Petterdit

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Petterdit
Hellvioletter Petterdit (Bildbreite: 2,5 mm) aus dem Tagebau Callenberg Nord II bei Glauchau, Sachsen
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1999-034[1]

IMA-Symbol

Pte[2]

Chemische Formel
  • PbCr2(CO3)2(OH)4·H2O[3]
  • Pb(Cr,Al)2[(OH)2|CO3]2·H2O[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/E.08-095

5.DB.10
16b.02.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[5]
Raumgruppe Pbnm (Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3[6]
Gitterparameter a = 9,079 Å; b = 16,321 Å; c = 5,786 Å[6]
Formeleinheiten Z = 4[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte ≈ 2[6]
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,947[6]
Spaltbarkeit deutlich nach {100}[6]
Farbe hell- bis dunkelviolett, rosaviolett, hellgrau[6]
Strichfarbe hellviolett[6]
Transparenz durchscheinend[6]
Glanz Perlglanz bis erdig matt[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,704[7]
nβ = 1,802[7]
nγ = 1,842[7]
Doppelbrechung δ = 0,138[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ

Petterdit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Verwandte“ (siehe Klassifikation). Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung PbCr2(CO3)2(OH)4·H2O[3] und stellt damit das Chrom-Analogon des Dundasit (PbAl2(CO3)2(OH)4·H2O) dar.

Petterdit entwickelt nur mikroskopisch kleine, tafelige Kristalle bis etwa 15 μm Größe oder nierige, erdige Mineral-Aggregate und krustige Überzüge von violetter Farbe und hellvioletter Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals gefunden wurde Petterdit 1999 in der „Red Lead Mine“ bei Dundas (Zeehan District) in Tasmanien und beschrieben durch William D. Birch, Uwe Kolitsch, Thomas Witzke, Lutz Nasdala und Ralph S. Bottrill, die das Mineral zu Ehren von William Frederick Petterd (1849–1910), einem Amateursammler und Publizist zahlreicher bedeutender Listen zur Mineralogie von Tasmanien, nach diesem benannte.

Als eigenständiges Mineral anerkannt wurde Petterdit von der International Mineralogical Association (IMA) noch im selben Jahr unter der vorläufigen Bezeichnung IMA 1999-034. Ein Jahr später wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name Petterdit im Fachmagazin The Canadian Mineralogist veröffentlicht.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Petterdit erst 1999 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. V/E.08-95. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Nitrate, Carbonate und Borate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Carbonate, mit fremden Anionen“, wo Petterdit zusammen mit Ankylit-(Ce), Ankylit-(La), Barstowit, Calcioankylit-(Ce), Calcioankylit-(Nd), Dresserit, Dundasit, Gysinit-(Nd), Hydrodresserit, Kamphaugit-(Y), Kochsándorit, Lusernait-(Y), Montroyalit, Niveolanit, Strontiodresserit und Thomasclarkit-(Y) eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Petterdit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigene Klasse), dort aber ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Dresserit, Dundasit, Kochsándorit und Strontiodresserit die „Dresseritgruppe“ mit der System-Nr. 5.DB.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Petterdit wie die veraltete Strunzsche und die Lapis-Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Carbonate – Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Dundasit, Dresserit, Kochsándorit und Strontiodresserit in der unbenannten Gruppe 16b.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate – Hydroxyl oder Halogen mit (A)m(B)n(XO3)pZqx(H2O), mit (m+n) : p = 3 : 2“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Petterdit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3 mit den Gitterparametern a = 9.079 Å; b = 16.321 Å und c = 5.786 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Petterdit bildet sich als seltenes Sekundärmineral durch Umwandlung von Galenit in chromhaltigem, meteoritischen Gewässern oder in der Oxidationszone von Hydrothermaladern in Serpentinit. Begleitminerale sind unter anderem Anglesit, Bindheimit, Cerussit, Galenit, Krokoit und Pyromorphit.[6]

Weltweit konnte Petterdit bisher außer an seiner Typlokalität „Red Lead Mine“ in Tasmanien nur noch im sächsischen Callenberg in Deutschland nachgewiesen werden (Stand: 2022).[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • William D. Birch, Uwe Kolitsch, Thomas Witzke, Ralph S. Bottrill: Petterdite, the Cr-dominant analogue of dundasite, a new mineral species from Dundas, Tasmania, Australia and Callenberg, Saxony, Germany. In: The Canadian Mineralogist. Band 38, Nr. 6, 2000, S. 1467–1476, doi:10.2113/gscanmin.38.6.1467 (rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 26. November 2017]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Petterdite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2022. (PDF; 3,5 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. August 2022; abgerufen am 22. August 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cnmnc.main.jp
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. David Barthelmy: Petterdite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 22. August 2022 (englisch).
  6. a b c d e f g h i j k Petterdite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy [PDF; 70 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
  7. a b c d Petterdite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. August 2022 (englisch).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 22. August 2022 (englisch).
  9. Fundortliste für Petterdit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 22. August 2022.