Orgelbau Hardt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Orgelbau Hardt ist ein deutsches Orgelbauunternehmen in Möttau. Der Familienbetrieb steht in der Nachfolge von Daniel Raßmann und wird seit 1906 in vierter Generation geführt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daniel Raßmann begründete im Jahr 1820 ein Unternehmen, das 1860 an seinen Sohn Gustav Raßmann überging. Dessen Geselle August Hardt (1861–1946) erwarb im Jahr 1896 den Betrieb und übernahm die Werkstatt, in der er ab den 1880er Jahren die Verantwortung übernommen hatte. Bis zum Tod von Gustav Raßmann im Jahr 1906 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Raßmann.[1]

In zweiter Generation führte Alfred Hardt (* 1900 in Möttau; † 1960 ebenda), der bei G. F. Steinmeyer & Co. den Orgelbau 1925/26 erlernt hatte, ab 1930 den Betrieb fort. Er konzentrierte sich auf Reparatur- und Wartungsarbeiten im Raum Hessen-Nassau und spezialisierte sich auf den Bau von Spieltischen. Zwischen 1920 und 1940 sind deshalb kaum eigenständige Neubauten nachgewiesen.[2]

In dritter Generation übernahm der Enkel Günter Hardt (1933–2023) im Jahr 1953 die Firma. Unter seiner Leitung entstanden zahlreiche kleine Orgelneubauten im Gebiet des Taunus, des Westerwaldes und dem Raum Frankfurt. Einen zweiten Schwerpunkt bildet die Restaurierung historischer Orgeln. Sein Sohn Uwe Hardt (* 1964) führt die Familientradition fort.[2]

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1898 Buchenau Martinskirche
I/P 8 Neubau von August Hardt (Raßmann); nahezu unverändert erhalten[3]
1961 Salzböden Evangelische Kirche
I/P 11 hinter historischem Rokoko-Prospekt von 1760
1962 Groß-Rechtenbach Evangelische Kirche I/P 8 Neubau von Günter Hardt
1963 Launsbach Evangelische Kirche
I/P 7 1980 nach Launsbach umgesetzt[4]
1963 Grävenwiesbach Evangelische Kirche
II/P 22 Neubau hinter Prospekt von Johann Christian Köhler (1750)[5]
1965 Braunfels Schlosskirche II/P 20 Umdisponierung der bereits 1890 von Hardt erweiterten und um 1950 umgebauten Orgel, die ursprünglich von Johann Friedrich Syer (1766–1768) als Chororgel für Kloster Arnsburg gebaut wurde[6]
1967 Katzenfurt Evangelische Kirche II/P 13 Neubau
1967 Laufdorf Evangelische Kirche II/P 10 hinter dem Prospekt von Johann Andreas Heinemann (1776)
1967 Wißmar Evangelische Kirche II/P 19 [7]
1968 Krofdorf-Gleiberg Katharinenkirche Gleiberg I/P 6 Neubau zwischen zwei Emporen eingebaut[8]
1969 Aßlar Evangelische Kirche II/P 18 Neubau
1970 Biskirchen Evangelische Kirche II/P 14 Neubau
1970 Schwalbach (Schöffengrund) Evangelische Kirche II/P 16 Neubau hinter Prospekt von Guido Knauf (1872)
1970 Lützellinden Evangelische Kirche
II/P 15 Neubau hinter Prospekt der Gebrüder Bernhard (1894); 1999 ein Pedalregister ergänzt[9]
1971 Krofdorf-Gleiberg Margarethenkirche (Krofdorf)
I/P 11 unter Einbeziehung alter Register der Vorgängerorgel der Gebr. Ziese (1854)[10]
1971–1972 Usingen Laurentiuskirche I/P 14 Neubau hinter Prospekt von Johann Nikolaus Schäfer (1718) und unter Einbeziehung von einigen Registern der Vorgängerorgel von Gustav Raßmann (1881)[11]
1978 Oberdreis Evangelische Kirche II/P 14 Neubau nach einer Disposition von Hans Klotz mit Koppelmanual[12]
1980 Hohensolms Evangelische Kirche
II/P 13 Neubau → Orgel
1982 Albshausen Evangelische Kirche
I/P 8 Neubau im historischen Gehäuse von Johann Georg Dreuth (um 1750) unter Verwendung der noch erhaltenen Windlade
1984 Niederwalgern Dorfkirche II/P 13 Neubau
1991 Bersrod Evangelische Kirche I/P 6 Neubau
1998 Löhnberg Evangelische Kirche I/P 10 Neubau unter Verwendung von Teilen der Vorgängerorgel
1998 Burkhards Kirche Burkhards I/P 10 Neubau unter Einbeziehung von Teilen der Orgel von Rassmann (1863), vier Register neu
2000 Niederzeuzheim St. Peter II/P 23 Neubau
2003 Niederhöchstadt St. Nikolaus III/P 23 Neubau mit Unit-System und Transmissionen, elektro-magnetische Trakturen
2005 Hering (Otzberg) Mariä Geburt II/P 12 Neubau mit Wechselschleifen
2006 Lieg St. Goar
I/P 9 Neubau
2021 Eltville am Rhein St. Peter und Paul III/P 60–70 Neubau hinter einem neugotischen Gehäuse unter Einbeziehung von Registern der Vorgängerorgel (1962), viertes Manual zum Ausbau vorbereitet[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,1). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1: A–K. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2.
  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,2). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2: L–Z. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 199.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Orgelbau Hardt: Die Geschichte des Orgelbaus in Möttau, gesehen 3. Januar 2014.
  2. a b Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 199.
  3. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1: A–K. 1975, S. 104.
  4. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2: L–Z. 1975, S. 548.
  5. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1: A–K. 1975, S. 383.
  6. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1: A–K. 1975, S. 95.
  7. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2: L–Z. 1975, S. 897.
  8. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1: A–K. 1975, S. 376.
  9. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 2: L–Z. 1975, S. 602.
  10. Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2, Teil 1: A–K. 1975, S. 526.
  11. Helmut Fritz: Orgelgeschichte der Ev. Laurentiuskirche Usingen (PDF-Datei; 4,5 MB), gesehen 3. Januar 2014.
  12. Hans Klotz: Das Buch von der Orgel. 10. Aufl. Bärenreiter, Kassel 1988, S. 98.
  13. Orgel in Eltville, abgerufen am 28. Juli 2020.