Peter Paul Habicht

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Peter Paul Habicht 1938 im Segelflugzeug

Peter Paul Habicht (* 21. August 1911 in Bieber bei Offenbach am Main; † 11. Januar 1944 in Ottleben bei Halberstadt) war ein deutscher Kunst- und Segelflieger und Luftwaffenoffizier.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Habicht kam als Sohn des Schriftgießers und „Veteranen der deutschen Arbeiterbewegung“[1] Peter Habicht sen. und dessen Ehefrau Anna Elisabetha Kimmel in Bieber bei Offenbach am Main zur Welt. Nach seinem Volksschulabschluss 1925 lernte er Feinmechaniker bei der Schriftgießerei D. Stempel AG in Frankfurt am Main. 1932 trat er der Flugsportvereinigung Offenbach bei; 1933 gründete er den von ihm geleiteten DLV-Fliegerstützpunkt Bieber. In beiden Fliegervereinen engagierte er sich als Segelfluglehrer und Jugendleiter. In Erinnerung an ihn nennt die Flugsportvereinigung Offenbach-Reinheim heute ihre Jugendgruppe „Die Habichte“.[2]

Karriere im Nationalsozialistischen Fliegerkorps[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1934/35 arbeitete Habicht bei der von Walter Georgii geleiteten Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug in Darmstadt. Anschließend war er im Rahmen der anfangs verdeckten Luftaufrüstung des „Dritten Reichs“ als zivilangestellter Motorfluglehrer bei den DLV-Fliegerübungsstellen Darmstadt und Lachen-Speyerdorf tätig.[3] Ab April 1939 erfolgte Habichts Einsatz als Gruppenfluglehrer beim Luftwaffen-Fliegerausbildungsregiment 53 in Straubing, Neuhausen bei Königsberg (Preußen) und Jena. Ab 1937 betätigte sich Habicht ehrenamtlich beim NSFK. In der Landesgruppe 16 (Südwest) fungierte er als Segelflugreferent im Gau Saarpfalz und war dort für die Segelflugausbildung der Jugend verantwortlich. Seine NSFK-Karriere wurde gefördert vom Führer der NSFK-Landesgruppe 16, Werner Zahn. Bei südwestdeutschen Flugtagen trat Habicht 1937/38 als Kunstflieger auf;[4] am Deutschlandflug 1938, dem weltgrößten Ereignis dieser Art, nahm Habicht als Pilot in Zahns Stabsstaffel teil, die den 4. Platz erzielte.[5] Im Segelflugzeug unternahm Habicht 1938 und 1939 meteorologische Forschungs- und Langstreckenflüge.[6] Außerdem beteiligte er sich mit den Hochleistungs-Segelflugzeugen Condor II bzw. Mü 13 an den Segelflugwettbewerben auf der Rhön.[7] Seine Flugberichte wurden später von Peter Riedel zitiert.[8] Im Sommer 1939 gründete Habicht die „Leistungssegelflugschule Straubing“, die wegen des Kriegs bald ihren Betrieb einstellen musste. Er war Inhaber des Leistungssegelfliegerabzeichens Nr. 620. Zum 1. Mai 1937 war Habicht der NSDAP beigetreten (Mitgliedsnummer 5.289.061).[9][10]

Staffelkapitän beim Zerstörergeschwader 26[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1940 wurde Habicht in der Luftkriegsschule 4 zum Offizier und in der Zerstörerschule Memmingen zum Flugzeugführer ausgebildet. Von Herbst 1941 bis Herbst 1943 versah er Dienst in der III. Gruppe des Zerstörergeschwaders 26 „Horst Wessel“ am Mittelmeer – zunächst als Flugzeugführer in der 7. Staffel, ab Mai 1942 als Staffelkapitän der 10. Staffel. Diese war mit den Flugzeugtypen Dornier Do 17 und – ab Oktober 1942 – Junkers Ju 88 ausgerüstet.[11] Deren Aufgaben bestanden (1.) in der Sicherung von Schiffsgeleiten der Achsenmächte zwischen Italien und Libyen, (2.) in der Erdkampfunterstützung von Rommels Afrikakorps und (3.) in Bombenangriffen auf alliierte Ziele, vor allem Malta. Am 8. November 1941 stürzte Habicht mit Motorschaden ins Mittelmeer und erlitt einen Schädelbasisbruch. Im Februar 1942 kehrte er zur Truppe zurück. Am 1. April 1942 wurde Habicht zum Hauptmann befördert. Seine Vorgesetzten beurteilten ihn als „einen ausgesprochenen Draufgänger […] mit guter Eigeninitiative.“[3] Mit der handstreichartigen Einnahme eines Feldflugplatzes bei Tobruk am 21. Juni 1942 und mit einer tollkühnen Rettungsaktion zugunsten eines notgewasserten deutschen Piloten am 24. Juni 1942[12] rechtfertigte er dieses Urteil.

Gruppenkommandeur der Ergänzungs-Zerstörer-Gruppe Braunschweig-Broitzem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 1943 wurde Habicht von seinem Posten als Staffelkapitän (zuletzt der 11./ZG 26) abgelöst und als Gruppenkommandeur der Ergänzungs-Zerstörer-Gruppe Braunschweig-Broitzem eingesetzt.[13] Am 11. Januar 1944 starben er und sein Bordfunker Helmut Busch bei dem Versuch, einen Luftangriff der 1. US-Bomberdivision auf die AGO Flugzeugwerke in Oschersleben abzuwehren.[14] Ihre Messerschmitt Me 410 wurde im Luftkampf mit einem US-Begleitjäger der von Major James Howell Howard geführten 354. Fighter Group abgeschossen. Den Luftsieg konnte der 22-jährige US-Pilot Robert Winston Stephens[15] für sich und seine North American P-51 Mustang mit dem Spitznamen „Killer“ verbuchen.[16] Habicht erhielt am 19. Januar 1944 ein Militärbegräbnis auf dem Bieberer Friedhof. In seinem Wehrpass sind 357 Feindflüge und zwei Luftsiege vermerkt.[16] Er hinterließ seine Ehefrau Wilhelmina und zwei Töchter im Alter von 3½ Jahren bzw. vier Wochen. 2011 erinnerte die Tageszeitung Offenbach-Post an seinen 100. Geburtstag.[17]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Offenbach-Post vom 14. April 1976
  2. Unsere Jugendgruppe "Die Habichte". In: fsvor.com. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  3. a b Wolf-Ingo Seidelmann: Vom Arbeitersohn zum Luftwaffenkommandeur: Peter Habicht 1911 – 1944. In: Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien. 29. Mai 2020, abgerufen am 20. Mai 2022 (deutsch).
  4. Artikel Volksflugtag in Singen glänzend gelungen in: Bodensee-Rundschau vom 11. Juli 1938; Veranstaltungsprogramm zur Einweihung der Segelflugzeughalle auf der Hornisgrinde am 18. September 1938.
  5. Artikel Heute kommen die Deutschlandflieger, in: „Der Führer“ vom 31. Mai 1938
  6. Artikel Das Geheimnis der langen Welle der ‚Hardt‘, in: Offenbacher Nachrichten vom 28. März 1939 und Artikel: Im Hang- und Blindflug nach Budweis in: Straubinger Tagblatt v. 28. Juni 1939.
  7. Artikel Ein Offenbacher bei der 19. Rhön in: Offenbacher Zeitung v. 6./7. August 1938.
  8. Peter Riedel: Über sonnige Weiten. Erlebte Rhöngeschichte 1933–1939, Stuttgart 1990 (2), ISBN 3-613-01047-X, S. 224–226, 228.
  9. Bundesarchiv R 9361-II/342817
  10. Wolf-Ingo Seidelmann: Peter Habicht: Traumberuf Flieger In: Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Niederbayern. Kugelberg Verlag, 2022, ISBN 978-3-945893-21-0, S. 170.
  11. Chris Goss, Martin Streetly: Junkers Ju 88. Day and Nightfighters. Development-Equipment-Operations. 1940-1945, Crécy Publishing Manchester 2023, ISBN 978-1-80035-289-6, S. 85–100.
  12. Fliegerblatt. Mitteilungsblatt der Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte e.V. Nr. 1/2012, S. 91, ISSN 1867-903X
  13. Chris Goss, Martin Streetly: Junkers Ju 88. Day and Nightfighters. Development-Equipment-Operations. 1940-1945, Crécy Publishing Manchester 2023, ISBN 978-1-80035-289-6, S. 94.
  14. Namentliche Verlustmeldung Nr. 10 zum 11.1.1944, B 563/ab 100.001 und B 563-1 KAR-TEI/H-1828/406 BArch Berlin.
  15. Baseball in Wartime – Robert W. Stephens. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  16. a b Wolf-Ingo Seidelmann: Peter Habicht: Traumberuf Flieger In: Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Niederbayern. Kugelberg Verlag, 2022, ISBN 978-3-945893-21-0, S. 178–180.
  17. Artikel Vom Krieg verschwendet – Der legendäre Segelflugpionier Peter Habicht wäre in diesem Jahr 100 geworden, in: Offenbach-Post vom 21. September 2011.