Niederkleen

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Niederkleen
Gemeinde Langgöns
Wappen von Niederkleen
Koordinaten: 50° 29′ N, 8° 37′ OKoordinaten: 50° 28′ 35″ N, 8° 36′ 54″ O
Höhe: 203 (203–226) m ü. NHN
Fläche: 8,95 km²[1]
Einwohner: 1245 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 139 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Kleenheim
Postleitzahl: 35428
Vorwahl: 06447
Blick von Nordost Richtung Hintertaunus
Blick von Nordost Richtung Hintertaunus

Niederkleen ist ein Ortsteil der Gemeinde Langgöns im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederkleen liegt am Westrand der Wetterau, an die sich im Westen die Nordostausläufer des Wetzlarer Hintertaunus anschließen. Im Nordosten des Naturparks Taunus befindet es sich rund vier Kilometer südwestlich von Langgöns im Tal des Lahn-Zuflusses Kleebach. In Richtung Norden und Osten öffnet sich die Landschaft zur von sanften Hügeln gekennzeichneten und wesentlich dichter besiedelten Wetterau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ohly'sche Haus, 1620
Trachten der Bäuerinnen der Region um Niederkleen

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung des Orts erfolgte im Jahre 774 im Lorscher Codex unter dem Namen Cleheimer marca.[3] In der Folgezeit erschien der Ortsname in wechselnder Form (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] in villa Chleon (774), Cleheimmer marca (775), Cleher marca (777), Cleheim (805), Clehen (804/806), Clewer marca (817), Nideren Clen (1255), inferiori Cle (1291), Niedercleen (1299), inferior Clen (1323) und Cleen (1328).[4]

In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde eine Wasserburg erbaut, die aber später verfiel.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schlossen sich am 31. Dezember 1971 die Gemeinden Niederkleen und Oberkleen freiwillig zur Gemeinde Kleenheim zusammen.[5][6][7] Die Gemeinde Kleenheim wurde am 1. Januar 1977 mit vier weiteren Gemeinden durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen zur neuen Großgemeinde Langgöns zusammengeschlossen.[8] Für die nach Langgöns eingegliederten ehemaligen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[9] Als Verwaltungssitz wurde der Ortsteil Lang-Göns festgelegt.

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Niederkleen angehört(e):[1][10][11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederkleen 1212 Einwohner. Darunter waren 45 (3,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 218 Einwohner unter 18 Jahren, 522 zwischen 18 und 49, 249 zwischen 50 und 64 und 225 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 510 Haushalten. Davon waren 144 Singlehaushalte, 138 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 99 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 348 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]

Einwohnerentwicklung

Niederkleen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021
Jahr  Einwohner
1834
  
582
1840
  
544
1846
  
601
1852
  
593
1858
  
598
1864
  
579
1871
  
547
1875
  
541
1885
  
550
1895
  
509
1905
  
503
1910
  
504
1925
  
541
1939
  
557
1946
  
960
1950
  
988
1956
  
944
1961
  
948
1967
  
959
1970
  
962
1978
  
1.023
1982
  
1.077
1990
  
1.032
1994
  
1.180
2000
  
1.246
2006
  
1.242
2011
  
1.212
2016
  
1.225
2021
  
1.245
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][16][2]; Zensus 2011[15]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1836: 580 evangelische Einwohner, zwei katholische Einwohner[1]
• 1961: 668 evangelische (= 70,46 %), 272 katholische (= 28,69 %) Einwohner[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbeirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Niederkleen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Niederkleen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[9] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 52,88 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der Liste „Zukunft jetzt“, zwei Mitglieder der CDU und je ein Mitglied der „Freien Wählergemeinschaft“ (FWG) und der SPD.[17] Der Ortsbeirat wählte Tim Schröder (CDU) zum Ortsvorsteher.[18]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Gold ein rotes Kleeblatt.“[19] Das am 6. Dezember 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau verliehene Wappen übernimmt den Wappenschild des im 12. Jahrhundert auftauchenden und im 16. Jahrhundert erloschenen Adelsgeschlechtes von Cleen, wie er sich auch in der Niederkleener Kirche erhalten hat. Die von Cleen sind von Niederkleen ausgegangen und haben für den Ort eine besondere Bedeutung erlangt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ohly'sche Haus, aufwendig verziertes, überregional bedeutendes Fachwerkhaus
  • Evangelische Kirche Niederkleen von 1728
  • Heimatmuseum Niederkleen
  • Hüttenberger Hoftore

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Friedrich Faust von Aschaffenburg (* 5. August 1569 in Frankfurt am Main; † 15. Juli 1621 in Niederkleen), Frankfurter Patrizier und Bürgermeister, lebte seit 1619 in Niederkleen
  • Johann Christoph Hert (* 12. Januar 1649 in Niederkleen; † 22. September 1731 in Butzbach) war ein deutscher Arzt.
  • Johann Nikolaus Hert (* 6. Oktober 1651 in Niederkleen; † 19. September 1710 in Gießen) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.
  • Karl August Schapper (* 6. Januar 1815 in Niederkleen), evangelischer Theologe und Predigerseminardirektor († 20. August 1898 in Wernigerode).
  • Wilhelm Stein (* 1807 in Kirchen an der Sieg; † 1. Juli 1849 in Niederkleen) war ein evangelischer Pfarrer und Bergwerksingenieur.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hankel, Otfried: Transkription des Kirchenbuchduplikats Niederkleen (Hessen) 1771–1874. Monsenstein und Vannerdat, Münster, 2008, 500 S., ISBN 978-3-86582-673-2.
  • Hankel, Otfried: Familienbuch der evangelischen Kirchengemeinde Niederkleen (Hessen) 1771–1874. Monsenstein und Vannerdat, Münster, 2008, 417 S., ISBN 978-3-86582-682-4.
  • Ernst Knorz, Karl-Heinz Glaum: Oberkleen – Niederkleen: zwei Dörfer (das ehemalige Kleenheim) am oberen Lauf des Kleebachs. Geiger, Horb am Neckar, 1994, Bildband, ISBN 3-89264-969-3.
  • Karl H. Glaum: Kleenheim im Hüttenberger Land, Gemeinde Kleenheim, Wetzlar, 1974
  • Literatur über Niederkleen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Niederkleen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Abtrennung der Justiz (standesherrliches Justizamt Atzbach).
  5. 1849: Endgültige Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Wetzlar) und Verwaltung.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 zur neu gebildeten Gemeinde Kleeheim.
  8. Am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk zur neu gebildeten Gemeinde Langgöns.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Niederkleen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Ortsteíle der Gemeinde Langgöns. Archiviert vom Original am 18. Februar 2024; abgerufen im Februar 2024.
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5) , Urkunde 3097, 11. September 774 – Reg. 1084. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 85, abgerufen am 19. April 2016.
  4. Wiederholungen der gleichen Schreibweise hier ausgelassen.
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 380.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 380.
  8. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  9. a b Hauptsatzung der Gemeinde Langgöns. (PDF; 29 kB) § 6. Abgerufen im März 2022.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Die Zugehörigkeit des Amtes Hüttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 2) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Friedrich K. Abicht: Der Kreis Wetzlar: historisch, statistisch und topographisch. Wigand, 1836, S. 99 (Online bei google books).
  15. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  16. Einwohnerzahlen im Haushaltsplan der Gemeinde Langgöns 2009. (PDF; 4,7 MB) S. 23, archiviert vom Original am 4. Februar 2019; abgerufen im Februar 2019.
  17. Ortsbeiratswahl Niederkleen. In: Votemanager. Gemeinde Langgöns, abgerufen im Februar 2024.
  18. Ortsbeirat Niederkleen. In: Ratsinfosystem. Gemeinde Langgöns, abgerufen im Februar 2024.
  19. Karl Ernst Demandt und Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 229.