Olympische Sommerspiele 1900/Wasserball

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Wasserball bei den
Olympischen Spielen 1900
Information
Austragungsort FrankreichFrankreich Asnières-sur-Seine
Wettkampfstätte Seine
Mannschaften 7
Nationen 4
Athleten 53 (53 Marssymbol (männlich))
Datum 11.–12. August 1900
Entscheidungen 1
Athen 1896

Die in der französischen Hauptstadt Paris im Rahmen der Weltausstellung (Exposition Universelle et Internationale de Paris) ausgetragenen Internationalen Wettbewerbe für Leibesübungen und Sport (Concours Internationaux d’Exercices Physiques et de Sports) beinhalteten auch einen Wettbewerb im Wasserball, der Bestandteil der Olympischen Sommerspiele 1900 (Spiele der II. Olympiade) war.

Wasserball war in jener Zeit ein noch in der Entwicklung begriffener Sport, der bei den meisten Schwimmvereinen und -verbänden, mit Ausnahme des britischen Verbandes, noch keine Anerkennung als eigenständige Sportart besaß. So war es nicht verwunderlich, wenn die Mannschaften hauptsächlich aus Schwimmern bestanden, die das Wasserballspiel nur nebenbei betrieben. Das vom IOC anerkannte olympische Wasserballturnier wurde deshalb seinerzeit auch nur als eine weitere Disziplin der Schwimmwettbewerbe angesehen.

Wasserball in Paris 1900

Sämtliche Mannschaftswettbewerbe der Weltausstellung waren nicht als Nationenwertung gedacht, sondern für Vereins- oder Verbandsmannschaften ausgeschrieben, die in der Regel bei internationalen Wettbewerben das jeweilige Land vertraten, in dem der Verein oder Verband ansässig war. Es wurde dabei nicht als hinderlich angesehen, wenn in einem Verein auch Athleten anderer Nationalitäten vertreten waren. Auch das Auswechseln der Spieler war keinen klaren Regeln unterworfen, so dass die Anzahl der teilnehmenden Spieler bei den verschiedenen Teams bis heute unter Sporthistorikern umstritten ist. Das IOC hat offiziell jeder Mannschaft 7 Spieler mit Namen zugeordnet, tatsächlich waren jedoch 58 Spieler beteiligt oder zumindest gemeldet.

Entgegen den übrigen Mannschaftswettbewerben, bei denen die einzelnen Spiele als gleichwertig angesehen wurden, handelte es sich im Wasserball um ein Turnier. Es beteiligten sich 7 Teams. Sämtliche Spiele wurden an zwei Tagen, dem 11. und 12. August, im offenen Wasser in einem Flutbecken der Seine bei Asnières-sur-Seine ausgetragen.

Bilanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Land Silber Bronze Dritter Gesamt
1 Gemischte Mannschaft Gemischte Mannschaft 1 1
2 Belgien Belgien 1 1
3 Dritte Französische Republik Frankreich 2 2
Gesamt 1 1 2 4

Medaillengewinner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Land Athleten
1 Gemischte Mannschaft Gemischte Mannschaft Osborne Swimming Club Manchester
Thomas Coe, John Derbyshire, Peter Kemp, William Lister, Arthur Robertson, Eric Robinson, George Wilkinson, Victor Lindberg
2 Belgien BEL Club de Natation de Bruxelles
Jean de Backer, Victor de Behr, Henri Cohen, Fernand Feyaerts, Oscar Grégoire, Albert Michant, Victor Sonnemans, Georges Romas, Guillaume Séron, A. R. Upton
3 Dritte Französische Republik FRA Libellule de Paris
Thomas W. Burgess (Vereinigtes Konigreich 1801), Jules Clévenot, Alphonse Decuyper, Louis Laufray, Henri Peslier, Pesloy, Paul Vasseur
3 Dritte Französische Republik FRA Pupilles de Neptune de Lille II
Auguste Camelin, Eugène Coulon, Fardelle, Favier, Antoine Fiolet, Pierre Gellé, Leriche, Louis Marc, Louis Martin, Désiré Mérchez, Charles Treffel

Datum: 11.08. und 12.08.

Neben den fünf britischen Spielern, die das IOC nicht auflistet, waren noch vier weitere vom IOC nicht gelistete französische Spieler beteiligt.

19 eingesetzte Spieler (14 Franzosen, drei Deutsche und ein Brite) nahmen auch an den Schwimmwettbewerben teil. Sechs weitere Schwimmer (zwei Franzosen und vier Briten) standen ebenfalls im Aufgebot der Wasserballmannschaften, doch ist ungewiss, ob diese auch wirklich zum Einsatz kamen. Dazu zählt auch John Arthur Jarvis, der er in den Siegerlisten deshalb auch nur mit seinen zwei Siegen im Schwimmen geführt wird. Der Brite Peter Kemp und die beiden Franzosen Louis Martin und Désiré Merchez sind damit die einzigen, die offiziell in beiden Wettbewerben Medaillengewinner werden konnten.

Für den französischen Verein Pupilles de Neptune de Lille nahmen zwei Mannschaften teil, dabei wurden die Spieler Favier, Leriche und Charles Treffel in beiden Teams eingesetzt.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  Viertelfinale Halbfinale Finale
                           
   Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
(Osborne Swimming Club Manchester)
12        
 Dritte Französische Republik Frankreich
(Tritons Lilloise)
0  
 Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
(Osborne Swimming Club Manchester)
10
   Dritte Französische Republik Frankreich
(Pupilles de Neptune de Lille II)
1  
 Dritte Französische Republik Frankreich
(Pupilles de Neptune de Lille II)
3
   Deutsches Reich Deutsches Reich
(Berliner Schwimm Club)
2  
   Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
(Osborne Swimming Club Manchester)
7
   Belgien Belgien
(Club de Natation de Bruxelles)
2
   Belgien Belgien
(Club de Natation de Bruxelles)
2
 Dritte Französische Republik Frankreich
(Pupilles de Neptune de Lille I)
0  
 Belgien Belgien
(Club de Natation de Bruxelles)
5
   Dritte Französische Republik Frankreich
(Libellule de Paris)
1  
 Dritte Französische Republik Frankreich
(Libellule de Paris)
   Freilos  

Niemand hatte in der Frühzeit der Olympischen Spiele an eine Nationenwertung oder einen Medaillenspiegel gedacht. Dies führt in der Regel dazu, dass Mannschaften mit Athleten unterschiedlicher Nationalität vom IOC als Gemischte Mannschaften gewertet werden. Bei der Platzierung der Wasserballmannschaft von Libellule de Paris, in dessen Reihen der Brite Thomas W. Burgess mitwirkte, hat das IOC dies jedoch unterlassen, weil man ihn fälschlicherweise als Franzosen führt. Burgess war ein bekannter Kanalschwimmer und hielt sich deshalb regelmäßig für längere Zeit in Frankreich auf und war Mitglied im besagten Pariser Schwimmclub. Es gibt durchaus Veröffentlichungen mit den historisch korrekten Fakten, entsprechend verändert stellt sich dort auch die Statistik und der Medaillenspiegel dar.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik I. Athen 1896 – Berlin 1936. Sportverlag Berlin, Berlin 1997, ISBN 3-328-00715-6.
  • Karl Lennartz, Walter Teutenberg: II. Olympische Spiele 1900 in Paris. Darstellung und Quellen. AGON Sportverlag, Kassel 1995, ISBN 3-928562-20-7.
  • Bill Mallon: The 1900 Olympic Games. McFarland & Company, Inc., Jefferson, North Carolina 1998, CIP 97-36094.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]