Peter Norman

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Peter Norman
Medaillenspiegel

Sprinter

Australien Australien
Olympische Sommerspiele
Silber 1968 Mexiko-Stadt 200 m

Peter George Norman (* 15. Juni 1942 in Melbourne; † 3. Oktober 2006 ebenda) war ein australischer Leichtathlet. Der größte Erfolg des Sprinters war der Gewinn der Silbermedaille im 200-Meter-Lauf bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt. Seine damalige Zeit von 20,06 Sekunden ist immer noch australischer Landesrekord über diese Distanz.[1]

Berühmt wurde er durch seine Solidarität mit den 1968 gegen Rassismus protestierenden Sportlern Tommie Smith und John Carlos.

Olympische Spiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bilder von der Siegerehrung erregten international großes Aufsehen. Beim Abspielen der Nationalhymne reckten die beiden US-amerikanischen Sprinter Tommie Smith, der Goldmedaillen-Gewinner, und John Carlos die Faust zum Gruß der Black-Power-Bewegung nach oben. Norman trug während der Zeremonie als Zeichen der Solidarität eine Plakette der Menschenrechtsbewegung Olympic Project for Human Rights (OPHR) an seinem Trainingsanzug. Norman war auch derjenige, der vorschlug, Smith und Carlos sollten für den Gruß ihre schwarzen Handschuhe teilen, nachdem Carlos sein Paar vergessen hatte.[2]

John Carlos erinnerte sich später, dass er und Tommie Smith Peter Norman zuvor befragt hatten, ob er an die Menschenrechte und an Gott glaube, was er bejaht habe. Auf die Frage hin, was er über ihren Protest denke, habe er gesagt, er werde zu ihnen stehen (eng. „I’ll stand with you“) und Carlos meint, anstelle der von ihm erwarteten Angst in den Augen Normans nur Liebe gesehen zu haben.[3]

Sportliche Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1970 konnte er seine auch international recht erfolgreiche Karriere fortsetzen, was sich in Siegen bei den Pacific Conference Games im Jahre 1969 über 200 m in 21,0 s und mit der Staffel im 4 × 100 m Sprint zeigte. Bei den British Commonwealth Games 1970 in Edinburgh erreichte er im Sprintfinale über 200 m in 20,86 s einen achtbaren 5. Platz. Ab der Saison 1971 ließ seine Leistungsfähigkeit auch verletzungsbedingt nach. So konnte sich Norman 1972 für die Olympischen Spiele in München als Dritter der australischen Meisterschaft über die 200 m in 21,6 s (bei starkem Gegenwind[4]) nicht qualifizieren[5], er verfehlte dabei die Olympianorm von 20,9 s.[6] Zuvor hatte Norman die Olympianorm mehrmals erfüllt, es wurden jedoch die Ergebnisse bei den australischen Meisterschaften als einziges Kriterium festgelegt.[4] Nach Aussage Normans durfte er aus politischen Gründen nicht teilnehmen.[7] Australien nominierte für die olympischen Spiele in München keine Sprinter.[8]

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney war dem Australischen Olympischen Komitee (AOC) "aus finanziellen Gründen" die Übernahme der Kosten seiner Teilnahme als Besucher nicht möglich. Dennoch konnte er als Besucher auf Einladung von amerikanischen Athleten teilnehmen. Im Jahre 2012 kam es zu einer parlamentarischen Entschuldigung gegenüber Norman in Bezug auf das vorgebliche Fehlverhalten des AOC im Zusammenhang mit seiner Nichtnominierung im Jahre 1972 und der Nichtübernahme der Kosten seines Besuches bei den Spielen in Sydney 2000.[9] Das AOC widersprach diesen Darstellungen und legte "dezidierte" Nachweise der tatsächlichen Abläufe und seiner Norman betreffenden Entscheidungen zu den Spielen 1968 und 2000 vor.[10]

Bis zuletzt hatte er ein freundschaftliches Verhältnis zu den beiden US-Amerikanern. Nachdem er am 3. Oktober 2006 im Alter von 64 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben war, gehörten Smith und Carlos zu seinen Sargträgern.[11][12] Auf dem Campus der San José State University wurde eine Siegertreppe aus Bronze mit Smith und Carlos auf den Stufen in Lebensgröße aufgestellt. Der Platz von Norman blieb frei. Carlos erklärte in einem Interview, dass die Ausführung Normans Wunsch entspricht. Der leere Platz soll Besucher animieren es ihm nachzutun und seinen Protest zu teilen.[13]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2008 wurde auf dem Sydney Film Festival der Film Salute von Matt Norman, dem Neffen von Peter Norman gezeigt.[14] Der Neffe erzählt darin die Geschichte des engagierten Athleten.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter Norman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der unsichtbare Zweite · DRadio Wissen. Abgerufen am 10. August 2016.
  2. Der unsichtbare Zweite · DRadio Wissen. Abgerufen am 10. August 2016.
  3. Artikel auf Griot, abgerufen am 18. Dezember 2015: Salute to a champion
  4. a b Peter Norman. Abgerufen am 24. Oktober 2018 (australisches Englisch).
  5. Australian Athletics Historical Results: Peter Norman. In: Resultate. Athletics Australia, 4. Juni 2016, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 11. Juli 2016.
  6. IOC Releases 1972 Olympic Standards. In: Track and Field News S. 24. Mai 1971.
  7. Alexander Sarovic: Olympia-Ikonen 1968: Der Dritte im Bild. In: Spiegel Online. 19. August 2016 (spiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2018]).
  8. Australia at the 1972 München Summer Games | Olympics at Sports-Reference.com. Abgerufen am 17. Oktober 2018 (englisch).
  9. Entschuldigung für Peter Norman: Australischer Ex-Sprinter wird postum rehabilitiert, Beitrag von Andreas Stummer in der Sendereihe Sport am Sonntag des Deutschlandfunks vom 2. September 2012, gesehen 3. September 2012
  10. Peter Norman not shunned by AOC. In: Australian Olympic Committee News. Australian Olympic Committee, 6. November 2015, abgerufen am 11. Juli 2016.
  11. Artikel auf The Age, abgerufen am 7. Oktober 2011: Salute to a champion
  12. Steve Georgakis: 'I will stand with you': finally, an apology to Peter Norman. Abgerufen am 11. August 2016.
  13. Annette Lennartz: Das australische Parlament entschuldigt sich beim Leichtathleten Peter Norman. SWR2, 11. Oktober 2017, abgerufen am 11. Oktober 2017.
  14. 2008 Program Revealed! 8. Mai 2008, archiviert vom Original am 25. Januar 2009; abgerufen am 11. Oktober 2010.
  15. Martin Krauß: IM GESPRÄCH: REGISSEUR MATT NORMAN: Eine Schande, dass heutige Sportler zu leise sind. FAZ, 29. Mai 2008, abgerufen am 11. Oktober 2017.