Ostkunde

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Ostkunde war ein in den 1950er und 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland verbreitetes Unterrichtsprinzip, das von Vertriebenen aus Mittel- und Osteuropa und ihren Verbänden gefordert und von staatlicher Seite aufgegriffen wurde. Der Ostkundeunterricht war kein eigenständiges Unterrichtsfach, sondern konnte als Prinzip Teil verschiedener Fächer sein. Es gibt personelle und institutionelle Kontinuitäten zur Ostforschung.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Ostkunde wurde von seinen Vertretern offengehalten und nicht genau definiert. Festgehalten werden kann, dass die Ostkunde eine Lehre vom „deutschen Osten“ bzw. von Ostmitteleuropa sein sollte, die die westdeutschen Schüler unter anderem über die Geschichte der als kulturtragend beschriebenen deutschen Zivilisation im Osten unterrichten und eine Auseinandersetzung mit dem Kommunismus fördern sollte. Als „Ostkundler“ engagierten sich in erster Linie Lehrer (vor allem in Volksschulen, aber auch an Gymnasien), die häufig aus den ostdeutschen Gebieten stammten. Häufig waren sie Mitglieder in landsmannschaftlich organisierten Lehrerverbänden oder verfassten Aufsätze für ostkundliche Zeitschriften (Deutsche Ostkunde oder Sudetendeutscher Erzieherbrief). Die im Ostkundeunterricht verbreitete Darstellung des historischen Ostdeutschlands und der Vertreibung sollten der deutschen Nachkriegsgesellschaft kein objektives Bild ihrer Vergangenheit im östlichen Europa liefern, sondern dienten dazu, Geschichtspolitik zu betreiben. Die Geschichtsbilder waren mit politischen Zielen wie der Rückkehr der Deutschen in die „alte Heimat“ im Osten und einer Revision der deutschen Ostgrenze verbunden.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Protzner, Wolfgang: Umstrittene „Ostkunde“, Kulmbach 1973.
  • Protzner, Wolfgang: „,Ostkunde‘ – Geschichte eines politisch umstrittenen Unterrichtsanliegens“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 46 (1974), S. 3–15.
  • Weichers, Britta: Der deutsche Osten in der Schule. Institutionalisierung und Konzeption der Ostkunde in der Bundesrepublik in den 1950er und 1960er Jahren (Die Deutschen und das östliche Europa, 10), Frankfurt a. M. 2013.
  • Weichers, Britta: „Ostkundeunterricht“, in: Stephan Scholz/Maren Röger/Bill Niven (Hg.): Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Ein Handbuch der Medien und Praktiken, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2015, S. 317–328.

Fernsehbeiträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weichers 2013, 54–62.
  2. Weichers 2015.