Ordrupgaard Museum

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Hauptgebäude von Ordrupgaard
Detailansicht des Erweiterungsbaus von Zaha Hadid

Das Ordrupgaard Museum (dänisch Ordrupgaardsamlingen) ist ein Kunstmuseum im dänischen Charlottenlund bei Kopenhagen. Es beherbergt die Sammlung des Unternehmers Wilhelm Hansen und seiner Frau Henny mit Werken dänischer und französischer Kunst des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Lage, Geschichte und Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum befindet sich rund 12 Kilometer nördlich von Kopenhagen in der durch zahlreiche Villen geprägten Wohngegend von Charlottenlund. Der Direktor der Hafnia-Versicherungsgesellschaft Wilhelm Hansen und seine Frau Henny ließen sich hier auf einem großen parkartigen Grundstück in den Jahren 1916–1918 nach Plänen des Architekten Gotfred Tvede ein Herrenhaus mit Galeriegebäude, Wintergarten und Stallungen errichten. Das Galeriegebäude mit Oberlichtsaal diente als repräsentativer Ort für die seit 1892 zusammengetragene Kunstsammlung des Paares. Nachdem sie zunächst vor allem Werke dänischer Künstler erworben hatten, konzentrierten sie sich ab 1916 auf den Erwerb von Arbeiten französischer Künstler. Seit dem 14. September 1918 konnte die Öffentlichkeit das Galeriegebäude besuchen. Es gilt daher als erstes Museum für moderne Kunst in Dänemark. 1922 geriet Hansen vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten und war gezwungen 76 bedeutende französische Gemälde zu verkaufen. Dazu gehörten Spitzenwerke von Édouard Manet, Paul Cézanne und Paul Gauguin. Hansen hatte zunächst vergeblich versucht die Gemälde dem dänischen Staat zu verkaufen, bevor die meisten Werke von ausländischen Sammlern und Kunsthändler erworben wurden. Einige der Bilder konnte Museumsdirektor Helge Jacobsen für die Ny Carlsberg Glyptotek ankaufen. Nachdem sich Hansens finanzielle Situation wieder gebessert hatte, kaufte er mit seiner Frau bis 1933 erneut Gemälde und versuchte so, die entstandenen Lücken zu schließen. Hansens ursprüngliche Idee, Haus und Sammlung nach seinem Tod dem dänischen Staat zu stiften, hatte er zwischenzeitlich nicht mehr verfolgt und kein entsprechendes Testament verfasst. Haus und Sammlung erbte seine Witwe Henny Hansen, die das Anwesen mit der Gemäldesammlung dem dänischen Staat vermachte. Zwei Jahre nach ihrem Tod wurde 1953 das Ordrupgaard Museum eröffnet.

2005 entstand ein moderner Erweiterungsbau der irakisch-britischen Star-Architektin Zaha Hadid. Der langgestreckte parallel zum historischen Galeriebau platzierte Anbau beherbergt Räume für Wechselausstellungen, ein Café sowie Flächen für den Empfang und den Museumsshop. Um die umfangreiche Kunstsammlung angemessen zu präsentieren entstand ein weiterer Anbau nach Plänen des norwegischen Architektenteams Snøhetta. Dieser 2021 eröffnete Gebäudeteil umfasst drei unterirdische Ausstellungssäle für die Werke französischer Künstler. Der Anbau verbindet das Untergeschoss des Hadid-Gebäudes mit dem Wintergarten zwischen Herrenhaus und historischen Galerietrakt, sodass hier ein Rundgang möglich ist. Oberirdisch ist von diesem Anbau lediglich eine niedrige Stahldachkonstruktion zu sehen. Auf einem Nachbargrundstück befindet sich das ehemalige Wohnhaus des dänischen Designers Finn Juhl, das seit 2008 ebenso Teil des Museums ist und zahlreiche seiner Entwürfe beherbergt.[1]

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dänische Malerei des 19. Jahrhunderts wird repräsentiert durch Maler wie Christoffer Wilhelm Eckersberg, Christen Købke, Johan Thomas Lundbye, Lauritz Andersen Ring und Vilhelm Hammershøi. Die Sammlung französischer Kunst beginnt mit Ingres, Delacroix und Daumier. Ferner gibt es Werke von Corot, Courbet, Boudin und Daubigny. Besonders zahlreich sind Manet, Degas, Monet, Sisley, Morisot, Pissarro, Renoir und Gauguin mit Gemälden vertreten. Den Abschluss bilden die Künstler Cezanne und Matisse. Im Herrenhaus sind darüber hinaus Möbel und Kunsthandwerk zu sehen, das weitläufige Grundstück dient als Skulpturenpark mit Werken von Künstlern wie Tomás Saraceno, Klara Kristalova, Jeppe Hein, Ólafur Elíasson, Terunobu Fujimori, Carsten Höller, Henry Krokatsis, Randi og Katrine, Simon Starling, Doug and Mike Starn und Eva Sørensen.

Abbildungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum veranstaltet regelmäßig Sonderausstellungen mit dänischen oder internationalen Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts. Hierzu gehörten bisher:

Darüber hinaus schickte das Museum während der Bauphasen im Zuge der Gebäudeerweiterungen größere Sammlungsteile auf Ausstellungstournee. So waren werke der dänischen Malerei 2019 in der Hamburger Kunsthalle zu sehen. Werke der Sammlung französischer Kunst waren zu sehen 2002 im Metropolitan Museum of Art in New York, 2002–2003 im Museum of Fine Arts, Houston, 2003–2004 in der Staatsgalerie Stuttgart, 2017–2018 im Musée Jacquemart-André in Paris, 2018 in der National Gallery of Canada in Ottawa, 2018–2019 im Palazzo Zabarella in Padua, 2019 in der Fondation Pierre Gianadda in Martigny, 2019–2020 in der Hamburger Kunsthalle, 2020 in der Royal Academy of Arts in London.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christofer Conrad, Andreas Henning, Guido Messling: Renoir, Gauguin, Degas ..., Schätze der Sammlung Ordrupgaard, Kopenhagen. Hatje Cantz Verlag 2003, ISBN 3-7757-1382-4
  • Mikael Wivel: Ordrupgaard, Selected works. Ordrupgaard 1993, ISBN 87-88692-09-4
  • Haavard Rostrup: Histoire du Musée d'Ordrupgaard, 1918-1978: D’aprés des documents inédits. Gyldendal 1981, ISBN 87-981162-0-7
  • Thomas Lederballe, Rebecca Rabinow: The Age of Impressionism. European Paintings from Ordrupgaard. Ordrupgaard 2002, ISBN 87-88692-27-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ordrupgaard – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ZEIT Online: Im Chefsessel vorm Kamin, abgerufen am 22. März 2017

Koordinaten: 55° 46′ 1,2″ N, 12° 33′ 47,5″ O