Nieder-Florstadt

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Nieder-Florstadt
Stadt Florstadt
Koordinaten: 50° 19′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 50° 19′ 18″ N, 8° 51′ 27″ O
Höhe: 122 m ü. NHN
Fläche: 10,47 km²[1]
Einwohner: 3672 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 351 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1970
Postleitzahl: 61197
Vorwahl: 06035

Nieder-Florstadt ist der größte Stadtteil von Florstadt im hessischen Wetteraukreis.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Stadtteil führen die Bundesstraße 275 und die Landesstraße 3189. Die Nidda fließt durch den Stadtteil.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Loewsches Schloss

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besiedelt wurde der Ort wahrscheinlich schon zum Ende des 1. Jahrhunderts als der Limes gebaut wurde. Im 9. Jahrhundert (817 n. Chr.) wird Florstadt im Lorscher Codex genannt. 1365 wurde der Ort befestigt. Nieder-Florstadt erhielt die Stadtrechte. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde am östlichen Ortsrand das Löwsche Schloss erbaut.

Bis 1806 gehörte der Ort zur Ganerbschaft Staden, an der die Reichsburg Friedberg (1357), die Grafen zu Isenburg-Büdingen (1257) und die Freiherr Löw von und zu Steinfurth (3257) Anteile hatten. 1806 kam Nieder-Florstadt im Zuge der Mediatisierung an das Großherzogtum Hessen.[1] Die Niedere Gerichtsbarkeit blieb den Standesherren erhalten und wurde ab 1820 durch das Patrimonialgericht Steinfurth ausgeübt. 1822 wurden die Patrimonialgerichte der Familie aufgelöst. Deren Verwaltungsfunktionen übernahm der staatliche Landratsbezirk Butzbach, die Rechtsprechung übernahm das neu eingerichtete Landgericht der Freiherren von Löw mit Sitz in Friedberg.[3] Dieses bestand aber keine drei Jahre, bevor die Löw zu Steinfurth es in das Landgericht Friedberg eingliedern ließen.[4] Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[5] So ersetzte das Amtsgericht Friedberg das Landgericht Friedberg.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten am 1. Juli 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Nieder-Florstadt und Ober-Florstadt freiwillig zur neuen Gemeinde „Florstadt“.[6] Für beiden ehemaligen Gemeinden wurde ein gemeinsamer Ortsbezirk errichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Nieder-Florstadt angehört(e):[1][8][9]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nieder-Florstadt 3693 Einwohner. Darunter waren 159 (4,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 591 Einwohner unter 18 Jahren, 1476 zwischen 18 und 49, 813 zwischen 50 und 64 und 813 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 1509 Haushalten. Davon waren 423 Singlehaushalte, 468 Paare ohne Kinder und 465 Paare mit Kindern, sowie 126 Alleinerziehende und 27 Wohngemeinschaften. In 333 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 966 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Einwohnerentwicklung
Nieder-Florstadt: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
1.041
1840
  
1.139
1846
  
1.276
1852
  
1.297
1858
  
1.247
1864
  
1.266
1871
  
1.319
1875
  
1.354
1885
  
1.378
1895
  
1.423
1905
  
1.677
1910
  
1.792
1925
  
1.828
1939
  
1.987
1946
  
2.698
1950
  
2.936
1956
  
2.879
1961
  
3.014
1967
  
3.248
1970
  
3.353
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
3.693
2015
  
3.659
2022
  
3.672
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Florstadt[12]; Zensus 2011[11]; 2022[2]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: 2355 evangelische (= 78,14 %), 593 katholische (= 19,63 %) Einwohner[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Nieder-Florstadt und Ober-Florstadt besteht ein gemeinsamer Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung.[7]
Zu den Einzelheiten siehe: Politik Florstadt.

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Nieder-Florstadt

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nieder-Florstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. ab 1820: Patrimonialgericht Ober- und Nieder-Florstadt. Ab 1822: Landgericht der Freiherren v. Löw in Friedberg.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Friedberg) und Verwaltung.
  5. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 1. Juli 1970 als Ortsteil zur Gemeinde Florstadt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Nieder-Florstadt, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Die Vereinigung der beiden bisherigen Löwischen Patrimonialgerichte in ein Landgericht betr. vom 13. November 1822. In: Großherzogliches Ministerium des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1822 Nr. 36, S. 520 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 36,6 MB]).
  4. Die Übertragung der die Justiz-Verwaltung betreffenden Gerechtsame der Freiherrlichen Familie von Löw von und zu Steinfurt an den Staat betreffend vom 22. September 1825. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 38 vom 29. September 1825, S. 401.
  5. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  6. Zusammenschluß der Gemeinden Nieder-Florstadt und Ober-Florstadt im Landkreis Friedberg zur neuen Gemeinde „Florstadt“ vom 11. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 26, S. 1300, Punkt 1225 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,6 MB]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 82 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Florstadt, abgerufen im April 2024.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 104, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  12. Einwohner Statistik. (Memento vom 11. August 2016 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Florstadt, abgerufen im August 2016.