Otto Tetjus Tügel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Otto Tetjus Tügel (* 18. November 1892 in Hamburg als Otto Eduard Martin Tügel[1]; † 23. Oktober 1973 in Bremervörde)[2] war ein deutscher Schriftsteller, Maler, Musiker und Kabarettist. Er selbst bezeichnete sich als Malerpoeten. Seine Brüder waren der Schriftsteller Ludwig Tügel, der evangelische Theologe und Hamburger Landesbischof Franz Tügel, sowie der Schauspieler, Hörspielsprecher und Regisseur Hans Tügel.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab von Tetjus Tügel

Tetjus Tügel wurde am 18. November 1892 als Sohn des Kaufmanns August Christian Wilhelm Ludwig Tügel und seiner Ehefrau Emilie Anna geb. Gipp im Hamburger Stadtteil Hamm in der Borgfelder Str. 63 geboren.[1] In Hamburg studierte er um 1908 einige Semester lang an der Kunstgewerbeschule. Ab 1909 lebte er als freischaffender Künstler in Worpswede, bis er 1914 nach Hamburg zurückkehrte. In den Jahren 1916 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach Kriegsende zog er wieder nach Worpswede, war aber Gründungsmitglied der 1919 gegründeten Hamburgischen Sezession. Zudem war er Mitglied der Hamburgischen Künstlerschaft.

In den 1920er Jahren beteiligte sich Tügel regelmäßig an den Vorbereitungen und Aufführungen der legendär gewordenen Hamburger Künstlerfeste. Als die Hamburgische Sezession gegen Ende der 1920er Jahre unter dem Titel Zinnober ihre eigenen Künstlerfeste organisierte, war Tügel auch hier bei der Planung aktiv. Sein großformatiges Ölgemälde Die Kommission des Hamburger Künstlerfestes von 1922 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt unter anderen die Malerkollegen Willi Davidson, Emil Maetzel, Otto Fischer-Trachau, die Bildhauer Friedrich Adler, Paul Hamann und Richard Luksch sowie sich selbst. Das Gemälde ist in einer Variation von Brauntönen in Anlehnung an alte Meister realisiert und typisch für den Stil Tügels.

In den 1930er Jahren zog er sich eine Zeit lang in seine „Einsiedelei Marcus-Hütte“ in Worpswede zurück. 1937 wurden in der NS-Aktion „Entartete Kunst“ aus der Hamburger Kunsthalle und dem Stadtmuseum Altona fünf seiner Bilder beschlagnahmt, drei davon danach vernichtet.[3] 1939 arbeitete er in Bederkesa als Zeichenlehrer an einem Gymnasium. 1951 zog er auf den Quickhof in Oese.

Ab 1918 war Tügel mit Vera Dehmel (1890–1979) verheiratet, einer Tochter des Dichters Richard Dehmel. Insgesamt war Tügel siebenmal verheiratet und hatte neun Kinder.[4] Er verstarb im Krankenhaus Bremervörde.[2] Anschließend wurde er auf dem Friedhof in Oese beigesetzt.[5]

1937 als „entartet“ beschlagnahmte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eva (Öl auf Pappe, 84 × 63 cm; 1938 in Düsseldorf auf der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ vorgeführt)
  • Jungfrau und Jüngling (Aquarell; 1938 in Düsseldorf auf der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ vorgeführt)
  • Moorfahrt (Tafelbild; zerstört)
  • Pamphlet auf die Mission Englands (Zeichnung; zerstört)
  • Frau (Zeichnung; zerstört)

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Malerei der Hamburgischen Sezession aus der Sammlung Hermann-Josef-Bunte“. Haus am Waldsee, Berlin 2001
  • „Otto Tetjus Tügel (1892–1973) als Maler“. Haspa-Galerie, Hamburg 2003
  • „Otto „Tetjus“ Tügel – Grenzgänger in Leben und Kunst“. Bachmann Museum, Bremervörde 2011
  • „Tetjus Tügel – Maler & Poet: Auf der Suche nach dem Sein des Lebens“. Lilienthaler Kunststiftung, Lilienthal 2018–2019

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mien un Dien. Speel met dree Optög. Hamburg 1921.
  • Erdensingsang. Neue Gedichte. 1923.
  • Lamm im Wolfspelz. Toth, Hamburg 1941.
  • Ödlandfrauen. Novellen. 1947.
  • Der Teufel der schönen Frauen. Toth, Hamburg 1949.
  • Das Vagabündel. Gedichte. 1952.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Quistorf, Johannes Saß: Niederdeutsches Autorenbuch. Hamburg 1959, S. 193.
  • Roland Jaeger, Cornelius Steckner: Zinnober – Kunstszene Hamburg 1919–1933. Hamburg 1983, ISBN 3-924225-00-1.
  • Helmut Stelljes: Otto Tetjus Tügel, Malerpoet (1892–1973). Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1985.
  • Bernd Küster: Otto Tetjus Tügel – 1892–1973. Hrsg.: Bremervörder Kultur- und Heimatkreis zu den Ausstellungen in Stade, Zeven und Worpswede. Worpsweder Verlag, Lilienthal 1992, ISBN 3-922516-92-0 (168 S.).
  • Otto Tetjus Tügel – „Es drängt mich zum Wort“: Texte und Bilder. Hrsg. Helmut Stelljes., Schünemann, Bremen 1992, ISBN 978-3-79611814-2.
  • Otto Tetjus Tügel (1892–1973) als Maler. Ausstellungskatalog. Hamburg 2003.
  • Tetjus Tügel. In: Hans-Joachim Manske und Birgit Neumann-Dietzsch (Hrsg.): „Entartet“ – beschlagnahmt. Bremer Künstler im Nationalsozialismus. Anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie Bremen vom 6. September bis 15. November 2009. Städtische Galerie Bremen, Bremen 2009, ISBN 978-3-938795-10-1, S. 136–139.
  • Silvia Tetzke: Schätze aus der Morgensterner-Bibliothek. Vorstellung des Buches „Otto Tetjus Tügel – 1892–1973“ von Bernd Küster. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 790. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Oktober 2015, S. 3 (Digitalisat [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 2. August 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Siehe: Geburtsregistereintrag Standesamt Hamburg 22 Nr. 1963/1892 [verfügbar über ancestry.de].
  2. a b Elke Grapenthin, Paul Ernst Wilke: Künstler und Künstlerinnen in Bremerhaven und Umgebung, 1827–1990. Hauschild Verlag, Bremen 1991, ISBN 3-926598-40-9, S. 203 (559 S., Digitalisat in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. August 2020]).
  3. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  4. Tügel/Schriftsteller. Das ist mein Blut. In: Rudolf Augstein (Hrsg.): Der Spiegel. Nr. 34/1951. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, 22. August 1951, ISSN 0038-7452, S. 30–31 (Digitalisat [abgerufen am 2. August 2020]).
  5. Grabsteine – Friedhof Oese (Basdahl, Rotenburg/Wümme). In: grabsteine.genealogy.net. 2008, abgerufen am 2. August 2020.