Neumeister Münchener Kunstauktionshaus

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Neumeister Münchener Kunstauktionshaus
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1958
Sitz München, Deutschland
Leitung Katrin Stoll (alleinige Inhaberin seit 2008)
Constantin Wunn (Kaufmännischer Geschäftsführer)[1]
Mitarbeiterzahl 19 (2017)[2]
Branche Auktionshaus
Website www.neumeister.com

Neumeister Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG ist ein Auktionshaus für Alte Kunst, Kunsthandwerk und Schmuck sowie Moderne und Zeitgenössische Kunst in München. Das Unternehmen entstand 1958 durch Übernahme des Auktionshauses von Adolf Weinmüller durch Rudolf Neumeister (1925–2017). 2008 übernahm seine Tochter Katrin Stoll das Auktionshaus und leitet es seither als alleinige geschäftsführende Gesellschafterin. 2017 hatte das Unternehmen 19 Mitarbeiter.[3] Es wird zu den „Top Ten“[4] der Kunstauktionshäuser und zu den renommiertesten Auktionshäusern in Deutschland gezählt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Neumeister ließ sich 1951 als Teilhaber der Kunsthandlung Neumeister & Gräf in München nieder und war unter anderem maßgeblich am Aufbau der Kunstsammlung von Georg Schäfer beteiligt. Im April 1958 beteiligte sich Rudolf Neumeister auf Vermittlung der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank als Kommanditist an dem Münchner Auktionshaus Adolf Weinmüller, das 1936 im Palais Leuchtenberg eröffnet worden war. Am 7. Juni 1958 übernahmen er und seine Frau Christa die restlichen Anteile des Auktionshauses. Der bisherige Firmenname wurde zunächst beibehalten. Im Mai 1958 fand die erste Auktion mit 3.000 Objekten statt. Noch bis 1978 firmierte das Auktionshaus Neumeister mit dem Zusatz „vormals Weinmüller“. Mit dem Umzug vom Almeida-Palais in das eigene Haus in der Münchner Maxvorstadt wurde der Name in „Neumeister – das Kunstauktionshaus bei den Pinakotheken“ geändert.

1960 versteigerte Neumeister den Nachlass des Kunstsammlers und -händlers Otto Bernheimer; ein süddeutscher Filmproduzent ließ 1963 Möbel und Gemälde von Wilhelm Leibl, Hans Purrmann und Carl Spitzweg versteigern. Unter den Käufern war unter anderem Prinzessin Soraya. Das Unternehmen beschäftigte 1965 zwanzig feste Mitarbeiter und neben den vier regulären Auktionen wurde erstmals eine Auktion „Moderne Kunst“ durchgeführt. Rudolf Neumeister beteiligte seine drei Töchter sukzessive als Kommaditistinnen an seinem Auktionshaus: Martina im Jahr 1979, Katrin 1983 und Michaela 1991. 1983 trat Rudolf Neumeisters Schwiegersohn Michael Scheublein, der dessen Tochter Martina geheiratet hatte, ins Unternehmen ein. Im Jahr 2000 übertrug Rudolf Neumeister seine verbleibenden Anteile zu gleichen Teilen auf seine drei Töchter, 2003 starb Rudolf Neumeisters Frau Christa. Michael Scheublein wirkte bis 2008 in der Geschäftsleitung. In diesem Jahr übernahm die zweite Tochter Rudolf Neumeisters, Katrin Stoll, sämtliche Gesellschaftsanteile ihrer beiden Schwestern und wurde alleinige Inhaberin und Geschäftsführende Gesellschafterin des Auktionshauses. 2017 starb Rudolf Neumeister.[5] Katrin Stoll gab 2009 die Aufarbeitung der NS-Geschichte des Auktionshauses Weinmüller bei der Kunsthistorikerin Meike Hopp in Auftrag. Die Ergebnisse publizierte Hopp 2012 in ihrer Dissertation Kunsthandlungen Adolf Weinmüllers in München und Wien 1936-1945.[6] Nach Auffinden alter Weinmüller-Auktionskataloge im Frühjahr 2013 wurden diese digital erfasst und stehen in der Lost-Art Datenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste seit Mai 2014 der Öffentlichkeit zur Verfügung.[7]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rechtswissenschaftler Erik Jayme vermutete 2018, dass ein Gemälde von Wilhelm Trübner Junger Priester die Monstranz haltend, das er 2010 bei Neumeister erworben hatte, dem Berliner Kunstsammler jüdischer Herkunft Berthold Nothmann gehört haben und diesem in der NS-Zeit entzogen worden sein könnte. Diese auf dem Zwölften Heidelberger Kunstrechtstag vorgetragenen vage Vermutung konnte Jayme aber in der Folgezeit nicht erhärten.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meike Hopp: Kunsthandel im Nationalsozialismus: Adolf Weinmüller in München und Wien., Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2012, zugleich Dissertation an der Universität München 2011, ISBN 978-3-412-20807-3.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Impressum Neumeister Münchener Kunstauktionshaus. Abgerufen am 5. Juli 2020 (englisch).
  2. Neumeister Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG, Jahresabschluss 2017 im Bundesanzeiger
  3. Neumeister Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG, Jahresabschluss 2017 im Bundesanzeiger
  4. Das deutsche Auktionsjahr 2015 faz.net
  5. Rudolf Neumeister gestorben | WELTKUNST. In: WELTKUNST, das Kunstmagazin der ZEIT. 24. Februar 2017 (weltkunst.de [abgerufen am 4. Oktober 2018]).
  6. K. Erik Franzen: Blick zurück nach vorn. artnet.de vom 14. Mai 2012, abgerufen am 22. Juni 2012.
  7. Meilenstein in der Provenienzforschung: Geschäftsunterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus online, Pressemitteilung der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste vom 23. Mai 2014, abgerufen am 15. Juli 2014 (Memento vom 31. Mai 2014 im Internet Archive).
  8. Erik Jayme: Die verschwiegene Provenienz, in: Matthias Weller/Nicolai B. Kemle/Thomas Dreier (Hrsg.): Handel - Provenienz - Restitution. Tagungsband des Zwölften Heidelberger Kunstrechtstags am 20. und 24. Oktober 2018, Nomos, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-8487-6437-2, S. 11–13: „Es liegt nahe, dass auch der „Junge Priester“ aus der Sammlung Wolfgang Gurlitt einst Berthold Nothmann gehörte, obwohl insoweit eine letzte Gewissheit bisher nicht erlangt werden konnte, zumal die Provenienz anders als bei dem „Selbstbildnis“ bisher verschwiegen oder nur teilweise oder in Andeutungen bekannt geworden ist.“
  9. Das grausige Monopol des Adolf Weinmüller in FAZ vom 8. Januar 2013, S. 26.