Mother Hood

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Mother Hood e.V.
Rechtsform gemeinnütziger Verein
Gründung 2015, Essen, Deutschland
Sitz Bonn, Deutschland
Zweck Förderung der Bildung, des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege sowie des Schutzes der Familie[1]
Schwerpunkt Schwangerschaft, Geburtshilfe
Methode Lobbyismus, Aufklärung
Aktionsraum Deutschland
Geschäftsführung Katharina Desery, Dorothea Utzt, Daniela Reitz (Vorstand)[2]
Mitglieder 1602 (31. Dezember 2022)[3]
Website www.mother-hood.de

Mother Hood e.V. ist ein deutscher Verein und eine Elterninitiative mit dem Ziel, die Versorgungsstruktur der Geburtshilfe in Deutschland zu verbessern. Die Gründung erfolgte aufgrund der drohenden Knappheit an freiberuflichen Hebammen im Jahr 2015. Der Verein ist in Regionalgruppen organisiert und gehört dem Netzwerk der Elterninitiativen für Geburtskultur an.

Gründungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2014 kündigte die Nürnberger Versicherung ihren Ausstieg aus der Berufshaftpflichtversicherung von freiberuflichen Hebammen an.[4] Zu diesem Zeitpunkt war die Nürnberger Versicherung Teil eines Versicherungsverbundes, dem ohne die Beteiligung der Nürnberger der Zusammenbruch drohte, da keine andere Versicherung bereit war, den freiwerdenden Teil zu übernehmen. Dies hätte für die freiberuflichen Hebammen zum Sommer 2015 den Effekt eines Berufsverbotes gehabt, da Hebammen als Angehörige der Heilberufe verpflichtet sind, eine Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen.

Die Nachricht vom drohenden Aus für die freiberuflichen Hebammen schlug in den sozialen Medien ein, während die Resonanz in den Printmedien eher verhalten war. Insbesondere Frauen und Mütter mit noch vorhandenem Kinderwunsch reagierten. Noch am selben Tag gründeten einige Eltern die Gruppe Hebammenunterstützung auf Facebook, die zunächst einen Sammelpunkt für den Elternprotest darstellte und innerhalb von 24 Stunden mehr als 60.000 Mitglieder generierte. In den folgenden Monaten wurden aus dieser Gruppe heraus zahlreiche Demonstrationen, Mahnwachen und andere Protestaktionen organisiert.[5] Um als Elterninitiative professionell arbeiten zu können, wurde ein Jahr später von den Aktiven der gemeinnützige Verein Mother Hood gegründet.

Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch als Elternprotest startete die Elterninitiative 2014 die Aktion Triff deinen Abgeordneten, in der Eltern binnen weniger Monate über 100 Landtags- und Bundestagsabgeordnete über die drohende Unterversorgung bei Hebammen und Kreißsälen informierten. Bis heute treffen sich Vereinsaktive regelmäßig mit Politikern und Regierungsvertretern auf Lokal-, Landes- und Bundesebene.[6][7][8]

In Kooperation mit Mother Hood ging 2017 der Film Die sichere Geburt auf Kinotournee und wurde in zahlreichen Städten mit anschließenden Podiumsdiskussionen gezeigt.[9] Besondere mediale Aufmerksamkeit erhielt der Verein im Sommer 2017 durch eine „Reisewarnung“ für Schwangere wegen der Unterversorgung im Bereich Geburtshilfe in einigen Regionen Deutschlands.[10][11] Seitdem werden Vertreterinnen von Mother Hood regelmäßig zu Interviews und Diskussionsrunden in Fernsehen und Rundfunk eingeladen, um über die Probleme in der Geburtshilfe zu berichten.[12][13][14]

Während das drohende Berufsverbot für freiberufliche Hebammen infolge aktiven Protests und politischer Arbeit 2014 durch die Einführung eines Sicherstellungszuschlages zunächst abgewendet wurde,[15] stellte sich die Gesamtsituation in der geburtshilflichen Versorgung während Schwangerschaft, Geburt und dem Wochenbett weiterhin als schwierig dar. Mother Hood arbeitet daran im wissenschaftlichen Bereich mit bei der Durchführung von Studien und der Übersetzung von Fachtexten. Auf politischer und fachlicher Ebene sitzen Vertreter des Vereins an Runden Tischen sowie in zahlreichen Gremien (z. B. dem Gemeinsame Bundesausschuss, G-BA). Der Verein wirkte als Patientenvertretung an der S3-Leitlinie Die vaginale Geburt am Termin mit, die im Januar 2021 veröffentlicht wurde.[16] Daneben gibt Mother Hood in regelmäßigen Abständen eigene Veröffentlichungen zu aktuellen Themen und zur Aufklärung heraus.[17] Ein großer Anteil der Aufklärungsarbeit haben die Social Media Aktivitäten des Vereins.

Im April 2019 sprach eine Vorständin des Vereins als Sachverständige vor der Kinderkommission des Deutschen Bundestages über die Missstände in der Geburtshilfe und die drohenden Auswirkungen auf die Kindergesundheit.[18] Im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zum Hebammenreformgesetz (HebRefG), das eine vollständige Akademisierung der Hebammenausbildung in Deutschland einführt,[19] wurde Mother Hood im Juni 2019 als Sachverständige zur Anhörung vor den Gesundheitsausschuss angehört.[20] Während der COVID-19-Pandemie in Deutschland wirkt der Verein als Anlaufstelle für Schwangere und Familien im Zusammenhang mit COVID-19.

Im Juni 2020 rief Mother Hood gemeinsam mit dem Verein International Society for pre- and perinatal Psychology and Medicine (ISPPM) ein Hilfetelefon nach schwieriger Geburt ins Leben.[21] Es bietet Menschen mit schwieriger oder belastender Geburtserfahrung die Möglichkeit, über die Geburt sprechen zu können.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Satzung. (PDF; 682 KB) In: mother-hood.de. Mother Hood e.V., 29. Mai 2021, abgerufen am 14. Dezember 2023.
  2. Team. In: mother-hood.de. Mother Hood e.V., abgerufen am 14. Dezember 2023.
  3. Jahresbericht 2022 der Bundeselterninitiative Mother Hood e. V. (PDF; 209 KB) In: mother-hood.de. Mother Hood e.V., März 2023, abgerufen am 14. Dezember 2023.
  4. Nürnberger Versicherung sperrt Hebammen aus, auf nordbayern.de
  5. Elterndemo für Hebammen, auf kn-online.de
  6. Mother Hood Hessen Versorgungsstudie Mother-Hood. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  7. Bremer Eltern kämpfen vor Petitionsausschuss für sichere Geburten Mother-Hood. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  8. Fachgespräch mit NRW Gesundheitsministerin Barbara Steffens Mother-Hood. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  9. Der Film | Die sichere Geburt. (die-sichere-geburt.de [abgerufen am 26. Februar 2018]).
  10. Reisewarnung für Schwangere (Memento vom 15. Oktober 2017 im Internet Archive)
  11. Ruth Piecha im Gespräch mit Susanne Schrammar: Hebammenmangel - "Reisewarnung" für Schwangere in bestimmten Regionen in Deutschland. In: deutschlandfunk.de. 11. Juli 2017, abgerufen am 17. Februar 2024.
  12. Kathrin Schamoni: Der Verein „Mother Hood“: Gibt Eltern eine Stimme rund um Schwangerschaft und Geburt. 19. März 2020, abgerufen am 23. April 2021.
  13. Geburtshilfe – Missstände in Deutschland. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  14. Hebammen- und Kreißsaalmangel – Was tun gegen die Unterversorgung? In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 26. Februar 2018]).
  15. Sicherstellungzuschlag - Haftpflichtausgleich für Hebammen mit Geburtshilfe, auf gkv-spitzenverband.de
  16. Leitlinien-Detailansicht Die vaginale Geburt am Termin, auf awmf.org
  17. Publikationen rund um das Thema Geburt, auf mother-hood.de
  18. Lukas Stern: Deutscher Bundestag – Gesellschaftliche Dimension von Schwangerschaft und Geburt. Abgerufen am 5. September 2019.
  19. Gesetz zur Reform der Hebammenausbildung und zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch. In: www.aok-bv.de. Abgerufen am 14. September 2019.
  20. Dr Susanne Kailitz: Deutscher Bundestag – Experten begrüßen duales Studium für angehende Hebammen. Abgerufen am 5. September 2019.
  21. Hilfetelefon eingerichtet - Wenn die Geburt zum Trauma wird, auf zdf.de, abgerufen am 10. November 2020