Nicole Deitelhoff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nicole Deitelhoff, im November 2018 bei den Römerberggesprächen in Frankfurt am Main

Nicole Deitelhoff (* 28. August 1974 in Eutin[1]) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin und Professorin an der Goethe–Universität in Frankfurt am Main. Darüber hinaus ist sie seit 2016 Leiterin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung.

Seit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 trat Deitelhoff vermehrt als Expertin bei öffentlichen Debatten und als außenpolitische Beraterin der Bundesregierung in Erscheinung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicole Deitelhoff studierte Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt, bevor sie 1997/1998 den Masterstudiengang Political Science an der State University of New York at Buffalo absolvierte. Im Jahr 1998 erwarb sie den Abschluss Master of Arts. Anschließend war sie bis 2001 Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Walter Hoffmann (SPD) und in seinem Team für die Themen Bildung und Forschung sowie Außenpolitik zuständig.

Von 2000 bis 2001 war Deitelhoff Stipendiatin der Hessischen Landesgraduiertenförderung, in den vier darauffolgenden Jahren Stipendiatin des Peace Research Institute Frankfurt – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF). Die Promotion zur Dr. phil. an der TU Darmstadt erfolgte im Jahr 2004.

Im Anschluss an das Promotionsstipendium blieb Deitelhoff bis 2009 dem PRIF als Wissenschaftliche Mitarbeiterin verbunden. Im gleichen Zeitraum war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäre Technikforschung (ZIT) an der TU Darmstadt.

Nach einer Vertretungsprofessur am Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS) der Universität Bremen im Jahr 2008 sowie einer Forschungsprofessur Bremer Sonderforschungsbereich 597 „Staatlichkeit im Wandel“ erfolgte 2009 die Berufung zur Professorin für „Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik“ am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Daneben leitete Deitelhoff die Forschergruppe „Globale Verhandlungen – Regionale Dynamiken“ des PRIF.[2][3]

Von 2010 bis 2011 war sie Gastprofessorin an der Hebräischen Universität in Jerusalem, 2011 zudem Gastforscherin am Center for European Studies, Harvard University. 2012 war sie Gastforscherin an der University of Hawaii at Manoa.

Seit 2016 ist sie Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des PRIF.

Seit 2009 gehört Nicole Deitelhoff dem Beirat der Zeitschrift Leviathan an. Sie war von 2015 bis 2018 zusammen mit Christopher Daase Geschäftsführende Herausgeberin der Zeitschrift für Internationale Beziehungen.

Deitelhoff war Mitglied des Direktoriums und Principal Investigator des von 2007 bis 2019 existierenden Exzellenzclusters Die Herausbildung normativer Ordnungen an der Universität Frankfurt.[4] Aus dem Exzellenzcluster ging der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Universität Frankfurt hervor; Sprecher des Forschungsverbunds sind Deitelhoff und Rainer Forst.[5]

Seit 2020 ist Deitelhoff Geschäftsführende Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt.[6]

Im Zusammenhang mit der Neuorientierung der Außenpolitik der SPD nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurde sie als Expertin herangezogen. Sie tritt für eine illusionslose Einbeziehung der Interessen Russlands in das neue Sicherheitskonzept des Westens ein.[7] Anfang 2023 zeigte sie sich in der Öffentlichkeit skeptisch im Hinblick auf die Hoffnung auf eine schnelle militärische Entscheidung des Ukraine-Kriegs.[8] Gegenüber Forderungen nach sofortigen Friedensverhandlungen und einem Ende der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine, wie sie etwa im Zusammenhang mit dem Manifest für Frieden ab Februar 2023 zu Gehör gebracht wurden, stellte sie klar, dass diese Option eine rasche militärische Niederlage der Ukraine bedeuten würde und Russland seine Ziele dann ungehindert umsetzen könnte, sodass eine unabhängige Ukraine verloren wäre. Deshalb brauche es weiterhin maximalen Druck auf die russische Seite, damit dort überhaupt eine ernsthafte Verhandlungsbereitschaft entstehen könne.[9] Sie trat 2023 unter anderem in den Talkshows Anne Will und Maybrit Illner auf.

2023 erhielt sie eine LOEWE-Spitzenprofessur, die an der Goethe-Universität Frankfurt und am PRIF angesiedelt ist und mit einer Forschungsförderung in Höhe von 1,8 Millionen Euro verbunden ist.[10]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Überzeugung in der Politik: Grundzüge einer Diskurstheorie internationalen Regierens. Frankfurt am Main, Suhrkamp 2006. Zugleich Diss. TU Darmstadt 2004. ISBN 978-3-518-29421-5
  • Staatlichkeit im Wandel. Was bleibt vom Staat? Demokratie, Recht und Verfassung im globalen Zeitalter. Frankfurt am Main, New York, Campus 2009. ISBN 978-3-593-39017-8
  • Hg. mit Klaus Dieter Wolf: Corporate Security Responsibility? Corporate Governance Contributions to Peace and Security in Zones of Conflict. Houndmills, Palgrave Macmillan. 2010.
  • mit Anna Geis: Beyond the Taboos? Die Privatisierung des Militärs, in: Nina Leonhardt/Jacqueline Werkner (Hg.): Militärsoziologie - Eine Einführung, Heidelberg, VS Springer, 2011, S. 139–157.
  • Parallele Universen oder Verschmelzung der Horizonte, in: Zeitschrift für internationale Beziehungen, 2011, Jg. 17, Nr. 2, S. 279–292.
  • Rechtfertigungsnarrative in politischen Verhandlungsprozessen. Viel Lärm um nichts? In: Andreas Fahrmeir (Hg.): Rechtfertigungsnarrative. Frankfurt am Main, Campus 2012.
  • Is Fair Enough? Legitimation internationalen Regierens durch deliberative Verfahren. In: Niesen, Peter (Hg.): Transnationale Gerechtigkeit und Demokratie. Frankfurt am Main, Campus 2012, S. 103–130.
  • mit Klaus Dieter Wolf: Business and Human Rights: How Corporate Norm Violators become Norm-entrepreneurs. In: Thomas Risse/Stephen Ropp/Kathryin Sikkink (Hg.): The Persistent Power of Human Rights. From Commitment to Compliance. Cambridge, Cambridge University Press 2013, S. 222–238.
  • mit Linda Walbott: Beyond Soft Balancing. Small States and Coalition-Building in the ICC and Climate Negotiations. In: Cambridge Review of International Studies, 2013, 25:3, S. 334–366, doi:10.1080/09557571.2012.710580.
  • mit Christopher Daase: Herrschaftszeiten. Internationale Politische Theorie als Gesellschaftstheorie der Internationalen Beziehungen. In: Zeitschrift für Politische Theorie, 2015, 6:2, S. 141–158.
  • mit Michael Zürn: Lehrbuch der Internationalen Beziehungen. Per Anhalter durch die IB-Galaxis. C.H. Beck. München 2016, ISBN 978-3-406-65439-8.
  • Hrsg. mit Christopher Daase, Ben Kamis, Jannik Pfister, Philip Wallmeier: Herrschaft in den Internationalen Beziehungen. Heidelberg, VS Springer, 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nicole Deitelhoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Lückemeier: Konfliktforscherin Deitelhoff: Über Kurven in die Laufbahn. In: FAZ.net, aktualisiert am 8. März 2020.
  2. Marlar Kin: Nicole Deitelhoff wird Professorin an Universität Frankfurt und leitet Forschergruppe an HSFK. Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Pressemitteilung. 22. April 2009. In: idw-online.de. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  3. Leiterin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. In: hsfk.de. Abgerufen am 7. April 2017.
  4. Mitarbeiterprofil. Deitelhoff, Nicole, Prof. Dr. In: normativeorders.net. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  5. Der Forschungsverbund "Normative Ordnungen" der Goethe-Universität Frankfurt am Main. In: www.normativeorders.net. Abgerufen am 5. März 2022.
  6. FGZ: Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Abgerufen am 4. November 2021 (deutsch).
  7. Stefan Reinecke: Russlandpolitik der Sozialdemokraten: Die Illusionen der SPD. In: Die Tageszeitung. 19. Oktober 2022, abgerufen am 6. August 2023.
  8. Torben Schröder: Röttgen bei Illner: „Frieden nur bei Erfolg der Ukraine“. 13. Januar 2023, abgerufen am 6. August 2023.
  9. Christina von Ungern-Sternberg: Was bringt den Frieden? 24. Februar 2023, abgerufen am 6. August 2023.
  10. Exzellente Forschung: LOEWE-Professur für Politologin Nicole Deitelhoff. In: www.faz.net. 19. Mai 2023, abgerufen am 19. Mai 2023.
  11. Eva-Maria Streier: Ausgezeichneter Forschernachwuchs. DFG vergibt Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2008 an sechs junge Wissenschaftler. Deutsche Forschungsgemeinschaft. Pressemitteilung. 14. März 2011. In: idw-online.de. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  12. Schader-Stiftung: Widerspruch und Normativität im globalen Regieren. Nicole Deitelhoff erhält den Schader-Preis 2017. (Memento vom 13. Dezember 2016 im Internet Archive) In: schader-stiftung.de. Abgerufen am 13. Dezember 2016.