Pfarrkirche Weinhaus

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Weinhauser Pfarrkirche

Die Pfarrkirche Weinhaus ist eine dem heiligen Josef geweihte römisch-katholische Pfarrkirche im Bezirksteil Weinhaus des 18. Wiener Gemeindebezirks Währing, Gentzgasse 142.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrkirche Weinhaus wurde nach Plänen des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt unter Baumeister Johann Schmalzhofer im neugotischen Stil errichtet. Nach dem ersten Spatenstich am 16. September 1883 wurde die Kirche am 12. Mai 1889 durch den Erzbischof von Wien, Kardinal Cölestin Josef Ganglbauer, konsekriert. Fertiggestellt wurde die Kirche 1893.[1] Die Initiative zum Bau ging von Pfarrer Joseph Deckert (1843–1901) aus, dessen Leistung ab April 1901 namensgebend für den Kirchenvorplatz war, der jedoch als Pfarrer-Deckert-Platz in Anbetracht der vom Geistlichen verfassten antisemitischen Schriften ab 1989 nicht länger bestehen konnte.

Architektur und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht, Blick zum Hochaltar

Die dreischiffige Kirche wird im Norden durch ein fünfeckiges Presbyterium im Mittelschiff abgeschlossen. Im Süden steht in der Achse des Mittelschiffs ein Turm von 65 Meter Höhe, der von zwei Treppentürmchen flankiert wird, welche den Zugang zu Orgelchor und Läutboden erschließen. Über dem Glockengeschoss erheben sich vier mit doppelten Kreuzrosen und Krabben verzierte Wimperge. Der Achteckübergang zum Turmhelm, der in einer steinernen Kreuzrose ausläuft, wird durch vier Fialen gebildet. Später wurde der Turm auf Grund von Bauschäden mit Kupferblech verkleidet.

Das Hauptportal, dessen Tympanon in den Hohlkehlen mit Blätterschmuck geziert ist, wird von einem mächtigen, durch Krabben belegten Giebel gekrönt. Den Übergang von der Hauptfassade zu den Steinmauern bilden zweireihig ornamentierte Fialen. An das Presbyterium sind rechts die Taufkapelle (früher Loreto-Kapelle) und links die Sakristei angebaut. Da dieselben in ihren Ausmaßen über die Baulinie der beiden Seitenschiffe hinausgehen, bildet der Grundriss der Kirche ein Kreuz.[1]

Die Weinhauser Pfarrkirche war ursprünglich mit Säulenheiligen ausgestattet, die im Zuge der verschiedenen Renovierungsarbeiten von den Pfeilern entfernt und der Dombauhütte übergeben wurden. Erhalten blieben nur die Figuren der Apostel Petrus und Paulus links und rechts oberhalb der Kommunionbank (Arbeiten des Südtiroler Holzschnitzers Stuflesser aus Gröden) sowie die Herz-Jesu-Statue und die Statue der Rosenkranzkönigin oberhalb der heutigen Kommunionstufe (Arbeiten des Wiener Bildhauers Josef Weyrich).

Der Hochaltar ist ein Josefsaltar, deswegen ist Josef größer dargestellt als die anderen Figuren. Der reich geschnitzte neugotische Altaraufsatz besitzt neun Nischen. Über dem Tabernakel befindet sich die Expositionsnische. Die meiste Zeit des Jahres steht in dieser Nische ein Kruzifix mit zwei Engeln. Während der Weihnachtszeit wird ein „Prager Kindl“ ausgestellt, von Ostern bis Pfingsten das Lamm auf dem Buch mit den Sieben Siegeln (nach der Geheimen Offenbarung des Johannes). Darüber steht die Statue des heiligen Josef (Bildhauer Josef Weyrich). Der Altar selbst und die übrigen Figuren (Maria, Jesu Großeltern Anna und Joachim, sowie vier Apostel Jakobus, Paulus, Johannes der Täufer, Petrus) stammen vom österreichischen Bildhauer Josef Kepplinger.

Im rechten Kirchenschiff befindet sich der Seitenaltar „Tod Josefs“, ein geschnitzter neugotischer Flügelaltar. Das Mittelstück des Altars zeigt in geöffnetem Zustand das Sterben des hl. Josef, umgeben von Jesus, Maria und zwei Engeln. Die beiden Flügel stellen in vier Bildtafeln die Flucht nach Ägypten, den zwölfjährigen Jesus im Tempel zu Jerusalem inmitten der Gesetzeslehrer, die heilige Familie sowie die Auferstehung Christi dar. Die in der Fastenzeit geschlossenen Flügel zeigen die Fußwaschung, das letzte Abendmahl, das Leiden Christi am Ölberg und die Gefangennahme Jesu.

Im linken Seitenschiff befindet sich der Seitenaltar Vermählung Mariens. Der Mittelteil des Altars stellt die Vermählung von Maria und Josef dar. Die Altarflügel zeigen in geöffnetem Zustand die Geburt Mariens, ihre Aufnahme in die Tempelschule („Mariä Opferung“ oder „Tempelgang Mariens“), die Verkündigungsszene und das Traumgesicht des heiligen Josef (Aufforderung zur Flucht nach Ägypten).

Der Altarraum besitzt fünf große gotische Spitzbogenfenster. Das Mittelfenster, das durch den Hochaltar fast ganz verdeckt ist, zeigt die Dreifaltigkeit, darunter Engel, die dem hl. Josef Krone und Palmzweig reichen. Die beiden mittleren Fenster sind biblischen Szenen gewidmet: Im linken Fenster Geburt und Beschneidung Jesu, im rechten Fenster die Anbetung der Könige und die Darstellung Jesu im Tempel. Die beiden Fenster links und rechts neben der ehemaligen Kommunionbank sind mit einem Blumenmuster auf zart gemasertem Untergrund verziert.

Die Ewig-Licht-Ampel, eine gute Nachahmung der Ampeln in der Hagia Sophia in Istanbul, ist eine Spende der Herzogin von Orléans, geborene Gräfin Czartoryski.[1] Der Kreuzweg stammt von Franz Barwig d. Ä.

Kirchengarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Östlicher Teil des Rosenkranzwegs

Hinter der Pfarrkirche, in einem Garten bergseitig zur Türkenschanze hinauf, stehen fünfzehn vom Bildhauer Rochus Haas geschaffene Bildstöcke (Steinbildsäulen) für den Rosenkranzweg.[2] Er wurde im Jahr 1883 auf dem Abhang zwischen der damals im Bau befindlichen Pfarrkirche und der sogenannten Türkenschanze angelegt.[3] Sie wurden 1892 aufgestellt und bestehen aus jeweils einer Säule, die nach oben verbreitert ist und ein Halbrelief enthält, das die Geheimnisse des freudenreichen, des schmerzhaften und des glorreichen Rosenkranzes darstellt. Die Bildstöcke sind aus Kalkstein hergestellt.

2009 kam es im Pfarrgarten zu einem tödlichen Unfall, als ein Mann von einem Bildstock erschlagen wurde. Der 40-jährige Mann pilgerte als Dank für eine Rettung aus einem festgesteckten Lift zu der Kirche und dürfte dabei den Bildstock umklammert haben, woraufhin der Stein auf ihn kippte.[4]

Gemeindeleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Weinhaus ist ein Teil der mit 1. Januar 2022 gebildeten Pfarre Währing.

Sonntags-Gottesdienste finden in der Kirche jeweils um 10 Uhr und 19 Uhr statt.[5]

In der Pfarre Weinhaus befindet sich eine Le+O-Ausgabestelle der Caritas der Erzdiözese Wien. Sie bietet Unterstützung für armutsgefährdete Personen durch die Ausgabe von Lebensmitteln und kostenlose Beratung.[6]

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Birgit Snizek: Geschichte und Geschichten rund um die Pfarrkirche St. Josef-Weinhaus 1784–2014. Verlag Dr. Snizek e.U., Wien 2014, ISBN 978-3-9502916-3-6.
  • XVIII. Bezirk. (…) Weinhaus. In: Jaro Franz-Ferron (Hrsg.): Neu-Wien. Ein Rückblick auf die Geschichte der am 21. December 1891 zur Commune Wien einverleibten Vororte-Gemeinden. Kühkopf, Korneuburg 1892, S. 276–285. — Volltext online.
  • Pfarrkirche St. Josef in Weinhaus. Wien 18, Gentzgasse 142. In: Peter Haiko, Renata Kassal-Mikula: Friedrich von Schmidt. (1825–1891). Ein gotischer Rationalist. (= Historisches Museum der Stadt Wien, Sonderausstellung, Band 148.) Museen der Stadt Wien, Wien 1991, ISBN 3-85202-102-2, S. 184–186.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Weinhauser Pfarrkirche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Pfarre Weinhaus: Kirchenführer. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2009; abgerufen am 30. Juni 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarre-weinhaus.at
  2. Der Bildhauer Rochus Haas Der Rosenkranzweg im Garten der Weinhauser Pfarrkirche, abgerufen am 9. Februar 2017
  3. Rosenkranzweg in Weinhaus. Abgerufen am 24. April 2017.
  4. Wiener von Steinmarterl erschlagen, diepresse.com, 9. September 2009, abgerufen am 31. Juli 2023.
  5. Pfarre Weinhaus, Wochenübersicht. Abgerufen am 11. Mai 2019.
  6. Caritas Wien, Le+O, Ausgabestellen. Abgerufen am 11. Mai 2019.

Koordinaten: 48° 13′ 50″ N, 16° 19′ 54,6″ O