKoordinaten: 50° 46′ 51″ N, 16° 35′ 20″ O
Einwohner: 1129
Postleitzahl: 58-116
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DDZ
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: Kamieniec Ząbkowicki–Jaworzyna Śląska



St. Johannes der Täufer in Mościsko
Fluss Pilawa in Mościsko
ehemaliges Dorfkretscham
Bahnhofsgebäude

Mościsko (deutsch Faulbrück) ist ein Ort in der Landgemeinde Dzierżoniów (Reichenbach) im Powiat Dzierżoniowski (Kreis Reichenbach) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mościsko liegt etwa acht Kilometer nördlich der Kreisstadt Dzierżoniów (Reichenbach) und fünfzig Kilometer südwestlich der Bezirkshauptstadt Breslau.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte sind Lutomia Dolna (Nieder Leutmannsdorf) im Südwesten, Grodziszcze (Gräditz) im Norden, Nowizna (Neudorf) im Südosten, Włóki (Dreißighuben) im Osten, Tuszyn (Hennersdorf) im Nordosten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faulbrück wurde 1268 bei einem Streit um die Parochialverhältnisse zwischen den Kaplänen Heinrich von Reichenbach und Joh. „de putrido ponte“ erstmals urkundlich erwähnt.[1][2] 1290 fiel das Dorf an das Domkapitel zum Heiligen Kreuz in Breslau. Bei der Teilung des Herzogtums Breslau gelangte das Gebiet 1290/91 an das neu gebildete Herzogtum Schweidnitz. 1341 wurde in Faulbrück das deutsche Recht umgesetzt. In den Urkunden wurde der Ort als Fulenbrücke, Fowlenbrücke, Foulenbrücke und Fahlebruche bezeichnet. 1385 bis 1394 war es in Besitz der Familie von Haugwitz. Nach dem Tod des Herzogs Bolko II. von Schweidnitz fielen die Herrschaftsgebiete von Schweidnitz-Jauer erbrechtlich an die Krone Böhmen, wobei Bolkos II. Witwe Agnes von Habsburg bis zu ihrem Tod 1392 ein Nießbrauch zustand.

1562 erbaute man in Faulbrück eine neue Kirche. Vor dem dreißigjährigen Krieg war sie vorübergehend evangelisch. Am 7. März 1654 wurde sie den Katholiken zurückgegeben. Faulbrück war in drei Teile gegliedert. Ober-, Mittel- und Nieder-Faulbrück. Anfang des 17. Jahrhunderts war ein Gutsherr von Almesloe gen. Tappe in Mittel-Faulbrück begütert. 1654 besaßen es Gottfried von Gellhorn und Nikolaus Friedrich von Zedlitz. 1740 gehörten beide Anteile dem Grafen von Promnitz auf Sorau, dann seinem Sohn und schließlich dem Grafen von Stollberg. Nieder-Faulbrück war seit 1740 in den Händen der Familie von Dresky.[3] 1752 war der Besitzer der Dominien Ober-Gräditz und Nieder-Faulbrück Paul Friedrich von Dresky.[4]

Nach dem ersten schlesischen Krieg fiel Faulbrück 1741/42 an Preußen und wurde in den Landkreis Reichenbach eingegliedert. 1742 gestattete König Friedrich II. den evangelischen Gemeinden Gräditz, Faulbrück, Kreisau und Wierischau im Fürstentum Schweidnitz, in Gräditz ein neues Bethaus zu erbauen mit eigenem evangelischen Prediger und Schulmeister.[5] Seit 1755 besaß Mittel-Faulbrück eine eigene evangelische Schule. 1785 zählte Ober-Faulbrück ein herrschaftliches Vorwerk, eine Wassermühle, 10 Häusler, 10 Gärtner und 151 Einwohner. Mittel-Faulbrück ein Vorwerk, eine katholische Kirche, eine Schule, eine Windmühle, 17 Bauern, 17 Gärtner, 36 Häusler und 478 Einwohner. Nieder-Faulbrück ein Vorwerk, sieben Bauern, sechs Gärtner, 28 Häusler und 241 Einwohner.

Faulbrück unterstand der Kriegs- und Domänenkammer Breslau, bis es im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen 1815 dem Regierungsbezirk Reichenbach der Provinz Schlesien zugeordnet wurde. Nach der Auflösung des Regierungsbezirks Reichenbach wurden der Kreis Reichenbach am 1. Mai 1820 dem Regierungsbezirk Breslau zugeteilt. 1845 zählte Faulbrück, unterteilt in zwei Dominien, davon Mittel- und Ober-Faulbrück dem Grafen Wilhelm von Stolberg-Wernigerode gehörig und Nieder-Faulbrück dem Leutnant a. D. Herrmann von Dresky auf Ober-Faulbrück gehörig:[6]

  1. Mittel-Faulbrück, 83 Häuser, ein Vorwerk und eine einzelne Schäferei, 758 Einwohner (314 katholisch), evangelische Kirche zu Ober-Gräditz, eine evangelische Schule (eingeschult Ober-Faulbrück), eine katholische Kirche unter dem Patronat der beiden Dominien von Faulbrück das alleine eingepfarrt war (Adjunkt der Pfarrkirche zu Gräditz), 110 Morgen Pfarrwidum, eine katholische Schule für Mittel-, Nieder-, und Ober-Faulbrück, eine Windmühle, ein herrschaftliches Brauhaus, drei Rustikalbrennerein, 103 Baumwollwebstühle, vier Schankhäuser, 20 Handwerker und fünf Händler. Zu Mittel-Faulbrück gehörte ein Feldstraßen-Kretscham, bei welchem sich eine Steinkohlenniederlage befand.
  2. Ober-Faulbrück, 26 Häuser, ein herrschaftliches Wohnhaus, ein Vorwerk, 236 Einwohner (48 katholisch), evangelische Kirche zu Ober-Gräditz, katholische Kirche zu Mittel-Faulbrück, eine Wassermühle mit drei Einwohnern, eine Rustikalbrennerei, ein Wirtshaus, 17 Baumwollwebstühle und fünf Handwerker.
  3. Nieder-Faulbrück, 52 Häuser, ein herrschaftliches Wohnhaus, ein Vorwerk, 449 Einwohner (71 katholisch), evangelische Kirche zu Ober-Gräditz, eine evangelische Tochter-Schule von Ober-Gräditz, katholische Kirche zu Mittel-Faulbrück, eine herrschaftliche Brennerei, ein Wirtshaus, 64 Baumwollwebstühle, vier Leinwebstühle, sechs Handwerker und sechs Händler.

Seit 1874 bildeten Ober-, Mittel- und Nieder-Faulbrück mit Gutsbezirken den Amtsbezirk Faulbrück.[7] 1886 erhielten die evangelischen Einwohner von Faulbrück an der Straße nach Schweidnitz einen eigenen Friedhof. Zuvor nutzten sie den katholischen Friedhof von Faulbrück gastweise. Mit eingegliedert in die Mauern wurde die sogenannte Tappkapelle, die 1601 Gutsherr von Tapp nach einem Gelübde erbauen ließ. 1924 brannte die Kirche. Das Feuer vernichtete die Holzdecke, den Turm, den Dachstuhl, die Glocken und die Orgel. Der Hochaltar konnte gerettet werden. Bereits 1925 begann der Wiederaufbau.

Am 1. April 1938 wurden Ober-, Mittel- und Nieder-Faulbrück zur Gemeinde Faulbrück vereinigt. 1943 hatte der Ort 1634 Einwohner. Mit der Übernahme 1945 durch sowjetischen Truppen und polnische Administration wurde Faulbrück in Mościsko umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war, 1946 vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsausgesiedelte aus Ostpolen. Heute gehört Mościsko zur Landgemeinde Dzierżoniów.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pfarrkirche St. Johannes der Täufer, aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, 1562 und im 18. und 20. Jahrhundert umgebaut. Nach einem Brand von 1924 wiederaufgebaut. Gotisches Steinportal aus dem 14. Jahrhundert, Kreuzrippengewölbe mit Polychrom aus der Wende des 14. bis 15. Jahrhunderts, Steintabernakel aus dem Jahr 1300, Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mościsko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Codex diplomaticus Silesiae. Max, 1872 (google.de [abgerufen am 8. Februar 2019]).
  2. Regesta episcopatus Vratislaviensis: Bis zum Jahre 1302. Hirt, 1864 (google.de [abgerufen am 8. Februar 2019]).
  3. Friedrich-Albert Zimmermann: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien. Trang., 1785 (google.de [abgerufen am 8. Februar 2019]).
  4. Verein für Schlesische Kirchengeschichte: Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte. Verlag Unser Weg, 1983 (google.de [abgerufen am 8. Februar 2019]).
  5. Vereins für Schlesische Kirchengeschichte: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte: Neue Folge. Unser Weg, 1983, ISBN 978-3-87836-344-6 (google.de [abgerufen am 8. Februar 2019]).
  6. Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845 (google.de [abgerufen am 15. Mai 2021]).
  7. Amtsbezirk Faulbrück. Abgerufen am 8. Februar 2019.