Paul Zimmermann (SS-Mitglied)

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Zimmermann in alliierter Internierung

Paul Zimmermann (* 2. Juli 1895 in Münster; † 21. Mai 1980 ebenda) war ein deutscher Nationalsozialist und SS-Führer, zuletzt im Rang eines SS-Brigadeführers und Generalmajors der Polizei. Im Zweiten Weltkrieg war er unter anderem SS- und Polizeiführer in der besetzten Ukraine und in Italien.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zimmermann war der Sohn eines Landesoberbaurats.[1] Nach dem Schulbesuch in Hannover studierte Zimmermann Bauwissenschaft und Geopolitik und schloss das Studium als Diplom-Ingenieur ab. Anschließend war er bei der Reichsbahn sowie mit dem Brückenbau befassten Unternehmen tätig.[2]

1931 trat Zimmermann der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 940.783) bei. 1932 war er „Gauarbeiter“ des Arbeitsdienstes der Partei für den Gau Westfalen-Nord. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 wurde Zimmermann dann zum Arbeitsgauführer des neugeschaffenen staatlichen Arbeitsdienstes (Reichsarbeitsdienst) für den Bezirk Westfalen-Nord ernannt und bekleidete diese Funktion bis Juni 1936. Zum 1. August 1933 trat Zimmermann der SS bei (SS-Nr. 276.856) und wurde am 20. April 1938 zum SS-Oberführer und schließlich am 1. August 1940 zum SS-Brigadeführer ernannt.[3]

1933 wurde er kurzzeitig Mitglied im Provinziallandtag der Provinz Westfalen. Bei der Reichstagswahl im Deutschen Reich 1936 kandidierte Zimmermann als Dipl.-Ing. und Oberstarbeitsführer erfolglos für ein Mandat der NSDAP. 1936 wurde er Leiter der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt in Plön. Im selben Jahr amtierte er einige Monate lang als Stabsführer des SS-Oberabschnitts Elbe und wechselte 1937 als Leiter der Reichsstelle für Metalle in das Reichswirtschaftsministerium.[4] Nunmehr auf Vorschlag von Heinrich Ruelberg Reichsbeauftragter für Metalle gehörte er ab Oktober 1938 dem Kuratorium des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Metallforschung an.[3]

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Zimmermann 1941 zum Kriegsverwaltungschef im Wirtschaftsstab Ost ernannt.[1] Zunächst leitete er die Chefgruppe Wirtschaft der Wiln Nord und ab 1942 die Gruppe III Wi a (Baltikum) innerhalb der Chefgruppe Wirtschaftspolitische Kooperation im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMO).[2] Laut dem Historiker Christian Gerlach war er „ein Spezialist Himmlers für wichtige Wirtschaftsaufträge“ der Schutzstaffel im Rahmen der beabsichtigten wirtschaftlichen Ausbeutung der deutsch besetzten sowjetischen Gebiete.[5] Zudem war er 1942/43 Verbindungsoffizier vom RMO zum OKH. Auch wurde er mit dem Aufbau einer Zivilverwaltung in Aserbaidschan betraut, wo das kriegswichtige Erdöl gefördert werden sollte.[2]

Im Januar 1943 wurde er zum Generalmajor der Polizei ernannt.[3] Ab Mitte Februar 1943 war er zur Einarbeitung beim Höheren SS- und Polizeiführer Russland-Mitte in Mogilew abkommandiert.[3] Von Mai bis Oktober 1943 hatte er die Position des SS- und Polizeiführers (SSPF) in Nikolajew inne. Danach war er in Italien beim Höheren SSPF unter anderem zur Streikbekämpfung eingesetzt und kam dort mit dem Generalbevollmächtigten Rudolf Rahn zusammen.[6] Zuletzt war er beim OKW im Wehrmachtskraftfahrwesen eingesetzt.[2]

Bei Kriegsende geriet Zimmermann in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Rahmen der Nürnberger Prozesse wurde er als Zeuge verhört. In der Nachkriegszeit soll er in der Industrie tätig gewesen sein.[1] 1952 ist er als Mitglied im Naumann-Kreis nachweisbar, der die FDP unterwandern wollte. In diesem Zusammenhang kam er Mitte Januar 1953 kurzzeitig in Haft.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Klee: Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-039309-0
  • Alfred Bruns (Hrsg.), Josef Häming (Zusammenstellung): Die Abgeordneten des Westfalenparlaments 1826–1978 (= Westfälische Quellen- und Archivverzeichnisse, Band 2). Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 1978, S. 670.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 696
  2. a b c d Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944. Hamburger Edition, Hamburg 1999, S. 443, FN 727
  3. a b c d Rüdiger Hachtmann: Wissenschaftsmanagement im Dritten Reich. Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Bd. 2. Göttingen 2007, S. 231
  4. Rüdiger Hachtmann: Eine Erfolgsgeschichte? Schlaglichter auf die Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im „Dritten Reich“, in: Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Ergebnisse Bd. 19, Berlin 2004, S. 10.
  5. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944. Hamburger Edition, Hamburg 1999, S. 58
  6. Martin Seckendorf, Ein neues Dokument zur deutschen Okkupationspolitik in Italien, in: Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Faschismus- und Weltkriegsforschung, 2005 http://www.berliner-gesellschaft.org/2_1.html
  7. Heiko Buschke: Deutsche Presse, Rechtsextremismus und nationalsozialistische Vergangenheit in der Ära Adenauer. Campus, Frankfurt 2003, ISBN 3-593-37344-0, S. 242