Ortslexikon

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Ein Ortslexikon, Ortsverzeichnis oder Gazetteer ist ein Nachschlagewerk, das die Orte und Gemeinden einer größeren oder kleineren Region auflistet.

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einfachere Listen führen nebst den Namen der Orte und Gemeinden meist die nächsthöhere Verwaltungseinheit oder eine Regionsbezeichnung, einen Code für die Art des Namens (Ort, Gemeinde, Weiler usw.) und die geographischen Koordinaten an. Diese Listen heißen im Titel oft Ortsverzeichnis oder, zunehmend auch auf Deutsch, Gazetteer. Sie kommen in dieser Art auch als Register in Atlanten vor. Wissenschaftliche Ausführungen nennen ebenfalls die Quellen (z. B. amtliche Kartenwerke), denen die Namen entnommen wurden.

Es können auch fast beliebige weitergehende Informationen wie Einwohnerzahlen, Postleitzahlen, nächstgelegener Bahnhof, zuständige Gerichte, Wappen und Flaggen sowie geographische und geschichtliche Notizen über wechselnde Verwaltungseinteilungen oder Staatszugehörigkeiten vorkommen. Derartige Listen nennen sich oft Ortslexikon. Sofern auch wüst gegangene Orte und alte Namensformen aufgeführt werden, wird die Publikation oft Historisches Ortslexikon oder Historisches Ortsverzeichnis genannt.

Des Weiteren enthalten die amtlichen Publikationen zu Volkszählungen die erhobenen statistischen Daten nach Verwaltungseinheiten geordnet. Da die Statistikämter ebenfalls die offizielle Schreibweise benutzen, können Volkszählungspublikationen behelfsweise als Ortsverzeichnisse dienen.

Heutige Ortsverzeichnisse erscheinen oft nicht mehr (oder nicht nur) gedruckt, sondern auf CD-ROM oder im Internet. Die Abfrage ist wesentlich flexibler als bei gedruckten Werken, allerdings bringen selbst die besten Online-Verzeichnisse umfangmäßig noch keineswegs die Menge an Ortsnamen, die (kumulativ) in gedruckten Verzeichnissen zu finden sind.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsverzeichnisse sind bereits aus der Antike bekannt. Das erste Ortsverzeichnis Chinas und damit wohl eines der ersten weltweit datiert aus dem 1. Jahrhundert.

Mit dem Aufkommen von Atlanten im 16. Jahrhundert nahm auch die Produktion von Ortsverzeichnissen stark zu. Noch heute ist eines von vielen Kriterien für einen guten Atlas das Vorhandensein eines vollständigen Verzeichnisses aller im Atlas vorkommenden Namen.

Aufbau und Anforderungen an ein Ortsverzeichnis (Gazetteer) wurden im Jahr 2003 von der ISO in der Norm ISO 19112 festgelegt.

Wichtige Werke nach Gebieten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige bekannte und heute noch verwendete nationale Ortslexika sind:

Bayern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niedersachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleswig-Holstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich-Ungarn, Republik Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtliche Ortsverzeichnisse:

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markus Lutz (Hrsg.): Vollständige Beschreibung des Schweizerlandes, oder, Geographisch-statistisches Hand-Lexikon über alle in gesammter Eidsgenossenschaft befindlichen Kantone, Bezirke, Kreise, Aemter … 2. Ausgabe. Aarau 1827–1835.
  • Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. 6 Bände. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg (peter-hug.ch – 1902–1910).
  • Claudia und Robert Schnieper (Red.): Neues schweizerisches Ortslexikon. 23. Auflage. München 1983, ISBN 3-7658-0403-7.
  • Martin Schuler et al.: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden 1850–2000: Eidgenössische Volkszählung 2000. Neuchâtel 2002, ISBN 3-303-01154-0 (Statistik der Schweiz. Fachbereich 1, Bevölkerung).

Weltweit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emil Meynen: Gazetteers and glossaries of geographical names of the member-countries of the United Nations and the agencies in relationship with the United Nations: bibliography 1946–1976 = Nomenclatures toponymiques et glossaires des noms géographiques des membres des Nations Unies et des organisations affiliées: bibliographie 1946–1976. Wiesbaden 1984, ISBN 3-515-04036-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Susanne Baudisch, Michael Schmidt, André Thieme: Das Historische Ortsverzeichnis von Sachsen. auf www.hov.isgv.de.
  2. OBVSG: bibliografischer Nachweis.
  3. OBVSG: bibliografischer Nachweis.
  4. OBVSG: bibliografischer Nachweis.
  5. OBVSG: bibliografischer Nachweis.
  6. Jesper Zedlitz, Norbert Luttenberger: A Survey on Modelling Historical Administrative Information on the Semantic Web. In: International Journal On Advances in Internet Technology, 2014, 7. Jg., Nr. 3 und 4, S. 218–231.