Obata Tokujirō

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Porträtfoto von Obata Tokujirō (links) und Matsuyama Tōan[1], wahrscheinlich während 1860–70er Jahre aufgenommen (Nakatsu Municipal Museum of History and Folklore)
Porträtfoto von Obata Tokujirō, 19. Jh. (Nakatsu Municipal Museum of History and Folklore)
Erste Seite des „Aufrufs zum Lernen“ (Gakumon no susume), die 1871 gemeinsam von Fukuzawa Yukichi und Obata Tokujirō verfasst worden war.
Nakatsu Bibliothek (1909 errichteter alter Bau)
Obata Memorial Library, neuer Bau auf dem ehemaligen Gelände der Clan-Schule (Shinshūkan)

Obata Tokujirō (japanisch 小幡 篤次郎; * 8. Juni 1842 in Nakatsu (Provinz Buzen, heute Präfektur Ōita); † 16. April 1905) war ein japanischer Autor, politischer Philosoph und Erzieher. Er zählt zu jenen Intellektuellen der Meiji-Restauration, die eine wichtige Rolle bei der Modernisierung Japans spielten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obata wurde 1842 (jap. Kalender: Tenpō 13) als zweiter Sohn des dem Landesherren (Daimyō) von Nakatsu dienenden gut situierten Samurais Obata Tokuzō (小幡 篤蔵) geboren. Über die frühe Kindheit ist nur bekannt, dass er sich unter Anleitung seines Vaters mit dem klassischen konfuzianischen Schrifttum beschäftigte. Im Alter von 16 Jahren trat er in die Schule Shinshūkan (進脩館) ein, die zur Ausbildung der Samurai-Kinder des Lehens diente, aber auch Kindern anderer Schichten zugänglich war. Die Unterrichtsfächer umfassten klassische chinesische Literatur, Kalligraphie, Mathematik, Wehrkunde, West-Studien (yōgaku) und vielerlei praktische Unterweisungen im Reiten, Bogenschießen, Fechten, Schwimmen usw. Im Alter von 23 Jahren wurde er zum Konrektor der Schule ernannt.

1864 zog er auf den Rat von Fukuzawa Yukichi zusammen mit weiteren Gefährten von Nakatsu nach Edo. Fukuzawa stammte ebenfalls aus einer Samuraifamilie des Lehens Nakatsu, hatte zunächst in der Edo-Residenz des Lehnsherren als Lehrer für Holland-Studien (rangaku) gewirkt, dann aber als Mitglied einer Regierungsdelegation Amerika und Europa kennengelernt und sich fortan dem Studium der englischen Sprache und der über englische Texte vermittelten westlichen Wissenschaften gewidmet.

Obata begann in Edo ebenfalls mit dem Erwerb der englischen Sprache, übernahm dann von 1866 bis 68 die Leitung der Schule von Fukuzawa. Zugleich diente er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jinsaburō (小幡 甚三郎, 1846–1873) als Lehrkraft für Englisch in der von der Tokugawa-Regierung 1862 gegründeten Einrichtung Kaiseisho (開成所) für westliche Wissenschaften. 1868, nach japanischer Zeitrechnung das vierte Jahr der Ära Keiō, gründete Fukuzawa die ‚Keiō-Privatschule’ (慶應義塾 Keiō Gijuku), um die Aufklärung der Gesellschaft (文明開化 Bunmei-kaika, hier ideengeschichtlich auch: 啓蒙 Keimō) voranzutreiben. Dies war jenes Jahr des Umbruchs (Meiji-Restauration), in der die Herrschaft der Tokugawa endete und eine Epoche der rasanten Modernisierung des Landes begann. Obata erwarb sich beim Aufbau der neuen Gesellschaft beträchtliche Verdienste. 1871 verfasste er anlässlich einer Schulgründung in Nakatsu zusammen mit Fukuzawa einen ‚Aufruf zum Lernen’ (学問のすゝめ, Gakumon no susume)[2] Nachdem er sich ein Jahr dem Aufbau der Schule in Nakatsu gewidmet hatte, ging er 1872 wieder nach Tokyo. Hier engagierte er sich an der Gründung der ‚Muster-Oberschule Tokyo’ (東京高等師範学校 Tōkyō kōtō shihan gakkō) beteiligt, die 1876 den Betrieb aufnahm.

Im selben Jahr machte er eine Reise nach Europa und Amerika. 1879 wurde er Mitglied der zur Förderung der Wissenschaften gegründeten ‚Tōkyō Akademie’ (東京学士会院 Tōkyō gakushi kaiin). 1880 nahm er an der Gründung einer politisch ambitionierten Vereinigung von Unternehmern und Geschäftsleuten, der sogenannten Kōjunsha (交詢社), teil.[3] 1890 wurde er Mitglied des Oberhauses (貴族院 kizokuin). Im März desselben Jahres übernahm er die Leitung der neuen Keiō Gijuku Universität, die er bis Oktober 1897 innehatte. Auch danach spielte er dort eine zentrale Rolle.

Obata verfasste zahlreiche Lehrbücher sowie aufklärerische Schriften und publizierte darüber hinaus eine Reihe von Übersetzungen (Alexis de Tocqueville, Francis Wayland, William Chambers, Richard Senett, Reginald Francis Douce Palgrave, Frederick Martin, Emil Schalk usw.).

Obata starb im Alter von 64 Jahren. Kurz vor seinem Tode vermachte er die Hälfte seiner umfangreichen Büchersammlung[4] sowie ein Grundstück der Familie seiner Heimatstadt Nakatsu mit der Auflage, dort eine Bibliothek zu gründen. Dies war die 1909 fertiggestellte erste öffentliche Bibliothek von Nakatsu, die bis heute als städtische Obata-Gedenk-Bibliothek besteht.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nishizawa Naoko: Obata Tokujirō ryaku nenpu. In: Kindai Nihon Kenkyū, Nr. 21, 2004, pp. 139–141. (西澤直子「小幡篤次郎略年譜」『近代日本研究』第21号)
  • Nishizawa Naoko: Nakatsu shusshinsha-ate Obata Tokujirō shokan (Briefe von Obata Tokujirō an Personen aus Nakatsu). In: Kindai Nihon Kenkyū, Nr. 21, 2004, pp. 89–130. (西澤直子「中津出身者宛小幡篤次郎書簡」『近代日本研究』第21号)
  • Keiōgijuku Fukuzawa kenkyū sentā: Kindai Nihon Kenkyū, Nr. 21, 2004 (Sondernummer zum 100sten Todesjahr von Obata Tokujirō) (慶応義塾福沢研究センター『近代日本研究』 特集 小幡篤次郎没後百年).
  • Obata kinen toshokan (hrsg.): Obata Tokujirō sensei shōden narabini Obata kinen toshokan enkaku gaiyō. Nakatsu, 1927 (小幡篤次郎先生小伝並小幡記念図書館沿革概要)
  • Wolfgang Michel, Torii Yumiko, Kawashima Mabito: Kyūshū no rangaku – ekkyō to kōryū (dt. Holland-Kunde in Kyushu – Grenzüberschreitung und Austausch). Kyōto: Shibunkaku Shuppan, 2009. (ヴォルフガング・ミヒェル・鳥井裕美子・川嶌眞人共編『九州の蘭学 ー 越境と交流』)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Matsuyama Tōan (松山 棟庵, 1839–1909) hatte wie Obata bei Fukuzwa Yukichi Englisch gelernt, studierte dann Medizin und machte sich später als Dekan der ‚Keiō Gijuku Schule für Medizin’ sowie als Mitbegründer der ‚Sei-I-Kai Gesellschaft für Medizin’ verdient.
  2. Fukusawa publizierte in der Folge weitere dreizehn Ausarbeitungen, so dass die Mitwirkung Obatas an dieser ersten Ausgabe heute kaum noch wahrgenommen wird. Der ursprüngliche Anlass für diese Schrift war, wie das Nachwort dieser Ausgabe zeigt, die Gründung einer Schule in Nakatsu.
  3. Der Name leitet sich von dem Motto ‚Wissen austauschen, über die Dinge der Welt beraten’ (知識ヲ交換シ世務ヲ諮詢スル) ab.
  4. Die andere Hälfte ging an die Keiō Gijuku Universität (Memento des Originals vom 12. August 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.keio.ac.jp und wird heute im Fukuzawa Memorial Center for Modern Japanese Studies gehütet.