Motologie

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Die Motologie ist die Lehre vom Zusammenhang zwischen Bewegung und Psyche. Sie ist eine neue, aus der Psychomotorik entstandene, persönlichkeits- und ganzheitlich orientierte Wissenschaft, deren Gegenstand die menschliche Motorik als Funktionseinheit von Wahrnehmen, Erleben, Denken und Handeln ist.

Im Mittelpunkt der Motologie steht die Frage, wie über eine ganzheitliche Körper- und Bewegungsarbeit Menschen in ihrer Entwicklung und Heilung unterstützt werden können. Sie beschäftigt sich mit allen Altersgruppen: mit Kindern und Jugendlichen, Erwachsenen und alten Menschen. Als pädagogisches oder therapeutisches Konzept ist sie in vielen Einrichtungen unter dem Begriff Psychomotorik vertreten. Der Begriff "Motologie" wurde bei der Gründung des Studiengangs an der Philipps-Universität Marburg Anfang der 1980er Jahre bewusst neu setzt, um den wissenschaftlich-akademischen Ansatz dieses Fachs von der Praxis der Psychomotorik zu unterscheiden, jedoch bleibt die Motologie als Fach fast ausschließlich nur im deutschsprachigen Raum bekannt[1]. Die Motologie ist beim Bundesministerium für Bildung und Forschung -(BMBF) als "kleines Fach" anerkannt[2]. Nach Abschluss eines erfolgreichen Master-Studiums besteht weiterhin Möglichkeit zur Promotion in Motologie (Dr. phil.), sowie darauf aufbauend zur Habilitation im Fachbereich 21 der Philipps-Universität Marburg[3].

Studiengang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Studiengang Motologie wird als Masterstudiengang an der Philipps-Universität Marburg angeboten. Mindestvoraussetzung ist ein abgeschlossenes B.A. Studium.[4] Als Bachelor kann Motologie im Rahmen eines integrierten Studiengangs an der Hochschule Emden/Leer studiert werden.

Berufsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

− Motologen arbeiten mit Menschen aus allen Altersklassen, mit und ohne Beeinträchtigung, mit Einzelnen und Gruppen.

− Motologen besitzen eine Doppelqualifikation und sind interdisziplinär ausgebildet. Dementsprechend sind sie in der Lage, ein breites Spektrum in pädagogischen, therapeutischen, entwicklungsfördernden, gesundheitsfördernden und organisationsberatenden Arbeitsfeldern professionell zu füllen.

− Motologen arbeiten sowohl angestellt als auch selbstständig. Relativ häufig sind Motologen in Aus-, Fort- und Weiterbildungsinstitutionen tätig. Die praktische Tätigkeit üben sie in der Kinder- und Jugendhilfe, in Psychiatrien und psychosomatischen Kliniken für Kinder und Jugendliche und für Erwachsene aus. Weitere Berufsfelder sind Gesundheitszentren, freie Praxen und Schulen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • F. Schilling: Von der Psychomotorik zur Motologie. Motorik. Teil 1/2. 3/4 2020, S. 164-168
  • S. Amft, J. Seewald: Perspektiven der Motologie. (= Motorik. Band 19). Hofmann Verlag, Schorndorf, 1996.
  • A. J. Ayres: Bausteine der kindlichen Entwicklung. 4. Auflage. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2002.
  • Beudels/Hammer/Hamsen/Kuhlenkamp/Volmer (Hrsg.): Bewegung in der Lebensspanne. Verlag Aktionskreis Psychomotorik, Lemgo 2008.
  • M. Eisenburger: Zuerst muss die Seele bewegt werden. Psychomotorik im Pflegeheim. Ein theoriegeleitetes Praxisbuch. Verlag Modernes Lernen, Dortmund 2005.
  • K. Fischer, H. Holland-Moritz (Redaktion): Mosaiksteine der Motologie. (= Motorik. Band 24). Hofmann, Schorndorf 2001, ISBN 3-7780-7024-X.
  • K. Fischer: Einführung in die Psychomotorik. 3. Auflage. Ernst Reinhardt Verlag, München 2009.
  • A. Flammer: Entwicklungstheorien – Psychologische Theorien der menschlichen Entwicklung. Bern 2003.
  • U.H.Göhle: Movement, Training and Mind: Insights from the perspective of Motologie. In: Performance Research, 14:2, 46–52. London & New York: Routledge Taylor & Francis Group https://doi.org/10.1080/13528160903319513 2009
  • R. Haas: Entwicklung und Bewegung. (= Motorik. Band 22). Verlag Karl Hofmann, Schorndorf 1999.
  • Gerd Hölter (Hrsg.): Mototherapie mit Erwachsenen Sport, Spiel und Bewegung in Psychiatrie, Psychosomatik und Suchtbehandlung. (= Motorik. Band 13). Verlag Karl Hoffmann, Schorndorf 1993.
  • H. Köckenberger, R. Hammer (Hrsg.): Psychomotorik. Ansätze und Arbeitsfelder. Verlag Modernes Lernen, Dortmund 2004.
  • H. Köckenberger: Vielfalt als Methode. Verlag Borgmann, Dortmund 2008.
  • R. Oerter, L. Montada (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Lehrbuch. Beltz, Weinheim 2002.
  • R. Prohl, J. Seewald (Hrsg.): Bewegung verstehen. Hofmann Verlag, Schorndorf 1995.
  • J. Seewald: Der Verstehende Ansatz in Psychomotorik und Motologie. Ernst Reinhardt Verlag, München 2007.
  • M. Vetter, B. Wuttig, L. Spahn, U. H. Goehle: Profession - Gender - Inklusion. Motologie und Psychomotorik: Marburger Beiträge zu einer responsiven Fachentwicklung, Forschung und Theoriebildung. WVPM-Verlag: Marburg 2021.
  • V. Von Weizsäcker: Der Gestaltkreis – Band 4: Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997.
  • R. Zimmer: Handbuch der Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern. 8. Auflage. Herder Verlag, Freiburg/ Basel/ Wien 2006.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulf Henrik Göhle: Movement, Training and Mind: Insights from the perspective of Motologie. In: Performance Research. Band 14, Nr. 2, Juni 2009, ISSN 1352-8165, S. 46–52, doi:10.1080/13528160903319513 (tandfonline.com [abgerufen am 16. August 2023]).
  2. Kleine Fächer – Große Potenziale - BMBF. 11. April 2023, abgerufen am 16. August 2023.
  3. Motologie und Psychomotorik (M.A.). Abgerufen am 16. August 2023.
  4. Studiengang Motologie an der Universität Marburg

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Motologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen