Niklaus Sprüngli

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Niklaus Sprüngli, Bildnis von Tiberius Dominikus Wocher (um 1773)
Bern, Korrektur des Nydeggstaldes, Aufriss des ersten Projekts (1759)
Sankt-Petersinsel, Pavillon, kolorierte Umrissradierung (1786)
Neubauprojekt für das Berner Rathaus, 1787/88 (nicht realisiert)

Niklaus Sprüngli (getauft am 6. September 1725[1] in St. Stephan BE; † 8. Dezember 1802 in Bern) war ein Schweizer Architekt und Zeichner.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprüngli war der Sohn des Pfarrers Samuel Sprüngli (1688–1771) und der Anna Maria Heggi. Er war in erster Ehe mit Judith Elisabeth Steck (1727–1769) und in zweiter Ehe mit Elisabeth Tschiffeli (1733–1802), einer Schwester von Johann Rudolf Tschiffeli, verheiratet. Niklaus Sprüngli begann 1741 beim Münsterwerkmeister Johann Jakob Jenner eine Lehre und weilte 1746 bis 1755 in Paris, wo er sich nach eigenen Angaben bei Jacques-François Blondel[2] weiterbildete und 1754 am Akademiewettbewerb Prix de Rome eine Auszeichnung mit einer Medaille gewann. Gemeinsam mit dem französisch-italienischen Feuerwerker und Bühnenarchitekten Giovanni Niccolò Servandoni (1695–1766) reiste er nach London und nach Dresden, Berlin und Potsdam.[3] Um 1756 hatte er sich möglicherweise in Bern niedergelassen, wo er Projekte für das Zeughaus und die Staldensanierung ausarbeitete, die allerdings nicht realisiert wurden. Nach 1757 beauftragte ihn die bernische Obrigkeit mit zahlreichen Neubauten und Renovationen wie Kirchen, Pfarrhäuser, Landvogteisitze, Pfrundscheunen, einige Brücken und Wasserschutzbauten in der gesamten Stadt und Republik Bern. 1764 bekleidete Sprüngli im Äusseren Stand das Amt des Bauherrn von Burgern.[4] In Jahren 1766 bis 1767 entstanden in Bern die Hauptwache und 1767 bis 1770 das Hôtel de Musique[5], zwei seiner Hauptwerke. 1770 bestimmte ihn das Los zum Steinwerkmeister der Äusseren Hütte.[6] Als Steinwerkmeister reparierte und plante er ab 1770 staatliche Bauten. In den Jahren 1773 bis 1775 entstand die 1909 abgetragene Bibliotheksgalerie.[7] 1796 wurde er zum Münsterwerkmeister gewählt.

Als Bauten für private Auftraggeber sind ein um 1774 entstandener Gartenentwurf für das Schloss Ebenrain bei Sissach und die beiden um 1765 zu datierenden Pavillons des Kleehofs bei Kirchberg gesichert. Noch zu Lebzeiten wurde er bereits in der «Geschichte der besten Künstler in der Schweitz» von Johann Caspar Füssli (1706–1782) aufgeführt.[8] Sprüngli entwarf mehrere Architekturphantasien und im Alter zahlreiche Landschaftsveduten, die teilweise im Druck erschienen. Der Berner Architekt und Denkmalpfleger Bernhard Furrer bezeichnete Niklaus Sprüngli und Albrecht Stürler als die beiden wichtigsten Berner Architekten des Spätbarock.[9]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Caspar Füssli: Nicolaus Sprünglin, In: Geschichte der besten Künstler in der Schweitz. Band 5, Zürich 1779, S. 97–100 (uni-heidelberg.de).
  • Sprüngli, Niklaus. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 31: Siemering–Stephens. E. A. Seemann, Leipzig 1937, S. 417 (biblos.pk.edu.pl).
  • Paul Hofer: Sprüngli, Stadtwerkmeister von Bern: zum 150. Todestag, 8. Oktober 1952. Selbstverlag, Bern 1953.
  • Paul Hofer: Niklaus Sprüngli, 1705-1802: Gedächtnisausstellung zum 150. Todesjahr in der Schulwarte Bern, vom 24. Januar bis 7. März 1953. Enthält: Kritisches Verzeichnis bearb. von Paul Hofer. Benteli, Bern 1953.
  • Paul Hofer: Spätbarock in Bern. Studien zur Architektursprache des 18. Jahrhunderts, Basel 1992.
  • Dieter Schnell: Niklaus Sprüngli. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Dieter Schnell: Niklaus Sprüngli 1725–1802, In: Thomas Loertscher, Georg Germann: Währschafft, nuzlich und schön. Ausstellungskatalog, Bern 1994, S. 391.
  • Dieter Schnell: Niklaus Sprüngli: 1725–1802 ; Bauen für die Stadt und Republik Bern. Licorne-Verlag, Bern/Langnau/Murten 1999, (zugleich unter dem Titel Niklaus Sprüngli: (1725–1802): «Baumeister von Ihro Gnaden und Herrlichkeiten von Bern». Dissertation an der Universität Bern, Bern 1996) ISBN 3-85654-819-X.
  • Dieter Schnell: Niklaus Sprüngli. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1715.
  • Dieter Schnell: Das Hôtel de Musique und sein Architekt Niklaus Sprüngli (1725–1802). In: Hôtel de Musique und Grande Société in Bern 1759–2009. Bern 2009, S. 97–114.
  • Verfassung des hochloblichen Aussern Stands der Stadt Bern. Auf Ostern 1764, Bern, Victor Emanuel Hortin, 1764.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Niklaus Sprüngli – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Staatsarchiv Bern, K St. Stephan 3, S. 198. online Namengebender Taufpate war Niklaus Wagner (1660–1735), Inselschreiber, Iseler, Gerichtschreiber, Vogt zu Milden, Kastlan zu Zweisimmen.
  2. Füssli 1779, S. 98.
  3. Füssli 1779, S. 99; Schnell 1999, S. 24.
  4. Verfassung 1764, o. S.
  5. Schnell 1999, S. 167–174.
  6. Schnell 1994, S. 391.
  7. Schnell 1999, S. 125.
  8. Füssli 1779.
  9. Hofer 1992, S. 6.