Nymphaea rudgeana

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Nymphaea rudgeana

Nymphaea rudgeana G.Mey. in Bahia, Brasilien

Systematik
Ordnung: Seerosenartige (Nymphaeales)
Familie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)
Unterfamilie: Nymphaeoideae
Gattung: Seerosen (Nymphaea)
Untergattung: Nymphaea subg. Hydrocallis
Art: Nymphaea rudgeana
Wissenschaftlicher Name
Nymphaea rudgeana
G.Mey.

Nymphaea rudgeana ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Seerosen (Nymphaea) innerhalb der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae). Diese Wasserpflanze ist in der Neotropis verbreitet.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blattspreiten
Halbierte Frucht mit Maßstab (5 Zentimeter) auf grauem Hintergrund
Frucht

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nymphaea rudgeanaist eine ausdauernde krautige Pflanze. Das Rhizom ist bei einer Länge von mehr als 7 Zentimetern sowie einer Breite von etwa 8 Zentimetern eiförmig bis fast kugelförmig. Es bildet keine Ausläufer aus.[2] Aus jeder Blattbasis entspringen sechs oder sieben Wurzeln.[3]

Die Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist rötlich-braun,[4] bis zu 9 oder 11 Millimeter breit, kahl und hat zwei primäre sowie vier bis zahlreiche sekundäre Luftkanäle.[2] Die relativ dicke und lederartige Blattspreite ist bei einer Länge von 17 bis 18 Zentimetern sowie einer Breite von 19 bis 21 Zentimetern rund bis nierenförmig oder breit-herzförmig. In tieferen Gewässern können sie bis zu 35 Zentimeter lang werden. Der Blattrand ist gezähnt und weist ungleichmäßige, stumpfe Zähne auf, wobei der Rand zur Spitze hin fast vollständig glatt ist.[4] Sie ist die einzige Vertreterin ihrer Untergattung, deren Blätter gezähnte Ränder aufweisen. Sie bildet jedoch auch untergetauchte Blätter mit ganzem Rand aus, wenn sie in fließendem Wasser wächst.[2] Die Blattoberseite ist glänzend und hell-grün mit etwas Rotfärbung in der Mitte und zum Rand hin. Jüngere Blätter weisen eine bräunlich-rote Fleckung auf. Die Blattunterseite, die eine abstehende Blattrippe aufweist, ist bräunlich-violett und unregelmäßig gefleckt.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blüte ist zwittrig. Die vier grünen oder rosafarbenen mit oder ohne schwärzliche Streifen Kelchblätter sind elliptisch mit einem spitzem bis stumpfem oberen Ende. Die weißen bis rosafarbenen Kronblätter gehen allmählich in Staubblätter über.[5] Der Blütenduft wird als zitronig beschrieben.[6] Der fruchtige Geruch soll dem Duft von Nymphaea amazonum Blüten gleichen.[7]

Zytologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es liegt Diploidie vor und die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.[8]

Reproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vegetative Vermehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine vegetative Vermehrung ist bei dieser Art nicht bekannt.[9] Sowohl Ausläufer als auch proliferierende Pseudanthien sind bei dieser Art nicht vorhanden.[10][2]

Generative Vermehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fremdbestäubung der protogynen Blüten kommt häufig vor.[11] Da die Narbe jedoch auch am zweiten Tag, an dem der Pollen freigesetzt wird, noch empfänglich ist, ist auch Autogamie möglich.[9] Die Samen sind sehr zahlreich. In einem Fall wurden 4365 Samen in einer einzigen Frucht gefunden.[4] Es wurde auch von 1000 bis 8000 Samen berichtet.[3]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstbeschreibung von Nymphaea rudgeana erfolgte 1818 durch Georg Friedrich Wilhelm Meyer (1782–1856) in Prim. fl. esseq., 198.[1] Das Typusexemplar wurde von Rodschied in Guyana gesammelt.[12][2] Das Artepitheton rudgeana ehrt Anne Rudge.[13]

Nymphaea rudgeana gehört zur Untergattung Nymphaea subg. Hydrocallis. Es wurde jedoch spekuliert, dass Nymphaea rudgeana eine alte Hybride mit Nymphaea subg. Lotos sein könnte.[8][2]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nymphaea rudgeana G. Mey. in ihrem natürlichen Lebensraum in Bahia, Brasilien

Diese Art kann neben Süßwasser, auch in salzigem oder brackigem Wasser wachsen.[9][14] Sie wurde in flachen Gewässern von 20–100 cm Tiefe an Flussrändern beobachtet. Sie wurde auch in einem künstlichen See mit geringer Wasserströmung gefunden.[11]

Bestäubung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cyclocephala castanea, ein Bestäuber von Nymphaea rudgeana[15][11]

Die Käferarten Cyclocephala castanea und Cyclocephala verticalis besuchen die Blüten von Nymphaea rudgeana.[16][15][11] Die Insekten werden nicht über Nacht in den Blüten gefangen.[11] Es gibt jedoch Berichte, dass immer wieder tote Insekten in den Blüten kultivierter Pflanzen gefunden werden.[4]

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Puerto Rico handelt es sich um eine seltene Art, die mit der Zerstörung ihres Lebensraums konfrontiert ist.[17] Der Status in der Roten Liste der IUCN ist nicht bewertet (NE).[18]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blätter und Blüten werden vom Volk der Palikur in Französisch-Guayana als Emolliens verwendet.[19] Es wurden auch verschiedene andere ethnobotanische Verwendungen berichtet: Abkochungen wurden bei Morphea verwendet, als Getränk wurde es gegen Erysipel eingesetzt, und es wurde zur Behandlung von Gesichtstumoren, Zahnschmerzen und leprösen Wunden verwendet.[20] Die Samen werden als Nahrungsmittel verwendet.[3]

Kultivierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie wird nur sehr selten kultiviert, obwohl sie leicht zu kultivieren ist.[21][22][18][23] Sie sollte bei hohen Lichtverhältnissen in lehmigem, nährstoffreichen Substrat bei Temperaturen von 23–29 °C kultiviert werden.[23][18]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Nymphaea rudgeana im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 2. März 2024.
  2. a b c d e f Wiersema, J. H. (1987). A monograph of Nymphaea subgenus Hydrocallis (Nymphaeaceae). Systematic Botany Monographs, 1–112.
  3. a b c Conard, H. S. (2015). The Waterlilies: A Monograph of the Genus Nymphaea (Classic Reprint). pp. 204–206. USA: FB&C Limited.
  4. a b c d F. Henkel, (1907): Das Buch Der Nymphaeaceen Oder Seerosengewächse Von Fr. Henkel, F. Hehnelt und L. Dittmann. pp. 74–75. Deutschland: Friedrich Henkel.
  5. C. T. D. Lima: Flora das cangas da Serra dos Carajás, Pará, Brasil: Nymphaeaceae. In: Rodriguésia, Volume 69, 2018, S. 153–156.
  6. L. Lóczy: Resultate der wissenschaftlichen Erforschung des Balatonsees. Hrsg.: Austria: In Kommission von E. Hölzel. 1897, S. 33 (google book).
  7. G. T. Prance: A Note on the Pollination of Nymphaea Amazonum Mart. & Zucc. (Nymphaeaceae). In: Brittonia, Volume 32, Issue 4, 1980, S. 505–507. doi:10.2307/2806159
  8. a b T. Borsch, K. W. Hilu, J. H. Wiersema, C. Löhne, W. Barthlott, V. Wilde, (2007) Phylogeny of Nymphaea (Nymphaeaceae): evidence from substitutions and microstructural changes in the chloroplast trnT-trnF region. In: International Journal of Plant Sciences, 168(5), S. 39–671. PDF.
  9. a b c Wiersema, J. H. (1988). Reproductive Biology of Nymphaea (Nymphaeaceae). Annals of the Missouri Botanical Garden, 75(3), 795–804. https://doi.org/10.2307/2399367
  10. Pellegrini, M. O. O. & Jardim Botânico do Rio de Janeiro. (n.d.-b). Nymphaea rudgeana G.Mey. Flora E Funga Do Brasil. Retrieved November 26, 2023, from https://floradobrasil.jbrj.gov.br/FB10949
  11. a b c d e Prance, G. T., & Anderson, A. B. (1976). "Studies of the floral biology of neotropical Nymphaeaceae." 3. Acta Amazonica, 6, 163–170.
  12. Nymphaea rudgeana | International Plant Names Index. (n.d.). Retrieved November 27, 2023, from https://www.ipni.org/n/281442-2
  13. W. T.Stearn, L. H. J. Williams, 1957: Martin’s French Guiana Plants and Rudge’s “Plantarum Guianae rariorum Icones.” In: Bulletin Du Jardin Botanique de l’État a Bruxelles, 27(2), S. 243–265. https://doi.org/10.2307/3666961
  14. Camargo, A. F. M., & Florentino, E. R. (2000). "Population dynamics and net primary production of the aquatic macrophite Nymphaea rudgeana CF Mey in a lotic environment of the Itanhaém River basin (SP, Brazil)." Revista Brasileira de Biologia, 60, 83–92.
  15. a b M. Cramer, J., A. D. J. Meeuse, P. A. Teunissen, (1975). A note on the pollination of nocturnally flowering species of Nymphaea. In: Acta Botanica Neerlandica, 24(5/6), S. 489–490.
  16. Gottsberger, G. (1986). Some Pollination Strategies in Neotropical Savannas and Forests. Plant Systematics and Evolution, 152(1/2), 29–45. http://www.jstor.org/stable/23673697
  17. Woodbury, R. O. (1975). "Rare and Endangered Plants of Puerto Rico: A Committee Report." p. 61. United States: U.S. Department of Agriculture, Soil Conservation Service.
  18. a b c BIOTOPE AQUARIUM Project, & Khardina, N. (2022, September 5). Nymphaea rudgeana G.Mey. Biotope Aquarium Project. Retrieved November 26, 2023 [1]
  19. Hegnauer, R. (2013). Chemotaxonomie der Pflanzen: Eine Übersicht über die Verbreitung und die systematische Bedeutung der Pflanzenstoffe. p. 136. Germany: Birkhäuser Basel.
  20. "Berichte der Deutschen Pharmaceutischen Gesellschaft." p. 285. (1897). Germany: R. Gaertners Verlagsbuchhandlung.
  21. H. Breukel, (n.d.-b). 26. November 2023: Nymphaea rudgenana G.F.W. Meyer - syn. blanda Planch. bei Seerosenforum.de Das Portal Der Seerose.
  22. Nymphaea rudgeana. (n.d.). Flowgrow. 26. November 2023.
  23. a b Y. Oczkowski, (n.d.): Les plantes: Nymphaea rudgeana. Aquavipare. 26. November 2023

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nymphaea rudgeana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien