Oberleitungsbus Bologna

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Oberleitungsbus
Oberleitungsbus Bologna
Bild
Bild
Trollino auf Linie 13, dahinter ein Dieselbus auf Linie 14A
Basisinformationen
Staat Italien
Stadt Bologna
Eröffnung 4. Januar 1991
Betreiber TPER
Infrastruktur
Stromsystem 750 Volt Gleichstrom
Betrieb
Linien 5
Fahrzeuge 95 Gelenkwagen
Netzplan
Netzplan

Der Oberleitungsbus Bologna ist ein aus vier Linien bestehendes O-Bussystem in der italienischen Universitätsstadt Bologna. Betrieben wird das seit 1991 bestehende heutige System vom Nahverkehrsunternehmen Trasporto Passeggeri Emilia-Romagna, welches 2012 aus dem städtischen Verkehrsbetrieb Azienda Trasporti Consorziali di Bologna (ATC) hervorgegangen ist. Bereits zwischen 1940 und 1945 sowie zwischen 1955 und 1982 fuhren Oberleitungsbusse in der Hauptstadt der Region Emilia-Romagna.

Liniennetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der letzten Erweiterung im Jahr 2020 besteht das Netz derzeit aus fünf Linien, davon zwei Ring-, eine Radial- und zwei Durchmesserlinien.[1] Für die rund 80 benötigten Kurse stehen aktuell nur 56 O-Busse zur Verfügung, sodass es (vorwiegend auf den Linien 14 und 32) zu einem regulären Mischbetrieb mit Dieselbussen kommt:[2]

Linie Strecke Haltestellen min. Taktfolge derzeitiger Fahrzeugeinsatz
13 Borgo Panigale – Centro – San Ruffillo – Rastignano di Pianoro 41 / 44 5,5 Minuten Gelenkwagen
14 Barca – Centro – Due Madonne / Rotonda Negroni / Pilastro 45 / 44 005 Minuten Solaris trollino / iveco Crealis
15 Piazza XX Settembre - Via Rizzoli - Via Mazzini - San Lazzaro di Savena 005 Minuten Iveco crealis
32 Circolare esterna destra (Stadtring im Uhrzeigersinn) 22 012 Minuten Gelenkwagen
33 Circolare esterna sinistra (Stadtring gegen Uhrzeigersinn) 26 012 Minuten Gelenkwagen

Die Linie 13 war die erste O-Buslinie des aktuellen Systems, welche 1991 ihren Betrieb auf der Strecke von San Ruffillo (Ponte Savena) im Süden durch die Innenstadt nach Borgo Panigale (Normandia) im Westen aufnahm. Sie entstand durch die Zusammenlegung der Buslinien 41 und 46. Anfangs wurden die O-Busse der Linie von den fünf Unterwerken Borgo Panigale, Tofane, Avesella, Carducci und Murri mit Strom versorgt, 2005 nahm man Avesella wegen Inkompatibilität zum städtischen Stromnetz außer Betrieb. Ab 2004 wurde die Linie am südlichen Streckenende in San Ruffillo von der Haltestelle Ponte Savena zu einer neuen Blockschleife durch die Via Pavese verlängert. Die Streckenerweiterung ging mit Fahrplanwechsel am 13. September 2007 in Betrieb. Eine weiterführende Verlängerung nach Rastignano ist in Planung. Einige Kurse der Linie 13 enden bereits an der Via Lame in der Innenstadt, diese sind mit dem Liniensignal 13/ beschildert – das heißt, es handelt sich um eine sogenannte gestrichene Linie.[3]

Die Linie 14 verläuft von Barca im Südwesten durch das Zentrum nach Nordosten. Hier teilt sich die Strecke an der Tangenziale San Vitale in die drei Äste Due Madonne (A), Rotonda Negroni (B) und Pilastro (C) auf. Mit der Elektrifizierung der Strecke wurde bereits 2002 begonnen, aufgrund einer fehlenden Eisenbahnunterführung konnte der Bau jedoch erst 2011 fortgeführt werden. Am 3. Oktober 2012 konnte mit der Fertigstellung der Fahrleitung des A-Astes der erste O-Bus auf der Linie 14 eingesetzt werden. Aufgrund eines fehlenden Unterwerks in diesem Bereich wird jedoch zwischen San Vitale und Due Madonne mit Hilfsaggregat gefahren. Das Gleiche gilt für die B- und C-Äste, auf denen die Fahrleitung noch nicht fertiggestellt ist. Die Linie 14 wird von den Unterwerken Barca, Tofane, San Isaia, Carducci und Massarenti gespeist.

Die Linie 15 ist die jüngste Linie. Sie wurde 2020 in Betrieb genommen und bindet die Kommune San Lazzaro di Savena an die Altstadt und den Hauptbahnhof Bologna Centrale an.

Der Betrieb auf dem Stadtring durch die Linien 32 und 33 wurde am 14. Oktober 2002 wieder aufgenommen. Dabei verlaufen die Oberleitungen ausgehend vom nördlich des Zentrums gelegenen Hauptbahnhof Bologna Centrale entlang des Stadtrings in beide Richtungen via Porta San Vitale (Kreuzung mit Ostast der Linie 14), Porta Santo Stefano (Kreuzung mit Südast der Linie 13), Porta Castiglione, Porta Sant`Isaia (Kreuzung mit Westast der Linie 14) und Porta San Felice (Kreuzung mit Westast der Linie 13). Auf dem letzten Kilometer zwischen Porta Lame und dem Bahnhof verlassen die beiden Linien den Stadtring, um die weiter im Zentrum gelegene Piazza Dei Martiri anzubinden.[4] Die Stromversorgung der Ringlinien wird durch die Unterwerke San Isaia und Carducci gewährleistet.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Liniennetz im Jahr 1976

Liniennetz von 1940 bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Oktober 1940 bestand parallel zur Straßenbahn Bologna das erste O-Bussystem der Stadt. Aufgrund umfassender Beschädigungen durch den Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb bereits 1945 wieder eingestellt.

Liniennetz von 1955 bis 1982[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die geplante Umstellung des Straßenbahnnetzes (bis 1963) führte ab 1955 zum Aufbau eines neuen O-Bussystems. Die größte Ausdehnung hatte das Trolleybusnetz in den 1960er bis 1970er Jahren mit zwei Ring- und vier Radiallinien, wobei die Strecke nach Casalecchio di Reno über die Stadtgrenze hinaus führte.

Linie Strecke Anmerkungen
32 Circolare esterna destra (Stadtring im Uhrzeigersinn) Ringlinie
33 Circolare esterna sinistra (Stadtring gegen Uhrzeigersinn) Ringlinie
41 Via Lame – Villaggio Ina Casa (Borgo Panigale) Radiallinie
42 Piazza Malpighi – Casalecchio Radiallinie (mit Überlandabschnitt)
43 Piazza Maggiore – Villaggio CEP (Quartiere Barca) Radiallinie
46 Piazza Minghetti – San Ruffillo Radiallinie

Wie in anderen italienischen Städten erfuhr das zweite O-Busnetz in Bologna einen Rückgang in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Als letzter Abschnitt wurde die Linie 42 am 16. September 1982 eingestellt. Die Oberleitungen wurden jedoch nicht restlos entfernt, was die Wiederaufnahme des Obusbetriebs ab 1990 begünstigte.

Einrichtungen und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Depots[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Deposito Due Madonne befindet sich im Nordosten der Stadt an der Endhaltestelle des A-Astes der O-Buslinie 14.

Das Deposito Battindarno liegt westlich des Stadtzentrums zwischen den Außenästen der Linien 13 und 14.

Spurbuspläne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein von der ATC mit dem Hersteller Irisbus geplantes Spurbussystem auf den Linien 19 und 27 konnte aufgrund von Mängeln nicht in Betrieb genommen werden. Mehrere ausgelieferte Gelenktrolleybusse vom Typ Irisbus Civis erhielten keine Zulassung, unter anderem wegen eines mittig angeordneten Fahrerplatzes. Seit den Probefahrten auf einem kurzen, bereits fertiggestellten Abschnitt der Linie 19 sind die Wagen im Betriebshof Due Madonne abgestellt. Die bereits begonnenen Arbeiten am Spurbusnetz wurden auch mit Blick auf die derzeit geplante Einführung einer Straßenbahn in Bologna eingestellt. Bei Nachverhandlungen mit Irisbus wurde die Fahrzeugbestellung auf insgesamt 49 Gelenkzüge des Typs Crealis abgewandelt. Die Linien 19 und 27 sollen zu regulären O-Buslinien werden.[6][2]

Fahrdrahtspannung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Derzeit wird die Fahrdrahtspannung in Bologna von 600 auf 750 Volt erhöht, weswegen die älteren Fahrzeuge und technische Einrichtungen sukzessive umgerüstet werden müssen. Bei den neuen Fahrzeugen vom Typ Solaris Trollino wurde das Vorhaben bereits bei der Bestellung berücksichtigt, sodass keine Nachrüstungen erforderlich sind.

Fahrzeugpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuelle Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der aktuelle Fuhrpark besteht aus 95 Gelenkfahrzeugen:

Nummern Stück Hersteller Elektrik Typ Art Baujahre
Bild [ein/aus]
1021–1040 20 MAN–Bassotto / Autodromo AdtranzKiepe Gelenkwagen 1996–1997
1041–1055 15 MAN–Bassotto / Autodromo Kiepe Gelenkwagen 1999–2000
1056–1066 11 Solaris Cegelec Trollino 18 Gelenkwagen 2010
1101–1149 49 Iveco Bus Cegelec Crealis Gelenkwagen 2015–2016

Ehemaliger Fuhrpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nummern Stück Hersteller Elektrik Typ Art Baujahre
Bild [ein/aus]
001–010 10 Menarini ABB 220 LF Solowagen 1989
011–020 10 Bredabus ABB 4001.12 Solowagen 1989

Zukünftiger Fuhrpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die geplante Umstellung der bisherigen Buslinien 11, 19W, 25 sowie des Südostastes der Linie 27 auf Oberleitungsbusbetrieb ist die Beschaffung von insgesamt bis zu 70 Gelenkwagen vorgesehen, welche über eine In-Motion-Charging-Ausrüstung verfügen sollen. Die Ausschreibung zur Lieferung der Fahrzeuge soll 2024 veröffentlicht werden.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Trolleybuses in Bologna – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tutte le linee auf www.tper.it (italienisch)
  2. a b Statt Civis liefert Irisbus nun Crealis (Memento vom 6. März 2013 im Webarchiv archive.today)
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.trolleymotion.chNeue Crealis vorgestellt. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2017. Suche in Webarchiven) Meldung auf trolleymotion.eu vom 15. Juni 2015.
  4. Netzplan der TPER vom Oktober 2012 (PDF; 3,1 MB) auf www.tper.it
  5. Trolleybuslinie 14 eröffnet! (Memento vom 6. März 2013 im Webarchiv archive.today)
  6. Stadtbahn auf Rädern (Memento vom 19. Juni 2013 im Webarchiv archive.today) auf www.trolleymotion.ch
  7. Die Bologna-Kriterien: Nahverkehr elektrisch. In: Urban Transport Magazine. 19. März 2024, abgerufen am 20. März 2024 (deutsch).