Oliver Schweigert

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Oliver Carsten Schweigert (* 1968) ist ein in Berlin lebender deutscher Neonazi und Anhänger der SA (Sturmabteilung), der unter anderem Gedenkveranstaltungen bezüglich Horst Wessel organisierte.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweigert entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem Vertrauten von Michael Kühnen. In der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front wurde er zum „Bereichsleiter Ost“ ernannt. Er war außerdem Vorsitzender der Nationalen Alternative. In Berlin kandidierte Schweigert als Einzelkandidat bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 1990 und erhielt 0,2 % der Stimmen. 1992 kandidierte er bei der Wahl zur Berliner Bezirksverordnetenversammlung für das rechtsextreme Wahlbündnis Freie Wählergemeinschaft Die Nationalen.[2][3]

Schweigert galt als Anti-Antifa-Aktivist, mit einer eigenen „Anti-Antifa-Kartei“.[4] Er war in der Kameradschaftsszene aktiv und im Nationalen und Sozialen Aktionsbündnis Mitteldeutschland vernetzt. Dort betreute er lange Jahre den Internetauftritt des Nationalen Widerstandes Berlin-Brandenburg (NWBB).[2]

Im August 1994 wurde er zusammen mit 25 weiteren Personen, auf dem Dachboden des Eckhauses Osloer Strasse/Prinzenallee (Berlin-Wedding) über der Wohnung des Neonazi Kaders Arnulf Priem verhaftet.[2] Aus Anlass der jährlichen internationalen Rudolf-Heß-Gedenkdemonstrationen gab es 1994 eine antifaschistische Demonstration mit Ziel die Wohnung von Arnulf Priem, was jedoch vom zuständigen Gericht verboten wurde. Auf dem Dachboden des großen Eckhauses hatten sich Priem und der Kern der militanten Berliner Neonazi-Szene verschanzt.[5] Auf der Straße vor dem Haus stehende Journalisten wurden mit Zwillen beschossen, was zur Erstürmung des Hauses und zur Festnahme der später angeklagten Neonazis Heinrich Axt, Marcus Alexander Bischoff, Kay Diesner, Detlef Cholewa (seit 1996 Detlef Nolde), Enno Gehrmann, Wolfgang Kaiser, Marco Lau, Andreas Lück, Katrin Maut, Matthias Morell, Matthias Ridderskamp, Hans-Jörg Rückert, Mike Schildt, Ronald Dieter Spieker, Yvon Susann Starke und dem Zwillenschützen und später unter anderem auch wegen Rohrbombenbesitz festgenommenen Betreiber des „Nationalen Infotelefon BerlinOliver Werner führte.[6]

1996 wurde er zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt, unter anderem hielt er Propaganda-Material der NSDAP-AO vorrätig. 2000 meldete er eine später verbotene Demonstration zum Gedenken an Rudolf Heß an. Ebenfalls gilt er als Anhänger von Horst Wessel.[2]

Von August 1999 bis 2001 besuchte Schweigert eine Fortbildungsmaßnahme zum IT-Systemelektroniker.[7]

Zwischen 2004 und 2006 geriet er in Konflikt mit den Autonomen Nationalisten, denen er Disziplinlosigkeit vorwarf.[8] Außerdem verfasste er einen Offenen Brief über die in Berlin abgespielte „Hip-Hop Musik“ auf zwei Demonstrationen.[9] Seit diesen offen ausgetragenen Konflikten ist Schweigert meist nur noch als Ordner auf rechtsextremen Demonstrationen anwesend.

Er ist seit Jahren als Mjoelnir14 im Internet aktiv. Als Blogger und in den sozialen Medien. So auf Facebook, VK und seit 2010 auf Twitter.

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweigert war mit Stella Palau, der ehemaligen stellvertretenden NPD-Vorsitzenden von Berlin und Mitbegründerin des Skingirl Freundeskreis Deutschland, verheiratet. Die Hochzeit fand am 20. April 2000 statt, dem 111. Geburtstag von Adolf Hitler.[10][11] Nach der Scheidung heiratete seine Exfrau den rechtsextremen Liedermacher und Politiker Jörg Hähnel.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Spannbauer: Der Marathon-Nazi. In: taz.de. 22. Februar 2000, abgerufen am 1. April 2020.
  2. a b c d Oliver Schweigert. In: Thomas Grumke und Bernd Wagner (Hrsg.): Handbuch Rechtsradikalismus. Leske + Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3399-5, S. 325–328.
  3. Die „Nationale Alternative“ (NA) im Wandel. In: Antifaschistisches Infoblatt 20 / 5.1992. 12. Januar 1993, abgerufen am 1. April 2020.
  4. Jan Schedler, Alexander Häusler (Hrsg.): Autonome Nationalisten: Neonazismus in Bewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-93219-4 (Verlagslink).
  5. Bericht über den Berliner Neonazi Arnulf Priem. (YouTube-Video, 3:29 Minuten) In: Berliner Abendschau. August 1994, abgerufen am 1. April 2020.
    Antifa-Demo gegen Arnulf Priem und Hess-Gedenkmarsch. (YouTube-Video, 4:46 Minuten) Nachrichten und Berichte verschiedener Fernsehsender, 13. August 1994, abgerufen am 1. April 2020.
  6. Rudolf-Heß-Gedenkmarsch 1994. In: Antifaschistisches Infoblatt 28 / 4.1994. 4. Januar 1995, abgerufen am 1. April 2020.
    Isoliert und radikalisiert: Die Berliner Neonazisszene. In: Antifaschistisches Infoblatt 92 / 3.2011. 15. September 2011, abgerufen am 1. April 2020.
    Rechter Terror in Berlin-Neukölln. In: Antifaschistisches Infoblatt 119 / 2.2018. 29. August 2018, abgerufen am 1. April 2020.
    Freispruch für Oliver Werner. (pdf; 176 kB) In: Rundbrief des apabiz e. V. Nr. 8. Januar 2003, S. 2, abgerufen am 1. April 2020: „Berlin Der Neonazi Oliver Werner musste im Herbst vor Gericht, weil er am 20. November 2000 im Stadtteil Wilmersdorf mit einem Schlagstock eine Person angegriffen haben soll, die gerade NPD-Aufkleber entfernte. Das Verfahren gegen den stadtbekannten Neonazi endete mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen, da das Opfer bei einer ersten Gegen-überstellung Werner nicht sofort identifizieren konnte und Werners Mutter bescheinigte, dass er zur Tatzeit bei ihr war. Werner war Mitglied der inzwischen verbotenen Nationalistischen Front und in der Anti-Antifa aktiv. 1994 schoss er vom Dach des Nazirockers Arnulf Priem mit einer Zwille auf einen Journalisten. Wenige Monate später fand die Polizei in seinem Rucksack Bombenbauanleitungen. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung wurden vier fast fertige Rohrbomben, Schaltungen zum Bau von Zündern und Schwarzpulver sichergestellt. Zur Zeit sitzt Werner wegen anderer Delikte in Untersuchungshaft.“
  7. Bereitet Neonaziführer Oliver Schweigert Internet-Aktivitäten vor? In: apabiz.de. 17. August 2000, abgerufen am 1. April 2020.
  8. Oliver Schweigert: Stellungnahme zum Gedenkmarsch in Magdeburg am 15.01.2005: Lügen haben kurze Beine! „Autonomer Nationalist“ zeig mir mal deine. (pdf; 95 kB) Nationales und soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland Aktionsbüro Berlin, 17. Januar 2005, abgerufen am 1. April 2020.
  9. Oliver Schweigert: Kritik an den Vorkommnissen auf den Berliner Demonstrationen am 20.11.2004 und 04.12.2004. (pdf; 100 kB) Nationales und soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland Aktionsbüro Berlin, 6. Dezember 2004, abgerufen am 1. April 2020.
    Kameradschaft Tor. In: Antifa-Recherche Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Fight Back. Nr. 3, 2006, S. 13.
  10. Nicole Meßmer, Marie Preuß: Frauen in der NPD: Jung, weiblich, rechtsextrem. In: tagesspiegel.de. 11. August 2008, abgerufen am 13. Oktober 2021: „Mein Ex-Mann hatte die Idee, am 20. April zu heiraten – das ist natürlich eine Provokation gewesen.“
  11. Bereitet Neonaziführer Oliver Schweigert Internet-Aktivitäten vor? In: apabiz.de. 17. August 2000, abgerufen am 31. März 2020.
  12. Hähnel (geb. Palau), Stella. In: Belltower.News. 3. April 2008, abgerufen am 1. April 2020.