Nowitschok A-234

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Strukturformel
Strukturformel von A-234 (nach Mirsajanow)
Allgemeines
Name Nowitschok A-234
Andere Namen
  • A-234 (nach Mirsajanow)
  • Ethyl-N-[(1E)-1-(diethylamino)ethyliden]­phosphoramidofluoridat
Summenformel C8H18FN2O2P
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 2387496-06-0
PubChem 132472361
ChemSpider 64808787
Wikidata Q51839169
Eigenschaften
Molare Masse 224,22 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Nowitschok A-234 ist ein chemischer Nervenkampfstoff aus der Klasse der Organophosphate. Es wurde in der Sowjetunion im Rahmen des FOLIANT-Programms entwickelt und gehört zur Gruppe der Nowitschok-Gifte. Bekanntheit erlangte es vor allem im Zusammenhang mit der Vergiftung von Sergei Skripal.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nowitschok-Gifte werden als vierte Generation der chemischen Kampfstoffe beschrieben, womit sie eine Weiterentwicklung der Kampfstoffe der zweiten Generation wie Sarin oder der dritten Generation wie VX darstellen.[3] Die Entwicklung der Nowitschok-Gifte erfolgte zwischen 1973 und 1976 im Rahmen des geheimen FOLIANT-Programms in der Sowjetunion, an dem mehr als 200 Chemiker und Ingenieure beteiligt waren.[4] Die Entwicklung der phosphor- und fluorhaltigen Kampfstoffe wurde durch das gesammelte Wissen aus den FLUOR- (russ. FTOR) und PHOSPHOR-Programmen (russ. FOSFOR), die sowohl für die nationale Wirtschaft, als auch für den militärischen Sektor von hoher Bedeutung waren, ermöglicht.[4] Erst 1992 sind Informationen zu den, die Chemiewaffenkonvention verletzenden Stoffen[5] durch Mirsajanow über die Zeitung Moskowskije Nowosti an die Öffentlichkeit getragen worden.[6]

Struktur und Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die exakte Struktur der Nowitschok-Gifte liegt unter Verschluss. Mirsajanow beschreibt in seinem Buch State Secrets die Struktur von A-234 als Phosphoramidat.[7] Die Synthese geht von Acetonitril und Diethylamin aus.[4] Der berechnete LD50-Wert dieser Substanz liegt bei 0,71 mg/kg.[2]

Synthese der Struktur nach Mirsajanow
Synthese der Struktur nach Mirsajanow

Struktur nach Hoenig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der mittlerweile anerkannten Struktur nach Mirsajanow wurden in der Vergangenheit unter anderem von Hoenig mögliche Strukturen vorgeschlagen. Diese besitzt keine direkte Phosphor-Kohlenstoff-Bindung. Die Synthese dieser Struktur kann aus Phosphortrichlorid und einem Diol erfolgen.[8]

A-234 nach Hoenig
Strukturformel Strukturformel
Summenformel C5H8Cl2F2NO3P
CAS-Nummer 26102-99-8
Molare Masse 270,00 g·mol−1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. a b c Lars Carlsen: After Salisbury. Nerve Agents revisited. In: Molecular Informatics. Band 37, 2018, S. 1800106, doi:10.1002/minf.201800106.
  3. Tanos Franca, Daniel Kitagawa, Samir Cavalcante, Jorge da Silva, Eugenie Nepovimova: Novichoks: The Dangerous Fourth Generation of Chemical Weapons. In: International Journal of Molecular Sciences. Band 20, Nr. 5, 11. März 2019, S. 1222, doi:10.3390/ijms20051222, PMID 30862059, PMC 6429166 (freier Volltext).
  4. a b c Eugenie Nepovimova, Kamil Kuca: Chemical warfare agent NOVICHOK – mini-review of available data. In: Food and Chemical Toxicology. Band 121, November 2018, S. 343–350, doi:10.1016/j.fct.2018.09.015.
  5. OPCW. In: opcw.org. Abgerufen am 21. September 2020.
  6. Marcin Kloske, Zygfryd Witkiewicz: Novichoks – The A group of organophosphorus chemical warfare agents. In: Chemosphere. Band 221, April 2019, S. 672–682, doi:10.1016/j.chemosphere.2019.01.054.
  7. Mirzayanov, Vil S.: State secrets : an insider's chronicle of the Russian chemical weapons program. Outskirts Press, Inc, Denver, Colorado 2009, ISBN 978-1-4327-2566-2.
  8. Compendium of Chemical Warfare Agents. Springer New York, 2006, ISBN 978-0-387-34626-7, doi:10.1007/978-0-387-69260-9.