Obere Argen und Seitentäler

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FFH-Gebiet
„Obere Argen und Seitentäler“
Kleiner Staudacher Weiher in Eglofs

Kleiner Staudacher Weiher in Eglofs

Lage Argenbühl und Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg, Baden-Württemberg, Deutschland
WDPA-ID 555522217
Natura-2000-ID DE-8324-342
FFH-Gebiet 9,335 km²
Geographische Lage 47° 40′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 47° 40′ 3″ N, 9° 49′ 53″ O
Obere Argen und Seitentäler (Baden-Württemberg)
Obere Argen und Seitentäler (Baden-Württemberg)
Einrichtungsdatum 11. Januar 2019
Verwaltung Regierungspräsidium Tübingen
Besonderheiten vierzehn Teilgebiete
f6

Das Gebiet Obere Argen und Seitentäler ist ein 2005 durch das Regierungspräsidium Tübingen nach der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) angemeldetes Schutzgebiet (Schutzgebietskennung DE-8324-342) im Südosten des deutschen Landes Baden-Württemberg. Mit Verordnung des Regierungspräsidiums Tübingen vom 5. November 2018 (in Kraft getreten am 11. Januar 2019), wurde das Schutzgebiet ausgewiesen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das rund 930 Hektar (ha) große Schutzgebiet Obere Argen und Seitentäler gehört naturräumlich zum Westallgäuer Hügelland. Seine vierzehn Teilgebiete liegen um Argenbühl und Wangen im Allgäu, entlang der Oberen Argen im Landkreis Ravensburg.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schutzgebiet Obere Argen und Seitentäler wird als „alpin beeinflusste Flusslandschaft mit hoher Dynamik, tief eingeschnittenen Seitentälern und angrenzenden naturnahen Hang- und Auwäldern, Quellbereichen, sowie Seen, Weiher und Streuwiesen in extensiv genutzten Niedermoorgebieten“ beschrieben.

Schutzzweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lebensraumtypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vielfalt von trockenen und feuchten Lebensraumtypen im Schutzgebiet wird unter anderem mit „natürlichen nährstoffreiche Seen“, „Fließgewässern mit flutender Wasservegetation“, „Pfeifengraswiesen“, „feuchten Hochstaudenfluren“, „mageren Flachland-Mähwiesen“, „kalkreichen Sümpfen mit Schneidried“, „kalkreichen Niedermooren“, „Moorwälder“, „Auenwäldern mit Erlen, Eschen, Weiden“, „alpinen Flüssen mit Lavendel-Weiden-Ufergehölzen“ sowie „geschädigten Hochmooren“ beschrieben.

Folgende Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie kommen im Gebiet vor:[1]

EU
Code
* Lebensraumtyp (offizielle Bezeichnung) Kurzbezeichnung
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Natürliche nährstoffreiche Seen
3160 Dystrophe Seen und Teiche Dystrophe Seen
3240 Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Salix eleagnos Alpine Flüsse mit Lavendel-Weiden-Ufergehölzen
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion Fließgewässer mit flutender Wasservegetation
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) Feuchte Hochstaudenfluren
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe Feuchte Hochstaudenfluren
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) Magere Flachland-Mähwiesen
7120 * Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore Geschädigte Hochmoore
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore Übergangs- und Schwingrasenmoore
7150 Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) Torfmoor-Schlenken
7210 * Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae Kalkreiche Sümpfe mit Schneidried
7220 * Kalktuffquellen (Cratoneurion) Kalktuffquellen
7230 Kalkreiche Niedermoore Kalkreiche Niedermoore
8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation
91D0 * Moorwälder Moorwälder
91E0 * Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) Auenwälder mit Erle, Esche, Weide

Lebensraumklassen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laubwald
  
5 %
Mischwald
  
16 %
Nadelwald
  
25 %
Feuchtes und mesophiles Grünland
  
24 %
Binnengewässer, stehend und fließend
  
6 %
Moore, Sümpfe und Uferbewuchs
  
11 %
Heide, Gestrüpp, meliorierte Grünland
  
11 %
Anderes Ackerland
  
3 %
Sonstiges (Städte, Straßen, Deponien, Gruben, Industriegebiete)
  
2 %

Arteninventar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Arten von gemeinschaftlichem Interesse kommen im Gebiet vor:[1]

Bild EU
Code
* Art wissenschaftlicher Name Artengruppe
Vierzähnige Windelschnecke 1013 Vierzähnige Windelschnecke Vertigo geyeri Schnecken
Schmale Windelschnecke 1014 Schmale Windelschnecke Vertigo angustior Schnecken
Kleine Flussmuschel 1032 Kleine Flussmuschel Unio crassus Muscheln
Große Moosjungfer 1042 Große Moosjungfer Leucorrhinia pectoralis Libellen
Goldener Scheckenfalter 1065 Goldener Scheckenfalter Euphydryas aurinia Schmetterlinge
Steinkrebs 1093 * Steinkrebs Austropotamobius torrentium Krebse
Strömer 1131 Strömer Leuciscus souffia agassizi Fische und Rundmäuler
Groppe 1163 Groppe Cottus gobio Fische und Rundmäuler
Gelbbauchunke 1193 Gelbbauchunke Bombina variegata Amphibien
Großes Mausohr 1324 Großes Mausohr Myotis myotis Säugetiere
Biber 1337 Biber Castor fiber Säugetiere
Grünes Besenmoos 1381 Grünes Besenmoos Dicranum viride Moose
Grünes Koboldmoos 1386 Grünes Koboldmoos Buxbaumia viridis Moose
Firnisglänzendes Sichelmoos 1381 Firnisglänzendes Sichelmoos Drepanocladus vernicosus Moose
Sumpf-Glanzkraut 1903 Sumpf-Glanzkraut Liparis loeselii Pflanzen

Die ursprünglich ebenfalls für das Gebiet gemeldete Art Bechsteinfledermauskonnte nicht nachgewiesen werden.[1]

Zusammenhängende Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem FFH-Gebiet „Obere Argen und Seitentäler“ sind folgende Gebiete als zusammenhängende Schutzgebiete ausgewiesen:

Kennung Name Ort/e Flächenanteil
[%]
Bild
NSG 4.066 Hangquellmoor Epplings
Kalkreiches Quellmoor am Talhang des oberen Argentales mit einem besonders schön ausgebildeten und artenreichen Kleinseggenried.
Wangen im Allgäu 1
NSG 4.194 Gießenmoos (zwei Teilgebiete)
Wertvolle Restflächen eines einst ausgedehnten Flach- und Quellmoorgebietes mit wichtigen landschaftsökologischen Ausgleichsfunktionen wie Wasserrückhalt und -reinigung.
Argenbühl,
Wangen im Allgäu
1
NSG 4.216 Staudacher Weiher
Zwei Gewässer und Verlandungszonen und anschließende Feuchtwiesen; wichtiger Trittstein im Lebensraumverbund im württembergischen Allgäu.
Argenbühl 2
NSG 4.222 Rotasweiher-Degermoos
Überaus reich strukturierter Moorkomplex mit eingestreuten mineralischen Magerrasen; wichtiger Bestandteil im Lebensverbund von Feuchtgebieten im Württembergischen Allgäu.
Wangen im Allgäu 5
NSG 4.282 Argen
Weitgehend natürlicher oder naturnaher Flusslauf mit Uferbereichen und Talhängen als Zeugnis von Erd- und Landschaftsgeschichte.
Wangen im Allgäu 1
NSG 4.298 Neuravensburger Weiher
Weiher mit Verlandungszone als Brut- und Rastplatz für seltene und bedrohte Vogelarten von zum Teil europäischer Bedeutung.
Wangen im Allgäu-Neuravensburg 4
LSG 4.36.023 Moor- und Hügelland südlich Wangen im Allgäu
Wangen im Allgäu 21
LSG 4.36.033 Blauer See
Wangen im Allgäu 1
SPA 8324441 Schwarzensee und Kolbenmoos
Natürlicher eutropher See mit Verlandungsvegetation und Schilfgürtel und angrenzender Moorkomplex mit Feuchtgebüschen, Kleinseggenrieden, Streuwiesen und Feuchtwiesen.
Wangen im Allgäu

Auf bayerischer Seite schließt östlich von Wangen das FFH-Gebiet Allgäuer Molassetobel und südlich von Wangen das FFH-Gebiet Stockenweiler Weiher, Degermoos, Schwarzenbach an.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: FFH-Gebiet Obere Argen und Seitentäler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.): Management-plan für das FFH-Gebiet 8324-342 „Obere Argen und Seitentäler“ und das Vo-gelschutzgebiet 8324-441 „Schwarzensee und Kolbenmoos“. bearbeitet von der Arbeitsgruppe Kübler-Kiechle. 31. Oktober 2020 (233 S., baden-wuerttemberg.de [PDF]).