Nemegtomaia

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Nemegtomaia

Kopfrekonstruktion von Nemegtomaia barsboldi

Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Maastrichtium)[1]
72 bis 66 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Coelurosauria
Maniraptora
Oviraptorosauria
Oviraptoridae
Ingeniinae
Nemegtomaia
Wissenschaftlicher Name
Nemegtomaia
et al., 2005
Art
  • Nemegtomaia barsboldi (Lü et al., 2004)

Nemegtomaia ist ein theropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Oviraptorosauria, der in der Oberkreide der Mongolei lebte.

Die einzige bekannte Art (Typusart) dieser Gattung, Nemegtomaia barsboldi, wurde 2004 erstbeschrieben. Nemegtomaia war ein abgeleiteter (fortgeschrittener) Oviraptorosaurier, der wie verwandte Gattungen einen kurzen und tiefen Schädel mit zahnlosen, zu einem Schnabel geformten Kiefern zeigte. Vermutlich handelte es sich um einen Pflanzen- oder Allesfresser. Innerhalb der Oviraptorosauria wird Nemegtomaia zu den Oviraptoridae gezählt. Phylogenetische Untersuchungen ließen zunächst vermuten, dass Nemegtomaia näher mit Citipati verwandt war als mit anderen bekannten Oviraptoriden; im Jahr 2012 wurde die Gattung jedoch zu den Ingeniinae, nahe zu Heyuannia gestellt.[2]

Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skelett-Rekonstruktion anhand der Fundteile des Typusexemplars MPC-D 100/2112

Der erste Fund ist ein unvollständiges Skelett mit einem fast vollständigen Schädel (Holotyp, Katalognummer MPC-D 100/2112).[2][3] Diese Fossilien wurden im Sommer 1996 von dem Team des Highland International Dinosaur Projects unter dem japanischen Paläontologen Yoshitsugu Kobayashi in der Nemegt-Fundstelle in der südwestlichen Mongolei entdeckt. Stratigraphisch gehört dieser Fundort zur Nemegt-Formation und wurde im mittleren Maastrichtium, vor etwa 68 Millionen Jahren, abgelagert. Lü et al. beschrieben den Fund im Jahr 2002 anfangs als Ingenia sp.[4] Wegen mindestens fünf Autapomorphien (einzigartiger Merkmale) am Schädel stellten die Forscher im Jahr 2004 jedoch eine eigene Gattung und Art für den Fund auf, die sie Nemegtia barsboldi nannten. Später stellte sich heraus, dass der Gattungsname Nemegtia bereits an einen fossilen Muschelkrebs (Ostracoda) aus der gleichen Gesteinsformation vergeben war, weswegen die Gattung 2005 in Nemegtomaia umbenannt wurde. Das Skelett befindet sich heute im Paleontological Center of the Mongolian Academy of Sciences in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar.

Neben dem fast vollständigen Schädel sind unter anderem fast alle Halswirbel im anatomischen Verbund erhalten, einige Rückenwirbel, das fast komplette Kreuzbein (Sacrum), Beckenknochen (Beide Darmbeine (Ilia), die proximalen Enden von Scham- und Sitzbein (Pubis und Ischium)), Teile des Humerus (Oberarmknochen), die Speiche (Radius) sowie das proximale Ende des Femurs (Oberschenkelknochen).

Im Jahr 2007 wurden bei der Expedition Dinosaurs of the Gobi zwei weitere Exemplare gefunden, die von dem italienischen Paläontologen Federico Fanti und Kollegen 2013 beschrieben wurden. Das erste Exemplar (MPC-D 107/15, genannt „Mary“) stammt aus der Baruungoyot-Formation und besteht aus einem Nest mit vermutlichem Elterntier darauf, was gut zu der (bereits vorher vergebenen) aktuellen Namensendung '-maia' (Mutter) passt. Nemegtomaia ist damit nach Oviraptor, Citipati, und Machairasaurus der vierte Oviraptorosaurier, der auf einem Nest brütend gefunden wurde.

Das dritte Exemplar (MPC-D 107/16) wurde von dem amerikanischen Paläontologen Nicholas R. Longrich in der Nemegt-Formation gefunden.[2][5]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche Gattungsname Nemegtia weist auf das Nemegt-Becken hin, die Gesteinseinheit, aus der die Fossilien stammen. Die neu hinzugekommene Endung -maia ist altgriechisch für „Mutter“, der neue valide Gattungsname Nemegtomaia bedeutet daher so viel wie „Mutter aus Nemegt“. Das Artepitheth barsboldi ehrt den Paläontologen Rinchen Barsbold, einer der Leiter des Highland International Dinosaur Projects.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größe im Vergleich zum Menschen

Wie einige andere Oviraptoriden zeigte Nemegtomaia einen Schädelkamm, der aus Nasenbein und Zwischenkieferbein (Prämaxilla) gebildet wurde. Der vordere Rand dieses Kammes verlief annähernd vertikal, während der höchste Punkt in einem runden Bogen verlief. Wie bei anderen Oviraptoriden formte das Zwischenkieferbein, der Oberkieferknochen (Maxillare) und das Pflugscharbein (Vomer) einen harten Gaumen. Die vor den Augen liegende antorbitale Höhlung bestand aus zwei Schädelfenstern: einem großen antorbitalen Fenster in hinteren Bereich der Höhlung und einem kleinen Maxillarfenster im vorderen Bereich. Zwischen Stirnbein und Tränenbein findet sich auf der linken Seite des Schädels ein dreieckiger Knochen, bei dem es sich wahrscheinlich um ein Präfrontal handelt. Dieser Knochen ist von keinem anderen Oviraptorosaurier bekannt.

Am Restskelett (Postkranium), das nach dem Schädel folgt, konnten 8 Kreuzbeinwirbel (Sakralwirbel) identifiziert werden – ähnlich viele wie bei anderen Oviraptoriden wie Heyuannia, aber deutlich mehr als bei den meisten anderen Nicht-Vogel-Theropoden. Fast alle Halswirbel sind im natürlichen, anatomischen Verbund erhalten geblieben; insgesamt zeigte Nemegtomaia 13 Halswirbel.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stellung von Nemegtomaia unter den Oviraptoriden, nach Fanti et al., 2012:[2]

 Oviraptoridae 

Oviraptor


 unnamed 

Rinchenia


   

Citipati



 unnamed 

Khaan


 unnamed 

Conchoraptor


 unnamed 

Machairasaurus


 unnamed 

„Ingenia“ (=Ajancingenia)


 unnamed 

Nemegtomaia


   

Heyuannia







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Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Informationen stammen, soweit nicht anders vermerkt, aus folgendem Werk:

  • Junchang Lü, Yukimitsu Tomida, Yoichi Azuma, Zhiming Dong, Yuong-Nam Lee: New oviraptorid dinosaur (Dinosauria: Oviraptorosauria) from the Nemegt Formation of southwestern Mongolia. In: Bulletin of the National Museum of Nature and Science. Tokyo. Series C: Geology & Paleontology. Bd. 30, 2004, ISSN 0385-244X, S. 95–130, Digitalisat (PDF; 3,06 MB).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Federico Fanti, Philip J. Currie, Demchig Badamgarav: New Specimens of Nemegtomaia from the Baruungoyot and Nemegt Formations (Late Cretaceous) of Mongolia. In: PLoS ONE. Bd. 7, Nr. 2, 2012, e31330, doi:10.1371/journal.pone.0031330, online
  2. a b c d F. Fanti, P. J. Currie, D. Badamgarav, C. Lalueza-Fox: New specimens of Nemegtomaia from the Baruungoyot and Nemegt Formations (Late Cretaceous) of Mongolia. In: PLoS ONE. 7. Jahrgang, Nr. 2, 2012, S. e31330, doi:10.1371/journal.pone.0031330, PMID 22347465, PMC 3275628 (freier Volltext), bibcode:2012PLoSO...731330F. Abgerufen am 8. Januar 2018.
  3. In älteren Publikationen wird das Typusexemplar als GIN oder PC 100/2112 (auch GIN oder PC 1001 2112) bezeichnet.
  4. Lü, J., Dong, Z., Azuma, Y., Barsbold, R. & Tomida, Y. (2002). "Oviraptorosaurs compared to birds." In Zhou, Z. & Zhang, F. (eds). Proceedings of the 5th Symposium of the Society of Avian Paleontology and Evolution. Beijing: Science Press. pp. 175–189.
  5. Victoria M. Arbour: Gobi Desert Diaries: Nemegtomaia Edition. In: pseudoplocephalus.blogspot.com. 2012, abgerufen am 8. Januar 2018.