NSU Prima

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NSU Prima D in Mitroparot. Sie war außerdem in Jadegrün, Blau und Schwarz lieferbar.[1]

Unter dem Namen NSU Prima bauten die NSU-Werke in Neckarsulm Motorroller, die die in Innocenti-Lizenz seit 1950 hergestellte NSU Lambretta ablösten und unabhängig vom Lizenzvertrag nicht nur in Deutschland verkauft wurden, sondern auch exportiert werden konnten. Die erste Ausführung, die Prima D, kam 1956 auf den Markt und wurde etwa ein Jahr lang neben der Lambretta angeboten, deren Produktion 1956 nach einer Stückzahl von 117.043 endete.[2] In der NSU-Hauszeitschrift hieß es Anfang 1956: „Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß die NSU-Prima zunächst ins Ausland geliefert werden muß. Ab April gibt’s die Prima auch in Deutschland.“[1] Bis zum Ende der Produktionszeit im Jahr 1964 wurden 160.645 NSU-Roller unter der Bezeichnung „Prima“ hergestellt.[2] Die nicht mehr benötigten Produktionsanlagen wurden mit einem 1963 geschlossenen Vertrag an die jugoslawische Firma Pretis nach Vogošća bei Sarajevo verkauft, wo die Prima III und V unter dem Namen NSU-Pretis für den jugoslawischen Markt hergestellt wurden. Die Produktion endete jedoch auch hier im Jahr 1964, als Pretis die Kapazitäten für die Aufnahme der Produktion von NSU-Pkw benötigte.

NSU Prima D von 1956 bis 1960[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die NSU Prima D entsprach technisch weitgehend der letzten Version der Lambretta. Sie hatte einen verwindungssteifen Stahlrohrrahmen und eine Ganzstahlkarosserie auf Gummipuffern mit dem für Motorroller typischen freien Durchstieg, einen weit hochgezogenen Frontschild und zwei Schwingsättel. Die hinteren Seitenteile waren mit einem Drehgriff leicht zu lösen und abzunehmen. Wie bei der Lambretta war der Motor innerhalb der Verkleidung vor dem Hinterrad eingebaut. Das Hinterrad wurde an einem Schwingarm mit Schraubendruckfeder und hydraulischem Stoßdämpfer geführt, das Vorderrad an einer gezogenen Kurzarmschwinge. Die Räder waren austauschbar, sodass das serienmäßige Ersatzrad vorn und hinten eingebaut werden konnte.

Statt des Rohrlenkers der Lambretta hatte die Prima einen Profil-Pressstahllenker, in den die Kabel und Bowdenzüge verdeckt eingefügt waren, ein Armaturenbrett mit Tachometer, Anlass-Licht-Zündschalter sowie Knopf für Starterklappe und Benzintupferbetätigung. Eine Zeituhr wie bei der Lambretta gab es nicht. Des Weiteren unterschied sich die Prima von der Lambretta durch reichliche Chromverzierungen und eine in einem Chromrahmen zusammengefasste Einheit von Scheinwerfer und Hupe.[2]

Der Motor war ein fest in den Rahmen eingebauter, gebläsegekühlter[3] Einzylinder-Zweitaktmotor mit einem Hubraum von 146 cm³ und einer Leistung von 6,2 PS. Mit einem Drehgriff links am Lenker wurde das Dreiganggetriebe geschaltet. Über eine Mehrscheibenkupplung, Kardanwelle[4] und Kegelräder wurde das Hinterrad angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 80 km/h, die Bergsteigfähigkeit im ersten Gang (mit zwei Personen) bei 31,5 %.[1]

NSU Prima V und III von 1957 bis 1964[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NSU Prima III

Die 1957 vorgestellte Prima V („Fünfstern“[5]) war eine Neukonstruktion mit Zentralrohrrahmen und Triebsatzschwinge, das heißt, Motor und Getriebe schwangen über einen Drehpunkt mit. Das Vorderrad wurde in einer geschobenen Schwinge geführt. Der Motor hatte einen Hubraum von 175 cm³ und leistete 9,5 PS. Zu den weiteren Verbesserungen gehörte ein Vierganggetriebe mit einer Fußschaltwippe. Die Kardanwelle zur Kraftübertragung wurde beibehalten. Neu war auch das Armaturenbrett mit Tachometer, Kontrollanzeigen für Zündung und Tankinhalt sowie Zeituhr. Ferner gab es serienmäßig eine Lichthupe sowie einen Nebelscheinwerfer auf dem vorderen Kotflügel, und auf Wunsch war anstelle der Schwingsättel eine Doppelsitzbank lieferbar.[2] Die Farben waren Saharabeige, Delphinblau, Tundragrün oder Ziegelrot.[6]

Die zur gleichen Zeit angebotene Prima III („Dreistern“) war die geringfügig preisgünstigere Ausführung mit einem 7,4 PS starken 146-cm³-Motor sowie ohne Nebelscheinwerfer und Lichthupe. Mit einem Kaufpreis von 1.648,00 DM betrug die Ersparnis gegenüber der Prima V 147,00 DM.[6]

Im November 1959 brachte NSU zusätzlich die Prima III K und III KL heraus, ebenfalls mit dem 146-cm³-Motor, aber mit Kickstarter statt Elektroanlasser sowie ohne Armaturenbrett und Ersatzrad. Die III K kostete 1.389,00 DM und unterschied sich von der III KL für 1.446,00 DM durch geringeren Chromschmuck. Die Standardfarbe der III K war Elfenbein, die der III KL Delphinblau. Auch für diese Modelle war die Doppelsitzbank zu haben.[6]

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prima D Prima V Prima III Prima III K
Baujahre 1956–1960 1957–1964 1957–1964 1958–1964
Motor gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor
Steuerung Schlitzsteuerung
Bohrung × Hub 57 × 58 mm 62 × 57,6 mm 57 × 57,6 mm
Hubraum 146 cm³ 175 cm³ 146 cm³
Verdichtungsverhältnis 6,0 : 1 6,35 : 1 6,5 : 1
Leistung 6,2 PS (4,6 kW) bei 5200/min 9,5 PS (7 kW) bei 5200/min 7,7 PS (5,7 kW) bei 5200/min
Vergaser Bing AJ 1/16/38 Bing 1/24/112 Bing 1/22/105
Zündung Batterie, 6 V Batterie, 12 V Magnet, 12 V
Anlasser elektrisch Kickstarter
Getriebe 3-Gang
mit Drehgriffschaltung
4-Gang mit Fußschaltwippe
Kupplung Mehrscheibenkupplung
Endantrieb Kegelräder und Kardanwelle auf Hinterrad
Rahmen Rohrrahmen
Maße (L × B × H) 1910 × 680 × 950 mm 1920 × 650 × 965 mm 1780 × 680 × 965 mm
Radstand 1240 mm 1230 mm
Radaufhängung vorn gezogene Kurzarmschwinge
mit 2 Schraubendruckfedern
geschobene Langarmschwinge
mit Schraubenfeder, hydraulisch gedämpft
Radaufhängung hinten Schwingarm
mit 2 Schraubendruckfedern,
hydraulisch gedämpft
Triebsatzschwinge mit Schraubenfeder, hydraulisch gedämpft
Reifen 4,00 × 8″ 3,50 × 10″
Bremsen Trommelbremsen
Leergewicht 123 kg 138 kg 131 kg
Tankinhalt 7,3 Liter 12 Liter
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h 90 km/h 84 km/h
Verbrauch 2,7 l/100 km 2,5–3 l/100 km 2,5 l/100 km
Preis 1.595,00 DM (1956) 1.795,00 DM (1957) 1.648,00 DM (1959) 1.248,00 DM (1962)
Stückzahl 76.911 31.518 29.010 23.206

Technische Daten laut Peter Schneider: Die NSU-Story, ISBN 978-3-613-03397-9

Geplantes Nachfolgemodell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Nachfolgemodell der NSU Prima sollte 1960 eine NSU Maxima eingeführt werden, ein Roller mit einem modifizierten 175-cm³-Viertaktmotor aus dem Motorrad NSU Maxi sowie Antrieb über eine Rollenkette. Die Motorleistung sollte bei 10,5 PS liegen, die Höchstgeschwindigkeit bei 95 km/h. Zur Serienproduktion kam es nicht.[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Zeitschrift Besser fahren. Veröffentlichung der NSU-Werke, Neckarsulm 1956, DW 4004 4000 1611.
  2. a b c d e Peter Schneider: Die NSU-Story. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03397-9.
  3. Im Datenblatt genau genommen schreibt NSU: „Motorkühlung durch Turbine“. Siehe Technisches Datenblatt
  4. Es war eine kurze Welle ohne Gelenke, die als Kardanwelle bezeichnet wurde.
  5. Qualifizierung in Anlehnung an die Auszeichnung für Restaurants, auf einer Plakette neben dem Schriftzug „prima“ am Frontschild angezeigt
  6. a b c Peter Schneider: Typenkompass NSU Motorräder 1900–1966. 1. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02628-5.