Moyse Amyraut

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Moïse Amyraut

Moyse Amyraut (auch Moïse Amyraut, latinisiert Moses Amyraldus; * September 1596 in Bourgueil bei Tours; † 8. Januar 1664 in Saumur, heute im Département Maine-et-Loire) war ein reformierter Theologe aus Frankreich.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amyraut entstammte einer angesehenen Familie in Orleans. Er wurde nach Poitiers geschickt, um Rechtswissenschaften zu studieren. Durch seinen außerordentlichen Fleiß erlangte er 1616 nach nur einem Jahr den Grad eines Lizenziaten. Angeregt durch einen geistlichen Mitbürger namens Boucherau und durch die Lektüre von Johannes Calvins Institutio Christianae Religionis verzichtete er auf die Aussicht, der Nachfolger seines Onkels Seneschall zu werden. Stattdessen wandte er sich, entgegen den Wünschen seines Vaters, dem Studium der Theologie zu und ging auf die Akademie in Saumur, wo er von John Cameron unterrichtet wurde.[1]

Nach seiner Ordination wurde er 1623 Pfarrer in St. Aignan in Maine. 18 Monate später wurde er nach Saumur berufen, um die Pfarrstelle des Jean Daille zu übernehmen. Amyraut hätte auch in den Gemeinden Rouen oder Tours arbeiten können, aber da er bereits für eine theologische Professur in Saumur ausgewählt worden war, fiel die Wahl auf diese Gemeinde. Im Jahr 1631 sandte ihn diese als Deputierten zur Nationalsynode nach Charenton und beauftragte ihn mit er Überbringung ihrer Beschwerden und Wünsche an Ludwig XIII. 1633 wurde Amyraut gemeinsam mit Josué de La Place und Louis Cappel zum Professor der Theologie gewählt.[1][2] In seinem Traité de la prédestination versuchte er 1634 die strenge Prädestinationslehre der Dordrechter Synode durch einen Universalismus hypotheticus abzumildern, also durch die Lehre von einem gnädigen Willen Gottes, alle Menschen unter der Bedingung des Glaubens selig zu machen, die sich auf Camerons Sätzen gründete. Dies löste heftige Streitigkeiten aus, da ihm unter anderem von Petrus Molinaeus und Friedrich Spanheim vorgeworfen wurde, gegen die Beschlüsse der Dordrechter Synode zu handeln. Auf mehreren französischen Nationalsynoden wurde er angeklagt und immer wieder freigesprochen. Letztlich wurden die streitenden Parteien 1645 zur Einigung und Einhaltung der Friedenspflicht bewegt. Eine zeitweilige Verurteilung seiner Lehre, Amyraldismus genannt, erreichten schließlich 1674 der Zürcher Professor Johann Heinrich Heidegger und sein Genfer Kollege François Turrettini (1623–1687) mit dem Consensus Helveticus. Amyraut galt als überaus freigiebig. Er teilte die Einkünfte aus seiner Pfarrei in den letzten 10 Jahren seines Lebens unter den Armen auf.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Traité des religions, contre ceux qui les estiment toutes indifférentes. 1631.
  • Brief Traitté de la prédestination et de ses principales dépendances. 1634.
  • Discours sur l’état des fidèles après la mort. 1646.
  • Apologie pour ceux de la religion. 1647.
  • Six livres de la vocation des pasteurs. 1649.
  • Du gouvernement de l’Église contre ceux qui veulent abolir l’usage et l’autorité des synodes. 1653
  • La Vie de François, seigneur de La Noue, dit Bras de fer. 1661.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Alex Schweizer: Moses Amyraldus: Versuch einer Synthese des Universalismus und des Partikularismus. In: Theologische Jahrbücher. L. F. Fues, Tübingen 1842, 2. Amyrauts Leben und Wirken, S. 55–65 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Eberhard Busch: Amyraut, Moyse (1596–1664). In: Helmut Burkhardt, Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Band 1. R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1992, ISBN 3-417-24641-5, S. 66.