Neerdar (Willingen)

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Neerdar
Koordinaten: 51° 18′ N, 8° 44′ OKoordinaten: 51° 17′ 34″ N, 8° 43′ 43″ O
Höhe: 448 (443–478) m ü. NHN
Fläche: 5,3 km²[1]
Einwohner: 111 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Upland
Postleitzahl: 34508
Vorwahl: 05632

Neerdar ist ein Ortsteil der Gemeinde Willingen (Upland) im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neerdar liegt im Westteil Nordhessens in den Nordostausläufern des Rothaargebirges in der Bergregion Upland unweit der Nahtstelle zum Sauerland. Es befindet sich im Naturpark Diemelsee etwa 8,5 km östlich des Kernorts von Willingen bzw. etwa 10 km westnordwestlich der nordhessischen Mittelstadt Korbach (jeweils Luftlinie). Die Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen verläuft wenige Kilometer südlich. Rund um das 443 bis 478 m hoch gelegene Dorf liegen die Erhebungen Bockelau (598,8 m), Eibel (558 m), Sonder (582 m), Grotenberg (605,9 m) und Büh (618 m). Neerdar wird etwa in Nordwest-Südost-Richtung von der Neerdar durchflossen, einem Zufluss der Wilden Aa. Hindurch führt zwischen Usseln und Bömighausen die Bundesstraße 251.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Neerdar erfolgte unter dem Namen Neyrthere im Jahr 1244.[3] Ein Regenhardus de Neyrthere, Bürger zu Korbach, wird am 12. Juli als Zeuge der Grafen von Waldeck genannt.[4]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Neerdar, Bömighausen, Eimelrod, Usseln und Welleringhausen zur neuen Gemeinde Upland. Bereits am 1. Juli 1970 war Usseln um das Gebiet der Gemeinde Hemmighausen vergrößert worden.[5][6]

Diese wurde wiederum kraft Landesgesetz am 1. Januar 1974 mit der Gemeinde Willingen zur Großgemeinde Willingen (Upland) zusammengeschlossen.[7][8] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Willingen. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden der neuen Gemeinde Willingen wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Neerdar lag:[3][10]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Neerdar 105 Einwohner. Darunter waren 6 (5,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 12 Einwohner unter 18 Jahren, 39 waren zwischen 18 und 49, 27 zwischen 50 und 64 und 24 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 48 Haushalten. Davon waren 12 Singlehaushalte, 15 Paare ohne Kinder und 18 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 12 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 24 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[11]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
  • 1541: 11 Häuser
  • 1620: 16 Häuser
  • 1650: 6 Häuser
  • 1738: 18 Häuser
  • 1770: 18 Häuser, 117 Einwohner
Neerdar: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2019
Jahr  Einwohner
1770
  
117
1800
  
?
1834
  
188
1840
  
185
1846
  
191
1852
  
189
1858
  
165
1864
  
162
1871
  
138
1875
  
132
1885
  
156
1895
  
147
1905
  
138
1910
  
136
1925
  
177
1939
  
148
1946
  
233
1950
  
231
1956
  
216
1961
  
193
1967
  
158
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
105
2015
  
113
2019
  
111
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Gemeinde Willingen (Upland)[12]; Zensus 2011[11]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 147 evangelische (= 100 %) Einwohner[3]
• 1961: 162 evangelische (= 83,94 %), 24 katholische (= 12,44 %) Einwohner[3]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Pankratius

Die spätromanische dem Eisheiligen St. Pankratius gewidmete Kirche in der Ortsmitte stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie hat ein rechteckiges Schiff mit quadratischem Chor. Die ältesten Mauern bestehen aus verputzten Bruchsteinen, Sandstein und Schiefer mit Quaderkanten. Das Nordportal und das nördliche Chorfenster sind gotisch und stammen aus der Entstehungszeit. 1586 wurde die Südmauer des Kirchenschiffes erneuert. 1672 erhielt sie einen barocken Altaraufsatz, der von dem Waldecker Künstler Josias Wolrat Brützel geschaffen wurde und Das jüngste Gericht darstellt. (Auf der Rückseite des Altars befindet sich die Signatur Meister Josias Wolrat Brützel Anno 1692 den 9. Dezember)[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Korbach) und Verwaltung.
  2. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Upland.
  3. Am 1. Januar 1974 als Ortsbezirk zur Gemeinde Willingen (Upland).

Einzelnachweise

  1. Gemarkungsflächen. In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), archiviert vom Original am 4. November 2018; abgerufen im November 2018.
  2. Einwohnerzahlen der Ortsteile. In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), abgerufen im Juni 2021.
  3. a b c d e f Neerdar, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. März 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Staatsarchiv Münster - Westfälisches Urkundenbuch VII, Nr. 568
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 11. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 407–409.
  7. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4. Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 359, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 409.
  9. Hauptsatzung. (PDF; 280 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), abgerufen im Juni 2021.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 52 und 108, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. Einwohner (Stand 31.12.2015). In: Webauftritt. Gemeinde Willingen (Upland), archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2021.
  13. Beate Demolt, Götz J. Pfeiffer.: „gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken“ – Der Altaraufsatz mit dem Weltgericht des Josias Wolrat Brützel von 1692 in der evangelischen Kirche zu Neerdar, in: Geschichtsblätter für Waldeck, Bd. 103, 2015, S. 25–34.