Nathan Liebenbaum

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Porträts und Karikatur: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Liebenbaum zu dem im Januar 1910 als Musiker miterlebten Zerwürfnis zwischen dem Pianisten Joseph Weiss und dem Dirigenten Gustav Mahler interviewt;
Zeitungsausschnitt vom 31. Januar 1910, New York

Nathan Liebenbaum (geboren am 13. November 1890 in Łódź[1][2]; gestorben am 24. Mai 1971 in Los Angeles[3][4]) war ein russischer,[2] später amerikanischer Cellist.[5]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebenbaum stammte aus jüdischer Familie, sein Vater war der Kaufmann Abraham (auch Adolf) Liebenbaum (* 1864/65 Warschau; † 1923 Berlin[6]), seine Mutter Emilie Liebenbaum, geborene Zweig (* 1862/63 Sieradz; † 1932 Berlin[7]).

Nathan Liebenbaum war 1910 Mitglied der New Yorker Philharmoniker unter dem Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler. Als solcher erlebte er die sogenannte Weiss-Affäre, als sich der Pianist Josef Weiss Ende Januar 1910 mit Mahler während einer Konzertprobe unter Gewaltanwendung endgültig zerstritt.[8][9]

Ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts wirkte Liebenbaum in Berlin als Musiker in dem Stummfilm-Lichtspielhaus Amor in der Uhlandstraße 18 in Wilmersdorf. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nutzte der Musiker K. Schiementz vom Berliner Ensemble-Musiker-Bund die Gelegenheit zur Ausgrenzung unerwünschter Konkurrenz durch ein Schreiben an das Oberkommando in den Marken in Brandenburg: Anders als die im „feindlichen Ausland“ unterdrückten Mitstreiter genössen aus dem Ausland stammende Musiker in Deutschland nicht nur größtmögliche Freiheiten, sondern würden dort mitunter sogar bevorzugt engagiert werden, weil sie die üblichen Gagen erheblich unterböten. Zu den von Schiementz gegenüber dem Oberkommando namentlich mit Herkunftsland und Adressangaben genannten Musikern gehörte auch Nathan Liebenbaum.[2]

1919 heiratete Liebenbaum in Berlin die Modistin Helene Rittweger (* 1885, Jüterbog). Die Ehe wurde 1932 aufgelöst.[10]

Später wirkte Liebenbaum als Solist im Berliner Blüthner-Orchester.[5]

Im August 1923 emigrierte Liebenbaum zusammen mit seiner Ehefrau in die Vereinigten Staaten, 1929 wurde seinem Einbürgerungsantrag stattgegeben.[11]

1937 spielte er in einem Kammerkonzert mit Alice Coleman Batchelder in einem ihrer „Coleman Chamber Concerts“.[12]

Liebenbaum war Mitglied im Ensemble der New York Symphony Society. Er zählte vierzehn Jahre zum Ensemble der amerikanischen Filmgesellschaft Warner Bros. und spielte für die R.K.O. Studios.[5]

Während des Zweiten Weltkrieges spielte Liebenbaum am 18. August 1944 in Los Angeles im Orchester bei Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) unter der Leitung von George Stoll den Part des Violoncellisten für die Aufnahme von I Fall In Love Too Easily, der Filmmusik für das in der Hauptrolle von Frank Sinatra gespielten Filmmusical Anchors Aweigh (Urlaub in Hollywood).[13]

Nach Kriegsende war Liebenbaum vier Jahre als Solo-Cellist bei den Eagle-Lion Studios tätig.[5]

Anfang der 1950er Jahre spielte Liebenbaum in Van Nuys in Kalifornien gemeinsam mit der Konzertpianistin Hilda Hemer während einer Ehren-Veranstaltung für Margaret Carter, der Großmutter von Ferdinand Mendenhall.[5]

Nathan Liebenbaum war ebenso wie sein Musikerkollege, der Fagottist Benjamin Kohon, Mitglied im Ensemble der Philharmonic Society of New York, als die beiden 1967 für die von Columbia Masterworks in limitierter Erstauflage veröffentlichte und von Leonard Bernstein dirigierte Gesamtausgabe aller neun Symphonien von Gustav Mahler spielten.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • William Malloch's I Remember Mahler [2] (Kohon und Liebenbaum erinnern sich an den „Weiss incident“. KPFK, Los Angeles, Juli 1964)
  • Arthur Nikisch: The Last of the Romantic Conductors (William Malloch) [3] (KPFK, Los Angeles, Oktober 1965)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kalifornien, USA, föderale Einbürgerungsregister, Petition for naturalization No. 26791 vom 15. Mai 1929, abrufbar unter ancestry.com
  2. a b c Marline Otte: Alliens and the German Nation (englisch), in dies.: Jewish identities in German popular entertainment, 1890 - 1933, New York, NY: Cambridge University Press, 2006, ISBN 978-0-521-85630-0 und ISBN 0-521-85630-2, S. 172; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. State of California. California Death Index, 1940-1997
  4. a b Masterworks Unveils 1st Complete Mahler Set, Artikel in der Musikzeitschrift Cashbox vom 21. Oktober 1967; als PDF-Datei auf der Seite worldradiohistory.com
  5. a b c d e True Pioneer Receives Orchid on Community Sing Program in der Zeitung The Van Nuys News vom 30. Januar 1950, S. 8; Vorschau mit OCR-Text auf der Seite newspapers.com
  6. Standesamt Berlin-Schöneberg II, Sterbeurkunde Nr. 580 vom 26. Juni 1923
  7. Standesamt Berlin XIII A, Sterbeurkunde Nr. 498 vom 20. April 1932
  8. Pianist lost his temper. In: The New York Times vom 31. Januar 1910, S. 1 [1] (Hier wird der Verlauf der „Affäre“ detailliert beschrieben, von einer Gewaltanwendung ist allerdings nicht die Rede)
  9. Henry-Louis de La Grange: Gustav Mahler (englisch), Band 4: A new life cut short (1907 - 1911), Oxford [u. a.]: Oxford University Press; London: Gollancz, 2008, ISBN 978-0-19-816387-9, S. 657; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Heiratsurkunde Nr. 357 vom 11. April 1919
  11. Kalifornien, USA, föderale Einbürgerungsregister, Petition for naturalization No 26791 vom 15. Mai 1929
  12. Alice Coleman Batchelder: Coleman chamber concerts, 1904-1944, Pasadena, California: Coleman Chamber Music Association, [1945]; Vorschau über Google-Bücher
  13. Luiz Carlos do Nascimento Silva (Bearb.): Put your dreams away. A Frank Sinatra discography ( = Discographies, vol. 84), Westport [u. a.]: Greenwood, 2000, ISBN 0-313-31055-6, p. 77–78; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche