Nepomuk Birkhofer

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Nepomuk Birkhofer (* 1847 in Konstanz; † 1909 ebenda) war ein Konstanzer Stadtoriginal.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nepomuk Birkhofer, genannt Mucki, gehörte der Unterschicht an und galt als schwachsinnig, weshalb er bereits in jungen Jahren im Spital verpfründet war. Allerdings konnte er geregelten Beschäftigungen nachgehen: Als „Gülleführer“ beförderte er den Inhalt der Abfallgruben aus dem Spital, machte Holz und erledigte Botengänge. Bekanntheit erlangte er durch seine auffällige Sonntagsgarderobe, die durch seine lange und hagere Figur unterstrichen wurde: ein abgetragener Frack, den er mit allerlei Abzeichen behängte, ein verbeulter Zylinderhut, weiße Baumwollhandschuhe und stets ein Zigarrenstumpen. Dieser Aufzug wurde als Fastnachtskostümierung nachgeahmt (hier besteht eine Ähnlichkeit mit dem ungleich bekannteren Aachener Stadtoriginal Lennet Kann), und in der Erinnerung der Konstanzer blieb Birkhofer so präsent, dass noch drei Jahrzehnte nach seinem Tod eine Zigarrensorte als „Konstanzer Originalstumpen Mucki“ mit seinem Porträt beworben werden konnte.

Der Konstanzer Verlag Louis Franke stellte Postkarten mit Birkhofer als Motiv und dem folgenden Gedicht dazu her:

Gruss aus Konstanz
Der Mucki am Sonntag, es ist eine Pracht,
Per Cylinder und Glace, wie schön er sich macht,
Ein Röschen im Knopfloch, die Orden auf der Brust
Den Jüngling zu sehen, ach welche Lust
Stolz eilt er zum Breier, die Rheinbrück’ hinaus
Verzehrt dort draussen den Morgenschmaus
Befriedigt und glücklich stolziert er zurück,
Havanna und Moera haben ganz ihn entzückt.

Heinrich Ernst Kromer stellte Birkhofer 1931 auf einem Ölbild mit dem Seerhein und Gottlieben im Hintergrund als den „Gassendepp von Konstanz“ dar.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert Hofmann: Originelle Gestalten, Vollblut-Narren und „de Steuer-Karle“. In: Konstanzer Beiträge zu Geschichte und Gegenwart, Neue Folge, Band 1 (= Delphinbuch, Band 1). Konstanz, Verlag des Südkurier, 1986, S. 67–83, hier S. 67 f.
  • Jürgen Klöckler, Norbert Fromm: Zwischen Mittelalter und Moderne. Konstanz in frühen Photographien. Bilder aus der Sammlung Wolf 1860–1930 (= Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen, Band 38). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2003, S. 119. ISBN 3-7995-6838-7.
  • Norbert Fromm, Michael Kuthe, Walter Rügert: „… Entflammt vom Feuer der Nächstenliebe“ 775 Jahre Spitalstiftung Konstanz. Konstanz, UVK Universitätsverlag Konstanz GmbH, 2000, S. 76. ISBN 3-87940-752-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günter Hoffmann: Heinrich Ernst Kromer (1866–1948). Werksverzeichnis. Norderstedt, Books on Demand, 2021, S. 366, Nr. G 35 (Der Gassendepp von Konstanz). ISBN 978-3-7543-5236-6.