Nayin

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Nayin
Nayin
Angaben
Waffenart: Bogenwaffe
Bezeichnungen: Nayin, Fang: mban
Verwendung: Jagdwaffe
Entstehungszeit: vermutet wird 15./16. Jahrhundert
Ursprungsregion/
Urheber:
Äquatorialguinea, Gabun und Kamerun: Volk der Pangwe und Mpongwe
Verbreitung: Afrika, westliches/zentrales Afrika
Gesamtlänge: 100 bis 150 cm, Bogen etwa 60 bis 65 cm breit
Werkstoff: Holz
Besonderheiten: Pfeilgift
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Die Nayin ist eine Armbrust des westafrikanischen Volkes der Pangwe, die zur Sprachfamilie der Fang gehören und auf den heutigen Gebieten von Äquatorialguinea, Gabun und Kamerun leben. Die Eigenbezeichnung der Pangwe für die Armbrust ist mban.

Die Armbrust ist auch in anderen westafrikanischen Völkern bekannt so bei den Yoruba, Mandinka und einigen Anderen aus der Bucht von Benin sowie aus dem Norden des Kamerun. Die westafrikanische Armbrust hat einen charakteristischen gespaltenen Schaft wie sie auch skandinavische Armbrüste haben. Es wird angenommen, dass europäische Händler im Spätmittelalter diesen Armbrusttyp in die Bucht von Benin brachten wo dieser kopiert wurde.[1][2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nayin besteht aus Holz. Der Schaft ist vorn breiter, etwa in der Form eines Entenkopfes. Ein quer durchgehender quadratischer Ausschnitt dient als Halterung für den Bogen, der mit einem Zapfen fixiert ist. Am Ende ist der Schaft dünner und gespalten. Der untere Teil des gespaltenen Schaftes ist sehr dünn gearbeitet, und nur noch an einem kleinen Stück mit dem Schaft verbunden. Es gibt zwei Arten: bei der einen ist das untere Blatt aus dem oberen Holz nur gespalten, bei der anderen wird das untere Teil lediglich am oberen befestigt. Im oberen Teil ist eine Aussparung gearbeitet, die die Sehne aufnehmen kann und diese festhält.

Zum Spannen werden beide Füße auf den Bogen gesetzt und die Bogensehne mit beiden Händen zum Schloss gezogen, bis diese einrastet. Alternativ wird der Schaft unter die Achsel geklemmt, das Knie gegen den Bogen gestemmt und die Sehne mit den Händen in die Kerbe gezogen, wobei der Zapfen und das untere Blatt etwas nach unten gedrückt werden.

Zum Abschuss wird der dünnere Teil des Schaftes nach oben gepresst, man drückt die beiden Schaftblätter hinten zusammen. Auf dem dünneren Teil ist ein Zapfen angebracht, der die Sehne aus der Nocke drückt und somit den Schuss auslöst.

Es gibt zwei verschiedene Pfeilarten für die Nayin. Die erste Version ist etwa 60 cm lang, hat eiserne Spitzen und wird für größeres Wild benutzt. Die zweite Version, ebe genannt, besteht aus dünn geschnitzter Raphiablattstielrinde und ist etwa 30 cm lang. Da sie keine eisernen Spitzen besitzen, sind sie so leicht, dass sie vom Schaft der Armbrust durch den Wind heruntergeweht werden könnten. Um dies zu vermeiden, ist der Schaft im Bereich der Pfeilauflage mit Bienenwachs oder Gummiartigem bestrichen. Im unteren Schaftbereich ist eine Höhlung angebracht, in der ein Vorrat an diesem Gummi aufbewahrt wird. Beim Gebrauch wird eine gewisse Menge auf eine kleine Stelle auf der Pfeilauflage aufgebracht und der Pfeil darauf aufgelegt. Die ebe-Pfeilspitzen werden in der Regel mit Gift bestrichen.[3]

Für den Schaft wird Holz aus der Familie der Annonengewächse (Annonaceae) wie Meiocarpidium, Xylopia und Hexalobus verwendet. Für den Bogen wird das stärkere Holz aus den Familien der Icacinaceae, Seifenbaumgewächse (Sapindaceae), der Rinorea, Rubiaceae, Randia und Trichoscypha genommen.[4] Die kurzen Pfeile (Fang: ebe) werden aus der Blattstielrinde der Raphia gefertigt. Sie sind am unteren Ende gespalten, so dass ein dreieckiges Blattstück als Flugsicherung eingeklemmt werden kann.[5]

Das Pfeilgift wird aus zu einer Paste zermahlenen Samen von Strophanthus gewonnen, Tessmann vermutet aus der Strophanthus kombé, wobei zirka 250 µg je kg Körpergewicht anzusetzen sind. Mit der Armbrust werden Meerkatzen, Eichhörnchen und kleinere Vögel gejagt. Trotz ihrer Wirksamkeit wurden Armbrüste nicht als Kriegswaffe eingesetzt. Die Armbrüste weisen oft eine geschnitzte geometrische Verzierung auf.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günther Tessmann: Die Pangwe. Völkerkundliche Monographie eines westafrikanischen Negerstammes. Ergebnisse der Lübecker Pangwe-Expedition 1907–09 und früherer Forschungen 1904–1907. Band 1. Ernst Wasmuth, Berlin 1913, S. 140–142 (Abb. 89 und 90).
  • Henry Balfour: The Origin of West African Crossbows. In: Journal of the Royal African Society. Band 8, Nr. 32, 1909, S. 337–356. (JSTOR:715233).
  • Paul Belloni Du Chaillu: Explorations and adventures in Equatorial Africa. Harper, New York 1861, S. 107–108. (Internet Archive).
  • Richard Francis Burton: Two Trips to Gorilla Land and the Cataracts of the Congo. Band 1. S. Low, Marston, Low, and Searle, London 1876, S. 207–208. (Internet Archive).
  • George Cameron Stone: A Glossary of the Construction, Decoration, and Use of Arms and Armor in All Countries and in All Times: Together with Some Closely Related Subjects. Southwork Press, Portland, Maine 1934, S. 467–468. Reprint: Dover Publications, Mineola, New York 1999, ISBN 0-486-40726-8.
  • Howard L. Blackmore: Hunting Weapons from the Middle Ages to the Twentieth Century: With 288 Illustrations. Courier Dover Publications, Mineola, NY 2000, ISBN 0-486-40961-9, S. 215. (eingeschränkte Vorschau bei der Google Buchsuche)
  • Herbert Senge: Eine alte Pangwe-Sammlung des Instituts für Völkerkunde an der Universität Göttingen unter besonderer Berücksichtigung der westafrikanischen Armbrust, In: Göttinger völkerkundliche Studien Hans Pliscke (Hrsg.), in Kommission bei Otto Harrassowitz, Leipzig, 1939, S. 148–167. (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pitt Rivers Museum [1]
  2. Blackmore, 2000, S. 15
  3. Stone, A Glossary of the Construction, Decoration and Use of Arms and Armor, 1934, S. 468.
  4. Tessmann, Die Pangwe, Band I, 1913, S. 140.
  5. Tessmann, Die Pangwe, Band I, 1913, S. 141–142.