Niedermöllrich

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Niedermöllrich
Gemeinde Wabern
Koordinaten: 51° 7′ N, 9° 22′ OKoordinaten: 51° 7′ 1″ N, 9° 21′ 54″ O
Höhe: 165 m
Fläche: 6,57 km²[1]
Einwohner: 711 (30. Jun. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 108 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 34590
Vorwahl: 05683

Niedermöllrich ist ein Ortsteil der Gemeinde Wabern im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Nordhessen nordöstlich von Wabern an der Eder. Westlich liegt das Waldgebiet Oberstes Holz. Im Ort treffen sich die Bundesstraße 254 und die Landesstraße 3426.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche (Niedermöllrich)

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Niedermöllrich erfolgte unter dem Namen Melderiche Inferiori im Jahr 1209 in einem Besitzverzeichnis des St. Petristifts in Fritzlar. Bei älteren Erwähnungen (Melriche und Millere marcha in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts) ist unklar, ob sie sich auf Nierder- oder Ober-Möllrich beziehen.[3] Ab 1225 hatte der Deutsche Orden Besitz in Niedermöllrich (1272 als "inferior Mildrike" bezeichnet). Im Jahre 1330 sind die Herren von Röhrenfurth als Besitzer eines Freihofs und Guts zu Nieder-Möllrich bekundet.[4]

Von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert wurde bei Niedermöllrich Gold aus der Eder gewaschen.

Im Siebenjährigen Krieg lagerten vom 23. bis zum 27. Juli 1762 etwa 70.000 Truppen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel im Felde zwischen Niedervorschütz und Niedermöllrich. Ihr Heerlager erstreckte sich ungefähr entlang der heutigen B 254 über die gesamte Strecke zwischen den beiden Orten. Diese Armee hatte zuvor in den Schlachten bei Wilhelmsthal (24. Juni 1762) und bei Lutterberg und Knickhagen (23. Juli 1762) die Franzosen besiegt und sie damit endgültig aus dem Gebiet der damaligen Landgrafschaft Hessen-Kassel verdrängt.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Niedermöllrich auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Wabern eingegliedert.[5] Für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, sowie die Kerngemeinde Wabern, wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]

Ehemaliges Eisenerz-Bergwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingang des Eisenerzbergwerk Niedermöllrich (2020)

Etwas mehr als einen halben Kilometer westlich des Dorfkerns befindet sich bei 51° 7′ N, 9° 21′ O, nahezu unmittelbar an der Eder, der Stolleneingang zu einem ehemaligen Eisenerzbergwerk. Das Bergwerk wird im Jahre 1867 als „Holzhäuser Grube III“ erwähnt und befand sich offensichtlich im Besitz der seit 1737 in Holzhausen bei Homberg operierenden Eisengießerei. Gefördert wurde damals in Niedermöllrich allerdings nichts; es ging den Besitzern zunächst erst einmal darum, sich das dortige Erzvorkommen zu sichern. Erst die Autarkiebestrebungen des NS-Regimes führten dazu, dass man die Anlage ausbaute und von 1939 bis 1943 tatsächlich Eisenerz aus dem Hang holte, ohne dass dies im wirtschaftlichen Sinne erfolgreich war. Der mehr als ein Kilometer lange Stollen diente später als Zufluchtsort bei Fliegeralarm und nach Kriegsende als Abenteuerspielplatz für die Kinder des Dorfs, bis er aus Sicherheitsgründen gesperrt und abgeblockt wurde. Erst im Jahre 2009 wurde ein kurzes Stück des Stollens soweit gesichert, das es wieder gefahrlos zugänglich ist.[7] Ein Tor mit der Aufschrift „Glück auf!“ verschließt den Stollen,[8] wird jedoch zu besonderen Anlässen für Besucher geöffnet.[9]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niedermöllrich 717 Einwohner. Darunter waren 6 (0,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 111 Einwohner unter 18 Jahren, 279 zwischen 18 und 49, 165 zwischen 50 und 64 und 182 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 309 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 99 Paare ohne Kinder und 105 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 198 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1585: 58 Hausgesesse
• 1747: 58 Hausgesesse
Niedermöllrich: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
528
1840
  
563
1846
  
589
1852
  
584
1858
  
584
1864
  
612
1871
  
560
1875
  
521
1885
  
570
1895
  
530
1905
  
543
1910
  
541
1925
  
581
1939
  
599
1946
  
832
1950
  
874
1956
  
799
1961
  
832
1967
  
830
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2006
  
768
2011
  
717
2015
  
698
2020
  
689
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Gemeinde Wabern[2], Zensus 2011[10]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1885: 568 evangelische (= 99,65 %), ein katholischer (= 0,18 %), ein jüdischer (= 0,18 %) Einwohner
• 1961: 718 evangelische (= 86,30 %), 99 katholische (= 11,90 %) Einwohner

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Niedermöllrich besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Niedermöllrich) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[6] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Niedermöllrich 55,15 %. Alle Kandidaten gehörten derListe „Niedermöllricher Wählergemeinschaft“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Sabine Schweinebraden zur Ortsvorsteherin.[12]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geburtshaus von MdL Ludwig Schneider in Niedermöllrich
  • Lutz Haurand (1826–1873), Gutsbesitzer und Mitglied der Landstände des Großherzogtums Hessen
  • Otto Roever (1884–1949), Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
  • Ludwig Schneider (Politiker, 1893) (1893–1977), Politiker
  • Josef Klik (1935–2020), deutscher Leichtathlet, mehrfacher Deutscher Meister, wohnte in Niedermöllrich

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Niedermöllrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemarkungsflächen. (Memento vom 14. Februar 2016 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Wabern. Abgerufen im Februar 2016.
  2. a b Einwohner mit Hauptwohnsitz in Wabern Gemeinde Wabern. (PDF) Abgerufen am 13. Februar 2023.
  3. a b c d Niedermöllrich, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 30. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Eduard Edwin Becker, Jürgen Rainer Wolf: Urkunden der Familie Riedesel v. Eisenbach (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Bestand B 13; Seite 3; Urkundenregesten 8: 1330 Oktober 10 (PDF; 1,29 MB). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: August 2006, abgerufen am 18. September 2016.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392.
  6. a b Hauptsatzung. (pdf; 21 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wabern, abgerufen im Juni 2023.
  7. Eisenbergwerk Niedermöllrich
  8. Foto des Stolleneingangs (Memento vom 20. Oktober 2016 im Internet Archive)
  9. HNA, 10. August 2010: "Ein Bergwerk lebt auf"
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 96, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Ortsbeiratswahl Niedermöllrich. In: Votemanager. Gemeinde Wabern, abgerufen im Juni 2023.
  12. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Wabern, abgerufen im Juni 2023.