Museum Reinhard Ernst

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Das Museum Reinhard Ernst (mre) ist ein Kunstmuseum für abstrakte Kunst in Wiesbaden, dessen Eröffnung für das erste zweite Quartal 2024 geplant ist (Stand Januar 2024).[1][2] Trägerin ist die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung. Seit dem 1. Dezember 2021 leitet der Kunsthistoriker Oliver Kornhoff das Museum als Gründungsdirektor.[3]

Das Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum, das ursprünglich 2023 in der Wilhelmstraße 1 im Stadtzentrum von Wiesbaden eröffnet werden sollte,[4] zeigt auf drei Etagen die private Sammlung abstrakter Kunst des Wiesbadener Unternehmers und Stifters Reinhard Ernst sowie Sonderausstellungen. Das Projekt ist Ergebnis eines 2010 begonnenen Planungsprozesses sowie der langjährigen Freundschaft zwischen Reinhard Ernst und dem japanischen Architekten und Pritzker-Preisträgers Fumihiko Maki. Das Museum erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 9000 m², wobei die Ausstellungsfläche 2000 m² beträgt. Auf zwei Etagen sollen ausgewählte Werke der über 900 Positionen umfassenden Sammlung Reinhard Ernst das Publikum für abstrakte Kunst begeistern. Die Baukosten für das leuchtend weiße, würfelförmige Gebäude mit seinem zentralen Atrium belaufen sich auf rund 80 Millionen Euro.

2016 schlug die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung der Stadt Wiesbaden vor, aus eigenen Mitteln ein Museum zu errichten und zu betreiben. Auf Basis eines Bürgerbeteiligungsverfahrens[5] wurde mit breiter, parteiübergreifender Zustimmung ein in zentraler Lage gelegenes Grundstück für 99 Jahre an die Stiftung verpachtet. Während dieses Zeitraums ist die Stiftung für den Bau und Unterhalt des Gebäudes und die Finanzierung des Museumsbetriebs zuständig.

Die Sammlung Reinhard Ernst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sammlung abstrakter Kunst, die der Wiesbadener Unternehmer Reinhard Ernst seit den 1980er Jahren aufgebaut hat, umfasst heute (Stand 2023) über 900 Werke. Da er die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, entstand die Idee eines Museums für abstrakte Kunst, in dem Werke aus der „Sammlung Reinhard Ernst“ sowie – je nach Themenschwerpunkt der Ausstellung – Leihgaben aus anderen Museen zu sehen sein werden.

Die Schwerpunkte der Sammlung liegen im Bereich der abstrakten deutschen und europäischen Nachkriegskunst, abstrakter japanischer Kunst und des abstrakten Amerikanischen Expressionismus.

Darüber hinaus ergänzen zeitgenössische Positionen die Sammlung, u. a. speziell für das Museum angefertigte Auftragsarbeiten von Mad C, Tony Cragg, Katharina Grosse, Karl-Martin Hartmann und Bettina Pousttchi.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museumsgebäude ist ein Entwurf des japanischen Architekten Fumihiko Maki, mit der Umsetzung wurde das Frankfurter Architekturbüro schneider+schumacher beauftragt. In seiner äußeren Gestalt nimmt das Museum, von den Einheimischen wegen seiner leuchtend weißen Granitverkleidung „Zuckerwürfel“ genannt, die Linien und Versprünge der umliegenden Gebäude auf. Ebenso folgt der Bau den Vorgaben der Stadt Wiesbaden, die Grenzbebauung entlang der Wilhelmstraße und Rheinstraße wieder als „Eingang“ zur Wilhelmstraße herzustellen, so, wie vor dem Krieg das an dieser Stelle stehende Grand Hotel „Victoria“. Das Museum besitzt einen rechteckigen Grundriss mit den Außenabmessungen von ca. 46 × 65 Meter. Die Traufhöhe von 20 Meter orientiert sich ebenfalls an der Umgebung. Das Untergeschoss erreicht eine Tiefe von 8,5 Metern. Der Haupteingang für die Besucher des Museums ist fußläufig über eine Freitreppe bzw. barrierefrei über eine Rampe an der Wilhelmstraße erreichbar. Das gesamte Grundstück wird eingefasst durch eine immergrüne Laubhecke. Das Museum verfügt über Behindertenparkplätze.

Für das Museum schuf Maki and Associates ein dreigeschossiges Gebäude, das sich in die historische Umgebung der Wiesbadener Innenstadt einfügt und dennoch eigenständig und modern ist. Das Erdgeschoss mit dem Eingangsbereich wird von einem vollverglasten, nach oben offenen Atrium geprägt, durch das Tageslicht ungehindert ins Gebäude fällt. Um diesen Innenhof herum sind die weiteren Quadranten angeordnet, in die der Bau unterteilt wurde. Diese schlichten, mit weißem Stein verkleideten Baukörper scheinen über dem verglasten Erdgeschoss zu „schweben“. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern Bollinger und Grohmann gelang es dem Planungsteam, beinahe alle freistehenden Säulen aus dem Gebäude zu entfernen und so die großzügigen, miteinander verbundenen Räume zu ermöglichen. Beim Museumsrundgang fällt der unterschiedliche Raumrhythmus auf – jeder Ausstellungsraum ist unterschiedlich hoch und hat unterschiedliche Dimensionen – der größte Raum misst rund 340 Quadratmeter, der höchste Raum erreicht eine Höhe von 14 Metern.

Das Museum Reinhard Ernst als „Dritter Ort“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Unterschied zum „Ersten Ort“ (private Räumlichkeiten) und dem „Zweiten Ort“ (Arbeitsplatz) umschreibt der so genannte „Dritte Ort“ einen öffentlich zugänglichen Raum des Zusammentreffens. Er bietet Menschen die Möglichkeit der Begegnung mit Kunst und Kultur. Einen solchen Ort zu schaffen, der allen zugänglich ist und zur Beschäftigung mit Kunstwerken einlädt – das war eine Leitidee des Bauherrn Reinhard Ernst und des Architekten Fumihiko Maki. Ein weiterer Leitgedanke des Stifters ist es, Berührungsängste abzubauen und Kinder und Jugendliche frühzeitig an Kunst heranzuführen, um ihre Kreativität zu fördern.[1]

So ist das Museum an Vormittagen ausschließlich für Schulklassen und Bildungseinrichtungen geöffnet. Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren haben freien Eintritt. Das Foyer des Museums wird allen Gästen kostenfrei offenstehen. Ohne ein Museumsticket zu erwerben, können Besucherinnen und Besucher hier schon unterschiedliche zeitgenössische Kunstwerke sehen, die teilweise eigens für das Museum entstanden sind: Sie können beim Betrachten der großformatigen Glasarbeit von Katharina Grosse, ein tonnenschweres Kunstwerk mit dem Titel „Ein Glas Wasser, bitte“, in einen Farbrausch eintauchen. Sie können die Bronzeskulptur von Eduardo Chillida studieren, eine leuchtend rot lackierte Skulptur aus vertikalen Leitplanken von Bettina Pousttchi kennenlernen oder eine ganz neue Arbeit des Wiesbadener Künstlers Karl-Martin Hartmann. Vom Foyer aus kann man den Museumsshop besuchen oder sich in der Museumsgastronomie rue 1 by gollner’s verabreden. Und auch für Vorträge, Konzerte, Lesungen oder private Feiern gibt es einen Raum: Das Maki Forum, das bis zu 250 Personen fasst. Im Untergeschoss des Museums sind die kühnen, leuchtenden Glasarbeiten von MadC (Claudia Walde) zu entdecken.

Verantwortlich für den Aufbau des Museumshops und die digitale Marketingstrategie des Museums wird die Kunsthistorikerin Ines Gutierrez sein, die vorher in London tätig war. Sie arbeitet bereits seit Herbst 2021 für das Museum[6], das im Herbst 2023 eröffnet werden soll.[1]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2024 wird die Publikation Abstrakter Expressionismus – und mehr. Amerikanische Malerei in der Sammlung Reinhard[7] im Hirmer Verlag erscheinen. Bereits jetzt lieferbar ist der Überblicksband Faszination Farbe. Abstrakte Malerei – Die Sammlung Reinhard Ernst[8] (Hirmer Verlag, ISBN 978-3-7774-3233-5)
  • Ein Architekturband Fumihiko Maki und das Museum Reinhard Ernst wird 2023 im Verlag Av Edition erscheinen.
  • Making the Museum Reinhard Ernst Wiesbaden. Maki and Associates. Katalog im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung im Aedes Architektur Forum[9] 14. Mai – 29. Juni 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Sandra Werner: Museum Reinhard Ernst: Neues Museum in Wiesbaden: Das ist geplant. In: merkurist.de. 18. Januar 2023, abgerufen am 22. Mai 2023.
  2. Die Museumseröffnung verschiebt sich | museum reinhard ernst. Abgerufen am 6. Januar 2024.
  3. Katharina Deschka: Oliver Kornhoff ist erster Direktor des Museums Ernst in Wiesbaden. In: FAZ.NET. 10. März 2022, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 30. Mai 2023]).
  4. Museum Reinhard Ernst. Abgerufen am 24. April 2023.
  5. Freunde des Museums Wiesbaden. Abgerufen am 25. April 2023.
  6. Anja Baumgart-Pietsch: Ausgewandert für neues Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden. 16. Februar 2023, abgerufen am 22. Mai 2023.
  7. Abstract Expressionism - And Beyond: American Painting in the Collection Reinhard Ernst | Hirmer Verlag. Abgerufen am 24. April 2023.
  8. Faszination Farbe: Abstrakte Malerei. Die Sammlung Reinhard Ernst | Hirmer Verlag. Abgerufen am 24. April 2023.
  9. Making the Museum Reinhard Ernst – Aedes Architecture Forum. Abgerufen am 24. April 2023.

Koordinaten: 50° 4′ 42,2″ N, 8° 14′ 43,6″ O