O’Portune-Decke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine O’Portune-Decke ist eine horizontale Holzplatte mit einer Fläche, die sehr groß sein kann.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

O’Portune-Decke

Mit dem Aufschwung des Holzbaus tauchten Holzdecken auf und ermöglichten es, einen Beitrag zu umweltfreundlicheren Bauwerken zu leisten.[1] Die O’Portune-Platte wurde 1999 von Jean-Luc Sandoz, dem Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Holzmaterial an der EPFL, im Hinblick auf die Schweizerische Landesausstellung 2002 entworfen. Im Jahr 2000 wurden mehr als 50.000 m² Offshore-Holzboden auf Metallrohren, einer in Abschnitte zerschnittenen Altgasleitung, auf dem Bieler- und Neuenburgersee verlegt.[2][3]

Die O’Portune-Platte wurde 1999 patentiert, lief also 2019 aus und wurde ab 2019 zu einem allgemein gebräuchlichen Strukturelement im Massivholzbau, insbesondere wegen ihrer ökologischen und recycelbaren Auswirkungen,[4] aber auch wegen ihrer akustischen Leistung für den Komfort in Gebäuden.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tropisches Holz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verfahren, das ursprünglich für Tannen- und Fichtenholz entwickelt wurde, kann nun auf verschiedene Holzarten wie Pappel oder auch Tropenholz übertragen werden, das von der französischen Raumfahrtagentur CNES für ihre neuen Gebäude im Raumfahrtzentrum Guayana verwendet wird.[5]

Lokales Holz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forschungsarbeiten zu Anwendungen mit verschiedenen Holzarten werden entwickelt, insbesondere mit Pappel.[6]

Hybridbau Holz-Beton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die O’Portune-Platte mit einer Betonschicht auf der Oberseite ergibt ein Holz-Beton-Verbundgerüst namens D-Dalle und erhöht die strukturelle und akustische Leistung entsprechend den Bedürfnissen des Gebäudes.[7] Es wurde von der Schweizer Firma CBS-CBT entwickelt.[8] Das Verbundgerüst bietet Spannweiten von 8 bis 18 m ohne Zwischenstützen bei geringem Gewicht (250 bis 400 kg/m²).[9]

Technische Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die O’Portune-Platten werden auf der Baustelle oder in der Werkstatt hergestellt und stellen ein Konstruktionssystem für eine plattenartige horizontale Struktur für hohe mechanische Leistungen und/oder große Spannweiten dar – bis zu 12 m, ohne Auflager.[10]

Die Platte besteht aus Brettern, die versetzt verschraubt oder genagelt werden und so die strukturelle und akustische Leistung des Bodens erhöhen, ohne sein Gewicht zu erhöhen.[11]

Die Bodenmodule werden in der Werkstatt vorgefertigt und aus versetzt verschraubten Brettern mit einem Querschnitt von 180 × 50 mm gefertigt. Dadurch wird die statische Höhe des Bauwerks erhöht. Bei Verwendung von 180 mm hohen Brettern mit einer Überlappung zwischen unterem und oberem Brett von 80 mm beträgt die statische Höhe, die in den Berechnungen tatsächlich berücksichtigt wird, somit 280 mm.[12]

Die Bretter werden mit Schrauben mit einem Durchmesser von 6 mm und einer Länge von 180 mm zusammengefügt. Um sicherzustellen, dass die Spannungen über die gesamte Platte verteilt werden, werden sie zusätzlich entweder mit OSB-Platten (11 mm dick) in den üblichen Bereichen oder mit Kerto-Lamellenplatten (27 mm dick) im Bereich der Terrassen und Lagerbereiche verkleidet. Die Sperrholzplatten werden an der Oberkante der Bretter verschraubt, wobei alle 300 mm eine Schraube angebracht wird. Im Hinblick auf die horizontale Beanspruchung der Struktur funktioniert das Ganze somit homogen, wie eine Membran.

Die Agentur Wilmotte et Associés hat die O’Portune-Platte auf Platz 13 ihrer Referenzkollektion von Bauelementen positioniert.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. Chaplain, T. Dethan, P. Castera: Effects Of Climatic Conditions Changes On Crack Growth. In: 9th World Conference on Timber Engineering 2006 (WCTE 2006). Portland, Oregon, USA. 6–10 August 2006. Band 1. Curran Associates, New York 2006, ISBN 978-1-62276-285-9, S. 130.
  • Hartwig N. Schneider, Uli Baierlipp, Robert Thomé: Holz! Beiträge zum Seminar. Sommersemester 2005. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule, Fakultät für Architektur, Aachen 2005, S. 140–141, (Yumpu-Reader).
  • Rachel Amiot und Vincent Lombard: Apotheke und Praxis in Plancher-Bas. In: Christian Schittich (Hrsg.): Kosteneffizient Bauen. Ökonomische Konzepte – Wirtschaftliche Konstruktionen. Reihe: Im Detail. Birkhäuser Verlag, Basel 2007, ISBN 978-3-7643-8413-5, S. 31–33.
  • Jean-Marc Franssen: Recherches sur le comportement au feu des structures en bois menées à l’Université de Liège. 2013, S. 10–14 (PDF; 8,5 MB).
  • Assaad Taoum: Application of Local Post-Tensioning to New and Existing Structures. Hochschulschrift, University of Tasmania, Februar 2016, doi:10.25959/23239571.v1, S. 12–13 (auf Englisch).
  • Julien Mussier und Mathieu Fuchs: Construire avec le bois. Editions Le Moniteur, Antony 2019, ISBN 978-2-281-14222-8, S. 216.
  • Gabriela Ladeia Andrade Martins: Guia de soluções de madeira para reabilitação. Hochschulschrift, Universidade do Minho, Oktober 2021, S. 46, (PDF; 9,5 MB).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachhaltiges Bauen, Holzbau Sustainable Construction Timber Construction. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  2. Holzbau und mehr. 19. Februar 2005, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  3. Devant son île de bois, Neuchâtel découvre le gigantisme d'Expo.02 - Le Temps. 26. März 2000, ISSN 1423-3967 (letemps.ch [abgerufen am 1. Dezember 2023]).
  4. Les vestiges d'Expo.02 reconvertis en tables de jardin. Abgerufen am 1. Dezember 2023 (französisch).
  5. Mit tropischem Holz in Guyana bauen. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  6. Mit Pappelholz bauen. Am Beispiel der vernagelten Holzdecke. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  7. Jean-Luc Sandoz: Le bois dans la construction: innovations et perspectives. 19. Juni 2002, doi:10.5169/SEALS-80287 (e-periodica.ch [abgerufen am 18. März 2024]).
  8. Frédéric Gluzicki: CBS-CBT, un pionner de la dalle mixte bois-béton. 4. Februar 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023 (französisch).
  9. Planchers mixtes bois-béton : alliance de compétences. In: woodsurfer.com. 26. April 2022, abgerufen am 18. März 2024 (französisch).
  10. Le Moniteur: Dalles O'portune. 5. Juni 2013 (lemoniteur.fr [abgerufen am 1. Dezember 2023]).
  11. Plancher porteur bois SCHILLIGER. Abgerufen am 1. Dezember 2023 (französisch).
  12. Le Moniteur: Modules de plancher préfabriqués en bois lamellé. 1. September 2007 (lemoniteur.fr [abgerufen am 1. Dezember 2023]).
  13. AMC: L' agence Wilmotte & associés. 1. September 2012 (amc-archi.com [abgerufen am 1. Dezember 2023]).